Studie zu Prostatakrebs
Eine Arbeitsgruppe um Professor Dr. med. Peter Hammerer vom Klinikum Braunschweig und Professor Dr. med. Dr. h.c. Manfred Wirth vom Uniklinikum Dresden hat die gesundheitsbezogene Lebensqualität von Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakarzinom untersucht, die sich einer langjährigen Androgendeprivationstherapie unterzogen haben. Die medikamentöse Androgendeprivation ist nach Angaben Studienautoren die Standardtherapie bei Patienten mit einem fortgeschrittenen oder metastasierten hormonabhängigen Prostatakarzinom. Dennoch habe es bislang keine belastbaren Daten zur Wirksamkeit der Therapie und zur Lebensqualität der Patienten im Vergleich zu altersgematchten Kontrollpatienten über einen langen Zeitraum gegeben.
Die Ergebnisse:
Die Lebensqualität wurde sowohl von PCa-Patienten als auch von der Kontrollgruppe mit einem Karnofsky-Index von 88 als hoch bewertet. Der Karnofsky-Index dient, so die Autoren, zur Bewertung der symptombezogenen Einschränkung von Aktivität, Selbstversorgung und Selbstbestimmung bei Krebspatienten. Ein Index von 100 bedeutet zum Beispiel, dass der Patient keinerlei Beschwerden hat und keine Zeichen einer Krankheit zeigt. Ein Index von fast 90 bedeutet, der Patient ist zu normaler Aktivität fähig und zeigt kaum oder geringe Symptome.
Mit 64,6 (100=gut, 0=schlecht) bewerteten die Krebspatienten ihren allgemeinen Gesundheitszustand nur geringfügig schlechter als die Vergleichsgruppe (66,8). Lediglich bei den Symptomen Müdigkeit und Schlaflosigkeit sei die Bewertung der Krebspatienten signifikant schlechter ausgefallen. Zudem zeigten die PCa-Patienten eine deutlich geminderte Sexualität und sexuelle Funktionalität. Zu berücksichtigen sei dabei aber die Tatsache, dass sich 163 der 536 untersuchten Patienten bereits einer radikalen Prostatektomie unterzogen hatten. Im Vergleich zur Kontrollgruppe wiesen die PCa-Patienten weniger Symptome des Harntrakts und stärkere Symptome durch den Hormonentzug auf. Zudem hatten sie einen höheren Bedarf an Kontinenzhilfen.
Bei der emotionalen Verfassung und der sozialen Funktionalität zeigten sich nur marginale Unterschiede zwischen PCa-Patienten und der Kontrollgruppe.
Gute Wirksamkeit
Die Studie lieferte auch retrospektive Daten zur Wirksamkeit der Therapie: Bereits sechs Monate nach Beginn der Therapie sei der mediane PSA-Wert um mehr als 90 Prozent gesunken und bis zu 13 Jahren auf diesem niedrigen Niveau verblieben. Der mediane Testosteronspiegel habe nach den ersten sechs Behandlungsmonaten deutlich im Kastrationsbereichniveaus gelegen und verblieb dort bis zur aktuellen Visite.
Auch die Verträglichkeit des Medikamentes wurde von den behandelnden Ärzten, insgesamt beteiligten sich 30 urologische Praxen aus dem gesamten Bundesgebiet, positiv beurteilt. Mehr als 99 Prozent der Ärzte bewerteten nach Angaben der Autoren die Verträglichkeit als „gut“ bis sehr „sehr gut“.
„Unsere Analyse der Daten aus urologischen Praxen bestätigt eindrucksvoll, dass die Langzeitthearpie mit Leuprorelinacetat in Mikrokapseln eine wirksame, verträgliche und vor allem belastungsarme Option für Patienten mit fortgeschrittenem hormonsensitiven Prostatakarzinom ist“, so Prof. Dr. med. Peter Hammerer.
Quellenangabe: Hammerer PG et al. Health-Related Quality of Life in 536 Long-Term Prostate Cancer Survivors after Treatment with Leuprorelin Acetate: A Combined Retrospective and Prospective Analysis. Urol Int 2018; 100: 72-78