IQWIG mit Bewertung des kontinuierlichen Glukosemonitorings (CGM) beauftragt
Menschen mit Diabetes mellitus Typ 1 müssen durchschnittlich vier bis acht Mal täglich ihren Blutzuckerwert messen und die Insulindosis daran anpassen. Für jede Messung brauchen die Patienten einen Blutstropfen, den sie durch einen Nadelstich in die Haut gewinnen. Beim kontinuierlichen Glukosemonitoring mit einem CGM-System misst eine Sensorelektrode im Unterhautfettgewebe automatisiert bis zu 1400 Mal täglich den Glukosewert. Der Patient erhält dadurch engmaschig Informationen über den gesamten Tages- und Nachtverlauf seines Blutzuckerspiegels und wird alarmiert, wenn Unter- oder Überzuckerungen drohen. Auf Antrag des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenkassen hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) jetzt beauftragt, die kontinuierliche Glukosemessung mit „Real-Time“-Messgeräten zu bewerten. Prüfen soll das IQWIG auch, inwieweit die CGM Folgeschäden und Stoffwechselentgleisungen verhindert sowie Lebensqualität und Sterberate beeinflusst. Das IQWIG ist angehalten, beim G-BA dazu eingegangene Stellungnahmen einzubeziehen.
diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe mit seinen Mitgliedsorganisationen Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe (VDBD) und Deutsche Diabetes-Hilfe – Menschen mit Diabetes (DDH-M) sieht eine Verbesserung des Glukosestoffwechsels durch die CGM bei bestimmten Nutzergruppen als erwiesen an. Zum Beispiel bei Menschen mit Typ-1-Diabetes, die eine Insulinpumpentherapie anwenden. „Klinische Studien haben gezeigt, dass CGM-Systeme erhöhte Langzeit-Blutzuckerwerte senken und die Häufigkeit von gefährlichen Unterzuckerungen verringern können“, sagt Professor Dr. med. Thomas Danne, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe.
Insbesondere Kinder unter acht Jahren mit Diabetes Typ 1 reagieren häufig sehr empfindlich auf Insulin: Schon geringste Dosen führen bei ihnen dazu, dass der Blutzucker schwankt. „Die Gefahr von Stoffwechselentgleisungen, insbesondere Unterzuckerungen, ist bei diesen kleinen Patienten sehr hoch“, so Professor Danne. Auch Typ-1-Diabetiker, die berufsbedingt nicht regelmäßig messen können oder durch Unterzuckerungen gefährdet sind, würden von einer kontinuierlichen Glukosemessung profitieren. Darunter fallen zum Beispiel Lastkraftwagenfahrer, Seeleute, Dachdecker oder Menschen, die in Reinräumen arbeiten.
Voraussetzung sei, dass Nutzer im Umgang mit der CGM umfassend geschult sind und motiviert, ihre Insulintherapie ständig daran anzupassen: „Der Effekt dieser diagnostischen Technik liegt in der Hand des Patienten, der die Informationen über seinen Blutzuckerspiegelverlauf interpretieren und entsprechend handeln muss“, so Professor Danne. Erst dann ermögliche das Mehr an Informationen einen sichereren Umgang mit der chronischen Erkrankung.
Bei den gesetzlichen Krankenkassen gilt die CGM als „Neue Untersuchungs- und Behandlungsmethode“ (NUB). Deren Kosten werden bislang nur im Einzelfall auf Antrag und nach Prüfung durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) übernommen. Viele Kassen lehnen die Kostenerstattung mit der Begründung ab, diese Leistung sei nicht im Hilfsmittelverzeichnis enthalten und die Studienlage spreche nicht ausreichend dafür. diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe fordert eine Erstattung für jenen Patientenkreis, der von einer Nutzung der CGM deutlich profitieren würde: „Letztendlich ist hierbei von maximal einigen Tausenden CGM-Nutzern in Deutschland auszugehen“, stellt Professor Danne heraus.