Medikationsfehler als Ursache für Krankenhauseinweisungen
BfArM-Präsident Prof. Dr. Karl Broich betonte mit Blick auf den Patientenschutz den engen Zusammenhang zwischen dem neuen Forschungsprojekt und den Pharmakovigilanz-Aufgaben des BfArM: „Medikationsfehler führen in der Praxis immer wieder zu erheblichen Gesundheitsschäden, obwohl sie häufig vermeidbar wären. Hier können wir mit unserer Forschung im Sinne der Patientinnen und Patienten gezielt zu einer weiteren Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit beitragen.“
Zur Häufigkeit und den konkreten Ursachen von Medikationsfehlern in der ambulanten und stationären Krankenversorgung in Deutschland liegen bisher nur wenige Daten vor. Schätzungen zufolge führen unerwünschte Arzneimittelwirkungen durch vermeidbare Medikationsfehler in Deutschland zu ca. 500.000 Krankenhausnotaufnahmen pro Jahr. Das Forscherteam unter der Leitung von Prof. Dr. Julia Stingl und Prof. Dr. Dirk v. Mallek am BfArM und vom Fakultätszentrum Translationale Medizin an der Universität Bonn will jetzt belastbare repräsentative und häufigkeitsbezogene Daten aus der Praxis gewinnen, um die Bedeutung von Medikationsfehlern im Kontext der praktischen Anwendung von Arzneimitteln verbessert einschätzen zu können. Zugleich soll die Relation zu solchen unerwünschten Arzneimittelwirkungen erfasst werden, die nicht durch Medikationsfehler verursacht werden.
Durch die Zusammenarbeit mit den drei repräsentativen Kliniken werden im Forschungs-projekt insgesamt etwa 90.000 Krankenhausnotaufnahmen erfasst, darunter voraussichtlich 9.000 Fälle, die auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen zurückgehen. Hier soll untersucht werden, wie viele dieser Fälle Medikationsfehler darstellen und durch vorbeugende Maßnahmen zukünftig vermeidbar wären.
Das neue Forschungsprojekt wird in enger Kooperation mit der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft durchgeführt, die zeitgleich ein Projekt zur zentralen Erfassung und Bewertung von Medikationsfehlern startet. Hierbei kommen auch Daten aus dem Spontanmeldesystem zum Einsatz, also Verdachtsmeldungen, die u.a. Ärzte und Patienten an das BfArM melden. Beide Projekte sind Teil des Aktionsplans 2013-2015 des Bundesministeriums für Gesundheit zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit in Deutschland.