Hochschulen fordern Ende der Modellphase
In die Berufsgesetze der therapeutischen Gesundheitsfachberufe (Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie) sowie der Hebammen wurden im Jahr 2009 Modellklauseln eingeführt, die es erlauben, auch an Hochschulen die Ausbildung dieser Berufe, die bisher an Berufsfachschulen stattfindet, durchzuführen. Von der hochschulischen Ausbildung der Gesundheitsberufe verspricht sich der Gesetzgeber eine höhere, wissenschaftlich fundierte Qualifikation der Therapeutinnen und Therapeuten sowie Hebammen. Die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung soll hierdurch verbessert werden.
Die Modellklauseln sind bis Ende 2017 befristet. Der Gesetzgeber muss bis spätestens Mitte 2017 darüber entscheiden, ob und wie die Modellstudiengänge in reguläre Studiengänge übergehen sollen. Ohne diese Reform können die Hochschulen letztmalig im Wintersemester 2017/2018 Studierende in diese Studiengänge aufnehmen. Da sich bislang der Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages mit diesem Thema noch nicht befasst hat, befürchten die Hochschulen, dass in dieser Legislaturperiode nicht mehr über die Umwandlung der Modellstudiengänge in reguläre Studiengänge entschieden wird und so keine Planungssicherheit herrscht.
Die Modellstudiengänge haben sich nach Angaben von Prof. Dr. Birgit Schulte-Frei, Dekanin des Fachbereichs Gesundheit & Soziales der Hochschule Fresenius, in der wissenschaftlichen Bewertung als erfolgreich erwiesen und bereiten die Fachkräfte auf die sich verändernden komplexen Versorgungsbedarfe vor.
In den wissenschaftlichen Bewertungen der Modell-Studiengänge wurde auch dargestellt, dass ein Hochschulstudium mit den derzeitigen berufsrechtlichen Vorgaben für die Gesundheitsberufe schwer vereinbar ist. „Bei einer bloßen Verlängerung der Modellklausel wären die Hochschulen mit ihren Studierenden und Lehrenden gezwungen, in einem Modellstatus zu verharren und das Studium weiterhin mit den zum Teil hinderlichen und qualitätsmindernden Einschränkungen durch die Berufsgesetze durchzuführen. Viele Menschen, die sich für die Akademisierung der Gesundheitsberufe stark gemacht haben, würden sich in ihrem Engagement zurückgeworfen fühlen“, sagte Friedrichs.