Landesweites Untersuchungsprojekt soll Versorgung Contergangeschädigter verbessern
Ziel des Projekts sind individuelle Behandlungs- und Versorgungskonzepte, die die körperliche und psychische Situation der rund 800 Contergan-geschädigten Menschen in Nordrhein-Westfalen besser berücksichtigen. Zu diesem Zweck werden repräsentativ rund 200 Contergan-Geschädigte aus Nordrhein-Westfalen ausführlich medizinisch und psychologisch in der Dr. Becker Rhein-Sieg-Klinik in Nümbrecht (Oberbergischer Kreis) untersucht. Nach Abschluss der Untersuchungen erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen individuellen Untersuchungsbericht, der auch Behandlungsempfehlungen enthalten kann.
Insbesondere die Langzeitauswirkungen und Spätschäden der in den 1960er Jahren durch Thalidomid bedingten Behinderungen und Beeinträchtigungen der Betroffenen werden im Rahmen der Forschungsarbeit eingehend untersucht. Denn Contergan-Geschädigte kompensieren seit mittlerweile 50 Jahren ihre Behinderungen. Die Kaffeetasse mit den Füßen zum Mund zu führen, ist dabei nur ein Beispiel für zahlreiche antrainierte Bewegungsabläufe. Genau durch diese Belastungen treten jetzt aber neue, noch nicht erfasste Folgeschäden auf.
Viele der Betroffenen leiden seit Jahren unter chronischen Schmerzen zum Beispiel im Bereich der Lenden- oder Halswirbelsäule. Infolgedessen scheiden viele der Betroffenen frühzeitig aus dem Berufsleben aus und können nur noch in ihrer Eigenständigkeit stark eingeschränkt leben. Weil es sich bei den Geschädigten häufig um Menschen mit starken Behinderungen handelt, wird das Forschungsvorhaben durch ein so genanntes „Peer-To-Peer” Projekt der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW begleitet. Dabei begleiten speziell geschulte Personen, die selber Contergan bedingte Schädigungen aufweisen (peers), die Studienteilnehmerinnen und - teilnehmer während der Durchführung der Studie und stehen ihnen unterstützend zur Seite. Im kommenden Jahr soll die Studie abgeschlossen sein.