Hans-Christian-Hagedorn-Preis 2012: zentrale Insulineffekte und hepatischer Glukosestoffwechsel im Fokus
Komplexe Regulationsstörungen bei Diabetes
Diabetes Typ 2 ist eine komplexe Stoffwechselerkrankung, bei der neben einem Insulinmangel zahlreiche weitere metabolische Veränderungen eine wichtige Rolle spielen. So ist bei Menschen mit Diabetes in der Leber die Regulation der Fettspeicherung und des Stoffwechsels von Glykogen, der körpereigenen Speicherform für Glukose, gestört.
Seit längerem ist bekannt, dass Insulin unterschiedliche Effekte hat, je nachdem ob es im Gehirn oder im übrigen Körper (peripher) verabreicht wird. So lässt beim Menschen eine Insulinapplikation über die Nase die Spiegel des Stoffwechselhormons im Gehirn ansteigen. Detaillierte Kenntnisse der komplizierten Signalwege und Regelkreise fehlen jedoch bisher.
Positive Effekte von intranasalem Insulin
In dem Forschungsprojekt wird untersucht, ob intranasales Insulin Vorteile auf den Gesamtstoffwechsel gegenüber einer peripheren Gabe des Stoffwechselhormons bei Menschen mit Typ 2 Diabetes hat. Dazu sollen die unterschiedlichen Effekte von intranasal und peripher verabreichtem Insulin auf die körpereigene Glukoseproduktion in der Leber und den Glykogenumsatz überprüft werden. Auch die Rolle von Blutfetten und von Fett in der Leber wird untersucht.
Der Vorsitzende der DDG-Jury zur Förderung wissenschaftlicher Projekte, Professor Dr. Michael Nauck, erklärte: „Innovative Ansätze in der Diabetesforschung sind wichtig, um neue Wege zu eröffnen. Die Bestätigung der Hypothesen von Professor Roden könnte langfristig neue Therapieoptionen ermöglichen.“
Insulinforschung – Faszination für Generationen
Der aus Wien stammende Michael Roden ist Direktor der Klinik für Innere Medizin/Stoffwechselkrankheiten am Universitätsklinikum Düsseldorf und Leiter der Abteilung für Klinische Diabetologie am Deutschen Diabetes-Zentrum der Leibniz Gemeinschaft, Düsseldorf. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen der Energiestoffwechsel des Menschen mit dem Fokus auf Diabetes, Adipositas und hormonell begründeten Bluthochdruckerkrankungen.
Hans Christian Hagedorn, der Namensgeber des Forschungspreises, ist als Entwickler neuer Insulinzubereitungen und Mitbegründer des Insulinlaboratoriums Nordisk – einer der Gründungsfirmen von Novo Nordisk – in die Geschichte der Diabetologie eingegangen. Hagedorn gehörte zu den Pionieren der Insulingewinnung und Diabetesforschung, war Gründer des Steno-Diabetes-Hospitals in der Nähe von Kopenhagen, Dänemark, und entwickelte das erste langwirksame Insulin, das NPH-Insulin (Neutrales Protamin Hagedorn), das auch nach ihm benannt ist. Seit 2002 unterstützt Novo Nordisk die Hans-Christian-Hagedorn-Projektförderung und damit das beste Forschungsprojekt auf dem Gebiet der experimentellen oder klinischen Diabetologie.