Leberentzündungen: DGVS fordert Verbesserungen bei der Früherkennung
Die Leber leidet lange still. Beschwerden in Form von Schmerzen oder einer Gelbfärbung der Augen und Haut zeigen sich in der Regel erst, wenn die Leber schon schwer geschädigt ist. Doch so weit muss es nicht kommen, denn seit Oktober 2021 ist das Screening auf Hepatitis-B- und -C- Viren Teil des Gesundheits-Check-up ab 35 Jahren. Besonders problematisch bei Hepatitis B und C ist die hohe Dunkelziffer an Erkrankten. Auch ohne Symptome können Infizierte hochansteckend sein und – ohne es zu wissen – die Infektion verbreiten. „Nicht auf Hepatitisviren zu testen, ist nicht zu rechtfertigen und sogar unethisch. Ganz wichtig: Es gibt für jeden Infizierten eine geeignete, absolut sichere und hocheffektive Therapie. Eine Hepatitis-B-Virusinfektion ist gut kontrollierbar und eine mit Hepatitis C mittlerweile sogar innerhalb von 8 bis 12 Wochen heilbar“, erklärt Professor Dr. med. Heiner Wedemeyer, Mediensprecher der DGVS und Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie an der Medizinische Hochschule Hannover.
Ein besonderes Augenmerk gelte es noch auf eine andere Form der Hepatitis zu legen: die Fettleberhepatitis. Sie ist eine Folge der Fettlebererkrankung. Hier fehlten bisher geeignete Versorgungsstrukturen. Daher fordert die DGVS gemeinsam mit anderen Fachgesellschaften und Patientenorganisationen die Aufnahme der Fettleber in die Disease-Management-Programme Diabetes und Adipositas. „In Deutschland leidet fast ein Drittel der Bevölkerung an einer nicht-alkoholischen Fettleber. Modellrechnungen für Deutschland aus dem Jahr 2016 ergaben eine Prävalenz der Fettleberhepatitis von 4 Prozent. Schätzungen gehen davon aus, dass die Anzahl der Fettleberhepatitis-Patient*innen in Deutschland bis zum Jahr 2030 auf 4,7 Millionen Fälle ansteigen wird. Diese Menschen werden zurzeit in keinem Vorsorgeprogramm aufgefangen – das muss sich dringend ändern!“, appelliert Wedemeyer an die Politik.
Wird die Hepatitis nicht rechtzeitig erkannt und therapiert, folgen daraus sehr häufig eine Leberzirrhose und ein erhöhtes Risiko für Leberkrebs. „Jede Entzündung der Leber lässt Narbengewebe zurück, das im Gegensatz zu gesundem Lebergewebe aber nicht funktional ist. Die Leber verliert mit jeder akuten Hepatitis an Leistungsfähigkeit – bis sie irgendwann ihre Rolle als zentrales Stoffwechselorgan nicht mehr wahrnehmen kann“, erklärt der Hepatologe. Die Folge: Nährstoffe aus der Nahrung können vom Organismus nicht mehr richtig aufgenommen und Giftstoffe nicht mehr ausgeschieden werden. Zudem führt eine nicht therapierte Hepatitis zu Komplikationen wie einer erhöhten Blutungsneigung, Hirnschädigung, Bauchwasserbildung bis hin zum Leberversagen. „Eine Früherkennung von Fettleber-Patient*innen ist heute bereits mit einfachen Routinetests möglich ist. Diese Chance muss ergriffen werden“, fordert Wedemeyer. Die entsprechenden Screening-Algorithmen werden in der neuen Leitlinie nicht-alkoholische Fettlebererkrankung aufgeführt.
Hepatitis B und C werden durch Infektionen mit entsprechenden Hepatitisviren hervorgerufen. Beide Erkrankungen können in ihrem jeweiligen Anfangsstadium beinahe völlig symptomfrei verlaufen, sind aber bereits übertragbar. Auch der Infektionsweg ist ähnlich: Beide Varianten werden über das Blut übertragen, zusätzlich sind Infektionen über sexuellen Kontakt möglich. In beiden Fällen reichen bereits geringe Mengen der Erreger aus, um die Erkrankung zu übertragen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung gegen Hepatitis B für Säuglinge, Kinder und Jugendliche, Erwachsene in Berufen mit einem erhöhten Infektionsrisiko sowie Menschen mit einem geschwächten Immunsystem. Für Hepatitis C gibt es bislang noch keine Schutzimpfung, hierzu wird aber insbesondere in Deutschland intensiv geforscht.
Zur aktualisierten S2k-Leitlinie nicht-alkoholische Fettlebererkrankung