KfH-Stiftung Präventivmedizin stellt von ihr geförderte medizinische Forschungsprojekte in der Nephrologie vor
09.12.2014 11:01
Das Ende der ersten Förderperiode und den Start der zweiten Förderperiode nahm die KfH-Stiftung Präventivmedizin zum Anlass, ein Symposium am 5. Oktober in Berlin auszurichten. Hier wurden die Ergebnisse der ersten fünf patientenorientierten Forschungsprojekte? präsentiert und die neuen Forschungsprojekte zur Versorgungsmedizin vorgestellt.
„Die Herausforderungen bei der Behandlung nierenkranker Patienten liegen heute nicht mehr so sehr in den mangelhaften oder nicht vorhandenen therapeutischen und organisatorischen Möglichkeiten. Sie sind vielmehr in der großen Zahl nierenkranker Patienten, ihrer frühzeitigen Identifizierung sowie in den Begleiterscheinungen der Niereninsuffizienz und einer demographisch wie auch medizinisch zunehmend schwieriger werdenden Patientenpopulation zu finden“, erläuterte die Koordinatorin der Stiftung PD Dr. Cornelia Blume. Die KfH-Stiftung Präventivmedizin habe es sich zur Aufgabe gemacht, die durch die geförderten Projekte zusammengetragenen wertvollen Daten als „Mehrwert“ in die deutsche nephrologische Versorgung einzubringen, erklärte der KfH-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. med. Dieter Bach. Es sei Ziel der Stiftung, durch die Schaffung einer wissenschaftlich fundierten Datenlage prophylaktische Konzepte zur Verhinderung der langfristigen Niereninsuffizienz mit zu entwickeln. Eine Kernaufgabe der Stiftung ist deshalb die Schaffung einer gemeinsamen Kerndatenbank für alle Projekte, die langfristig genutzt werden kann und damit auch für zukünftige wissenschaftliche Fragestellungen zur Verfügung steht. Hierfür ist eine unvoreingenommene Vernetzung und Zusammenarbeit der Projekte Voraussetzung.
Die Projekte der ersten Förderperiode
Entsprechend hat die KfH-Stiftung Präventivmedizin in der ersten Förderperiode fünf große Patientenstudien unterstützt. Die Kohortenstudien umfassten insgesamt ca. 14.500 Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen in allen Stadien vor der Dialysepflicht. Diese Daten wurden in einer Kerndatenbank gespeichert und stehen zur weiteren wissenschaftlichen Auswertung zur Verfügung.
Folgende fünf Projekte waren Bestandteil der ersten Förderperiode:
The Cardiovascular Comorbidity in Children with Chronic Kidney Disease Study, „4C“
Die Studie beobachtet Herz- und Gefäßbeteiligung bei Kindern mit chronischer Nierenerkrankung, die entweder mit Hämodialyse, Peritonealdialyse oder Transplantation behandelt werden. Bei diesen jungen Patienten sind strukturell bereits Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems mit erheblichem Komorbiditätspotenzial manifest. Anhand der Langzeit-Beobachtungsstudie mit derzeit 704 Patienten im Alter von 6 bis 17 Jahren in mehr als 55 kindernephrologischen Zentren in 12 europäischen Ländern sollen Faktoren, die Hinweise auf den Verlauf der kardiovaskuläre Events geben können und Richtlinien für die optimale Therapie der renalen Osteodystrophie gefunden werden.
German Chronic Kidney Disease Study (GCKD)
In dieser größten geförderten Studie werden Progressionsfaktoren für das Voranschreiten einer Niereninsuffizienz im Erwachsenenalter ermittelt. In ganz Deutschland wurden 5.298 niereninsuffiziente Patienten rekrutiert, die nun über zehn Jahre weiterbeobachtet werden. Beobachtungen zu Krankheitsverlauf, Beschwerden und Komplikationen werden mit Erbinformationen und Mess-Ergebnissen in Blut- und Urinproben verglichen und statistisch-epidemiologisch ausgewertet.
Berliner Initiative Studie (BIS)
Diese Studie untersucht die Epidemiologie der chronischen Niereninsuffizienz bei über 70-Jährigen anhand der absoluten Häufigkeit von Neuerkrankungen (Inzidenz) und der relativen Häufigkeit zu einem bestimmten Zeitpunkt (Prävalenz) sowie Risikofaktoren für die Entstehung einer Niereninsuffizienz und für das Erreichen eines dialysepflichtigen Nierenversagens. Dabei hat sich die Studie in einer Querschnittsstudie an 610 Probanden auch zum Ziel gesetzt, die derzeit übliche Schätzung der Nierenfunktion bei Personen über 70 Jahre durch eine validierte Methode zu verifizieren.? Die Längsschnittstudie beobachtet 2.069 Patienten, von denen auch Blut und Urin für Biomarker-Screening asserviert wurden.
Die „DIAbetes COhoRtE“ (DIACORE)
Die Studie erforscht mögliche Ursachen der Nierenbeteiligung bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 und identifiziert hier frühe, ggf. auch genetische Faktoren, die neben typischen Risikofaktoren wie Hypertonie oder Rauchen zur Ausbildung einer diabetischen Nephropathie (DNP) mit der Erfordernis einer Nierenersatztherapie beitragen. Es wurden hierzu 3.001 Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 aus den Räumen Regensburg und Mannheim erfasst.
„Coronary Artery Disease and REnal Failure“-Register (CAD-REF)
Das prospektive Register evaluiert den Krankheitsverlauf bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung (KHK) und chronischen Nierenerkrankungen als Basis für therapeutische Ansätze. Initiiert wurde dies durch die Arbeitsgemeinschaft „Herz–Niere“ der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie und der Gesellschaft für Nephrologie. Ausgehend von der Tatsache eines bis zu 20-fach erhöhten Risikos nierenkranker Patienten für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gegenüber nierengesunden Patienten sollen genetische Faktoren für die Entstehung und den Verlauf dieses Zusammenhangs ergänzend zu klassischen Risikofaktoren anhand von 3.352 rekrutierten Patienten untersucht werden.
Ausblick auf die Projekte der zweiten Förderperiode
Im Rahmen der zweiten Förderperiode stehen die Probleme der medizinischen Versorgung nierenkranker Menschen im Vordergrund. Aspekte der Kranken- und Gesundheitsversorgung sollen analysiert sowie auch der Frage nach den ökonomischen Vor- und Nachteilen verschiedener Therapieansätze nachgegangen werden. Mögliche Versorgungsprobleme werden so frühzeitig identifiziert, um Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. Dazu werden weitere fünf Projekte, diesmal aus dem Bereich der Versorgungsmedizin, gefördert:
Berliner Initiative Studie (BIS-prevention)
Die Studie ist eine Ergänzung der BIS-Studie aus der ersten Förderperiode. In der aktuellen Projektphase werden nun auch der Einfluss der häuslichen Lebenssituation bei den erkrankten Personen sowie das Fortschreiten der Nierenerkrankung untersucht.
IMREN-Studie (Inadäquate Medikation bei Pflegeheimbewohnern mit chronischer Niereninsuffizienz)
Die IMREN-Studie befasst sich mit dem Zusammenhang zwischen Pflegebedürftigkeit und Medikation auf die Nierenfunktion bei Pflegeheimbewohnern. Es wird untersucht, wie Menschen aus dieser Patientengruppe bei der Erhaltung ihrer Nierenfunktion unterstützt werden und potentiell schädigende Faktoren ausgeschaltet werden können.
Nephro-DEGS (Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland)
Die DEGS-Studie wird vom Robert Koch-Institut durchgeführt und die erhobenen Datensätze werden in verschiedenen Forschungsprojekten anderer Einrichtungen ausgewertet. Die Daten werden unter anderem im Hinblick auf mögliche Determinanten der chronischen Niereninsuffizienz untersucht.
REFACE-Studie (Renal Function in Ambulatory Care)
Hierbei handelt es sich um ein Projekt zur Datenanalyse. Die Studie wertet Daten einer Gesundheitsstudie aus Mecklenburg-Vorpommern wie auch Datensätze der kassenärztlichen Vereinigung und von Hausärzten aus. Untersuchungsgegenstand ist die Versorgung nierenkranker Patienten in der Hausarztpraxis.
TRANSNephro-Studie
Das Forschungsprojekt verfolgt das Verhalten von nierentransplantierten Jugendlichen im Rahmen der Behandlung mit immunsuppressiven Medikamenten. Ziel ist es, ein Konzept zur bestmöglichen Begleitung der Jugendlichen auf dem Weg ins Erwachsenenalter zu entwickeln. In der Studie werden auch moderne Formen der Telemedizin mit Hilfe von Smartphone-Anwendungen eingesetzt.