Neue Infrastruktur für 18 Standorte
„Mit der Neustrukturierung wollen wir Synergien schaffen“, sagt Gehle, der selbst gelernter Altenpfleger ist. Das betreffe die Kompetenzen einzelner Fachbereiche, die interdisziplinäre Zusammenarbeit, aber auch ein häuserübergreifendes Belegungsmanagement. „Durch die enge Vernetzung können wir unseren Kunden ein breites Leistungsangebot eröffnen.“ Auch für das Personalmanagement habe die neue Struktur einen klaren Vorteil: Bei Personalengpässen können Mitarbeiter vorübergehend an anderen Standorten eingesetzt werden. Beim Recruiting von Fachpersonal sei die neue Organisation ebenfalls ein Gewinn. „Als Verbund haben wir die Möglichkeit, Mitarbeiter zentral weiterzubilden oder in andere Unternehmenszweige hinein schnuppern zu lassen.“ Letztlich sei das der Schlüssel für eine nachhaltige Mitarbeiterbindung. Gehle: „Uns liegt sehr viel daran, unsere Mitarbeiter zu halten. Das funktioniert nur, wenn wir ihnen auf Dauer einen Mehrwert bieten, indem sie sich beispielsweise zu Führungskräften ausbilden lassen können.“
Mit der Umstrukturierung verkürzten sich die Kommunikationswege: „Unsere Kommunikation wird nun zentral gesteuert“, sagt Gehle. Anfragen müssten nicht mehr durch mehrere Instanzen laufen, sondern könnten kurzfristig geklärt werden. „Alle Fäden laufen zentral zusammen. Wir können Vorgänge beschleunigen und Prozesse optimieren. Wir sind jetzt zum Beispiel in der Lage, medizinische Bedarfe und Lebensmittel zentral zu ordern“, so Gehle. Das spare Kosten, vermeide unnötige Transportwege und komme schließlich der Umwelt zugute.
Neue Struktur für mehr Transparenz
Für die Transparenz nach außen sei die Umfirmierung ein wichtiger Schritt. Gehle: „Unser Firmenverbund hat sich in den letzten vier Jahren erheblich vergrößert und über 200 Prozent an Pflegeplätzen dazugewonnen.“ Allein im Bereich ‚Wohnen mit Service‘ und im ambulanten Sektor verbuche er einen Zuwachs von 30 bis 40 Prozent. „Das Ergebnis waren zahlreiche Betreibergesellschaften, die zwar dieselbe Geschäftsführung hatten, aber teilweise unterschiedliche Namen.“ Das habe Bewohner, Mitarbeiter und Verbraucher irritiert. Im Zuge der Neuorganisation erhielten alle Pflegehäuser deshalb ein einheitliches Erscheinungsbild. Nur in einigen Fällen war eine Umbenennung notwendig. „In Bremen wurden vier stationäre und zwei ambulante Einrichtungen namentlich angepasst“, erklärt Gehle. Zudem eröffnete der Pflegeanbieter einen neuen ambulanten Pflegedienst am Klinikum Bremen-Mitte. Er reagiert damit auf das Bedürfnis zahlreicher Pflegebedürftiger, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu wohnen.
Diversität bietet Potential
Torsten Gehle arbeitete in den vergangenen 30 Jahren auch selbst als Pflegedienst- und Einrichtungsleiter und entschied sich bewusst für die Projektarbeit im Gesundheitswesen. Er gründete 1993 seinen ersten ambulanten Pflegedienst, den er nach und nach durch andere Pflegeinrichtungen erweiterte. Mit rund fünf Mitarbeitern startete er damals und beschäftigt heute über 1.000 Personen, davon 20 Auszubildende und fünf Umschüler. „Im Gründungsjahr lagen unsere Bruttoeinnahmen umgerechnet bei 100.000 Euro“, so Gehle. Heute liegt der Jahresumsatz der 18 Convivo-Häuser bei 35 Millionen Euro.
Nach rund drei Jahrzehnten Pflegebusiness zieht Gehle Bilanz: „Unabhängig von meiner Funktion hat sich gezeigt, dass Diversität und Meinungsvielfalt von Mitarbeitern die Basis für eine positive Weiterentwicklung sind. Wir pflegen deshalb flache Hierarchien und bevorzugen den direkten Austausch.“ Dafür steht auch der Unternehmensname. „Convivo steht für ‚Miteinander‘ – für ein Netzwerk aus zwischenmenschlichen Beziehungen“, erklärt der Geschäftsführer. „Wir entwickeln gemeinsam zukunftsfähige Konzepte für ein würdevolles Leben im Alter.“
Sanierung statt Überangebot
Doch nicht nur auf die Betriebsführung von Objekten und Einrichtungen beschränken sich die Aktivitäten der Convivo-Gruppe. „Wir bieten auch Unternehmens- und Managementberatung“, erklärt Gehle. Das Portfolio beginnt mit der konzeptionellen Entwicklung und endet bei der Ausstattung von Immobilien. „Darüber hinaus engagieren wir uns in der Reorganisation und Sanierung von bislang unwirtschaftlichen Einrichtungen der Gesundheits- und Seniorenpflege.“ Dadurch könne langfristig ein Überangebot an Pflegeinrichtungen verhindert und gleichzeitig eine flächendeckende Versorgungstruktur gewährleistet werden.