Neue Asklepios-Studie: Sind Qualitätsberichte der Kliniken für die Tonne?
Die Nähe zu ihrem Wohnort, um keine lange Anfahrt zu haben und nicht weit von der Familie entfernt zu sein, ist den Deutschen laut Studie wichtiger. Für 40 Prozent derjenigen Befragten, die kürzlich in einer Klinik waren, war die Lage der Einrichtung das entscheidende Kriterium.
"Es ist erschreckend, dass die Patienten sich mit der Qualität der Krankenhäuser nicht auseinandersetzen", sagt Prof. Dr. Christoph U. Herborn, Medizinischer Direktor der Asklepios Kliniken. "Patienten sollten sich vor aufwendigen Eingriffen über die Qualität der Behandler und Krankenhäuser informieren. Die meisten von uns müssen nur einmal im Leben einen schweren Eingriff durchmachen, dann sollte man aber auch bereit sein, etwas weiter weg vom Wohnort zu reisen, damit ein Experte die Operation durchführt", so Prof. Herborn. "Es ist zwar verständlich, dass Betroffene für ein neues Kniegelenk oder eine Gallenstein-OP zum Krankenhaus um die Ecke gehen, weil sie das Haus kennen und Freunde und Verwandte sie dort besuchen können. Aber gefährlich ist es trotzdem, wenn die Patienten sich mit dieser bequemsten Lösung zufriedengeben, ohne zu hinterfragen, welche qualitativen Leistungen diese Klinik erbringt."
Lage schlägt Qualifikation, Häufigkeit der Eingriffe und Komplikationsraten
Wer in den vergangenen fünf Jahren ein Krankenhaus aufsuchen musste, hat laut der Studienergebnisse aus 19 abgefragten Kriterien vor allem die Lage dafür entscheiden lassen. Die Qualifikation der Ärzte war immerhin für 38 Prozent noch ausschlaggebend. 33 Prozent hat die Spezialisierung in einem bestimmten Fachgebiet interessiert.
Gerade bei Operationen spiele jedoch nicht nur die Expertise eine Rolle, sondern auch die Routine. Laut der vorliegenden Studie ist die Häufigkeit der Eingriffe nur für 24 Prozent ein wichtiges Kriterium bei der Entscheidung für eine Einrichtung. Die Infektions- und Komplikationsraten sind für die Befragten sogar noch deutlich unwichtiger (zehn Prozent). Dabei gelte: Je häufiger ein bestimmter Eingriff durchgeführt werde, desto weniger Komplikationen träten auf. Das belegten zahlreiche Studien.
Daher sei zur Gewährleistung einer guten Behandlungsqualität auch eine Mindestmengenregelung für bestimmte Indikationen eingeführt worden - wenn Kliniken Eingriffe nicht oft genug durchführten, dürften sie diese künftig nicht mehr über die Krankenkasse abrechnen. Diese Zusammenhänge spielten für Patienten offenbar kaum eine Rolle: Sie entschieden sich lieber für kurze Wege anstatt Erfahrung und Routine.
Informationen in Qualitätsberichten sind vergebliche Liebesmüh
Angaben zur Anzahl der Komplikationen und zur Häufigkeit der Eingriffe in den Qualitätsberichten der Krankenhäuser gäben indirekt Hinweise auf das Risiko einer Behandlung in der jeweiligen Einrichtung. Ebenfalls enthalten: Ein Überblick über das Diagnose- und Behandlungsspektrum. Doch nur die Hälfte der Deutschen kennt die Qualitätsberichte und nur elf Prozent hätten überhaupt jemals einen gelesen. Statt in die aufwändig erstellten Berichte zu schauen, vertrauten die Deutschen lieber ihrem Fach- oder Hausarzt (je 89 Prozent).
"In die Berichte fließen sorgfältig recherchierte wichtige Informationen ein und sie sind zeitaufwändig zu erstellen. Doch dann verschwinden sie ungelesen in der Versenkung. Sie haben kaum Einfluss auf die Entscheidung der Patienten", sagt Prof. Christoph U. Herborn, Medizinischer Direktor bei Asklepios. "Vielleicht sollten die Vorgaben zur Aufbereitung der Qualitätskriterien vom Gesetzgeber überdacht werden, um attraktiver für Patienten zu sein."