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Immer weniger Ärzte wollen forschen Medizinstudium muss wissenschaftliches Arbeiten stärker betonen

28.11.2014 17:33
Nur noch rund die Hälfte der angehenden Ärzte in Deutschland erwirbt einen Doktortitel. Damit geht der Medizin seit rund zehn Jahren der Forschungsnachwuchs kontinuierlich verloren. Die AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.) fordert in einer aktuellen Stellungnahme, wissenschaftliches Arbeiten umgehend als Wahlpflichtfach in den Lehrplan des Medizinstudiums aufzunehmen. Denn nur mit einem angemessen wissenschaftlich ausgebildeten Nachwuchs habe das Fach auch an der Universität eine Zukunft. Die AWMF befürwortet auch die vom Wissenschaftsrat geforderte Mindestdauer des Medizinstudiums von sechs Jahren und ein bundeseinheitliches M1-Examen.
Bereits im Mai 2008 forderte die AWMF, eine wissenschaftliche Grundausbildung in den Ausbildungsordnungen des Faches zu verankern. Der Wissenschaftsrat griff dies auf und fordert in seinen aktuellen Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Medizinstudiums nun, dass wissenschaftliche Kompetenzen einen zentralen Baustein im Studium angehender Ärzten bilden. „Denn angesichts des raschen Wissenszuwachses in der Medizin müssen Ärzte in der Lage sein, neue Entwicklungen kritisch zu beurteilen“, sagt Professor Dr. med. Karl-Heinz Rahn, Präsident der AWMF. Dies sei eine Grundvoraussetzung für praktizierte evidenzbasierte Medizin, auch in ländlichen Gebieten.
Umsetzen ließe sich dies im Rahmen des Wahlpflichtfaches, das zur Zeit nur wenige Semesterwochenstunden ausmacht, nach einem Positionspapier des Wissenschaftsrats aber auf 20 bis 25 Prozent des Studiums ausgeweitet werden könnte. „Denn im Gegensatz zu anderen akademischen Fächern fehlt in der Medizin eine Grundausbildung in den wissenschaftlichen Arbeitstechniken“, erläutert Professor Dr. med. Rolf-Detlef Treede aus Mannheim, Vorstandsmitglied der AWMF. Dadurch bringe sich das Fach nicht nur um die Chance, die wissenschaftliche Neugier der Studierenden zu wecken. „Die forschende Medizin geht damit auch das Risiko ein, sich zunehmend abhängig zu machen vom Import von Nachwuchswissenschaftlern aus anderen akademischen Fächern“. Die Grundlagen ließen sich durch einen individuellen, standortspezifischen Schwerpunkt ergänzen.
Ausdrücklich begrüßt die AWMF auch die Position des Wissenschaftsrats, dass das Medizinstudium auf mindesten sechs Jahre angelegt sein sollte, und dass die Zwischenprüfung („M1-Examen“) wieder bundeseinheitlich abgenommen werden sollte. „Wir raten dringend, Kriterien zu entwickeln, die eine vergleichende Evaluation sowohl der Modellstudiengänge als auch der Regelstudiengänge ermöglichen“, betont Professor Rahn. Die AWMF empfiehlt zudem, wissenschaftliche Methodenkurse von der Grundlagenforschung über klinische Studien bis zur Versorgungsforschung anzubieten. Denn der Nachwuchsmangel in den theoretischen und klinisch-theoretischen Fächern der Medizin veranschauliche dieses Defizit der derzeitigen Ausbildungsordnung ebenso wie das fehlende Interesse an klinischer Forschung. Auch für
Versorgungsforschung und translationale Forschung müsse das Studium Interesse wecken.
Zumindest in Teilen könnten die Fakultäten diese Ideen und Forderungen sofort in die Tat umsetzen, für andere Teile ist eine Änderung der Approbationsordnung nötig. Um Bund und Länder hierbei fachlich zu begleiten, schlägt die AWMF vor, eine Expertengruppe für die Revision der Approbationsordnung einzurichten. Ihr sollten auch Vertreter des Medizinischen Fakultätentags, der Bundesärztekammer und der Medizinstudierenden angehören. Dieses Gremium könnte im Rahmen des im Koalitionsvertrag benannten "Masterplan Medizinstudium 2020" aktiv beraten.
Editorial

RoskiHerausgeber
Prof. Dr.
Reinhold
Roski

 

 

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