Kruse fordert bessere schmerzmedizinische Versorgung
„Ich weiß, wie schwer es für Patientinnen und Patienten ist, ausgewiesene Experten zu finden“, sagte Kruse zum Auftakt des Deutschen Schmerz- und Palliativtages. „Wir müssen die Zahl der Schmerzmediziner deutlich erhöhen und auch die Vergütung ihrer Leistungen verbessern“, forderte der renommierte Gerontologe und Psychologe.
Fragen stellen und zuhören
„Das A und O in der Schmerzmedizin ist die differenzierte Befunderhebung“, so Kruse. Ärzte sollten daher viele Fragen stellen und gut zuhören: Wann treten Schmerzen auf? Wie stark sind sie? Sind die Schmerzen unterschiedlich intensiv? Welche Erkrankungen tragen zum aktuellen Schmerzempfinden bei? Gibt es Situationen, in denen Patienten die Schmerzen besser ertragen können? Für den Behandlungserfolg sei es außerdem wichtig, eine langfristige vertrauensvolle Arzt-Patientenbeziehung aufzubauen und dem Patienten zu vermitteln, dass eine erhebliche Schmerzlinderung möglich ist.
Eine Investition in optimale Versorgungsstrukturen zahlt sich aus
„Zu einer guten schmerztherapeutischen Versorgung gehört, dass alle beteiligten Disziplinen sehr eng miteinander kooperieren“, betonte Kruse. Neben der Medizin als Leitdisziplin seien Psychotherapie, Krankengymnastik und Ergotherapie unabdingbar, um Schmerzen zu vermeiden oder zu lindern. „Wenn Menschen den Eindruck haben, mit Blick auf ihre Schmerzustände in einer guten medizinischen und psychotherapeutischen Versorgung zu sein, fühlen sie sich ernst genommen, pilgern nicht von Arzt zu Arzt und die Compliance steigt“, davon ist der Gerontologe überzeugt. Letztendlich rechne sich die Investition in eine gute Versorgung dann auch für Kostenträger.
Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin fordert Bedarfsplanung
Um die Versorgung von Schmerzpatienten in Deutschland zu verbessern, fordert die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin schon seit Jahren die Berücksichtigung der Schmerzmedizin in der Bedarfsplanung. Da es aktuell weder eine geregelte Ausbildung noch eine Facharzt-Qualifikation für Schmerzmediziner gibt, wird das Fachgebiet in der Bedarfsplanung nicht berücksichtigt. So kann es passieren, dass bei einer Praxisübergabe z. B. eines Neurologen mit schmerzmedizinischer Spezialisierung eine Anlaufstelle für Schmerzpatienten verloren geht, da bei der Auswahl des Nachfolgers ausschließlich das Fachgebiet, in diesem Fall die Neurologie, relevant ist. Damit ist auch die Kontinuität in der schmerzmedizinischen Behandlung der dort betreuten Patienten nicht gewährleistet.
Kruse sieht den Deutschen Schmerz- und Palliativtag als „Impulsgeber“ für eine bessere Versorgung von Schmerzpatienten. „Mit dem Schmerz- und Palliativtag dokumentieren wir der Außenwelt, wie wichtig es ist, dass wir uns mit Patientinnen und Patienten, die an chronischen Schmerzen leiden, sehr intensiv auseinandersetzen. Auch die Palliativ-Versorgung sollte in unserer Gesellschaft ein deutlich größeres Gewicht haben, als das heute der Fall ist.“