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Neues endoskopisches Verfahren

20.04.2010 16:45
Krebs in Speiseröhre, Magen und Enddarm ohne Operation entfernen

Krebserkrankungen in Magen, Speiseröhre und Enddarm lassen sich auch ohne Operation entfernen. Mit einer in Japan entwickelten Technik, die derzeit auch in Deutschland Fuß fasst, können selbst größere Schleimhauttumore mit Hilfe eines Endoskops abgetrennt werden. Experten stellen das Verfahren auf dem 40. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Endoskopie und Bildgebende Verfahren (DGE-BV) in Hannover vor.

"Eine Endoskopische Submukosa-Dissektion (ESD) ist immer dann möglich, wenn die Krebserkrankung noch auf die Schleimhaut beschränkt ist", erläutert Tagungspräsident Professor Dr. med. Jürgen Hochberger, der das Verfahren am St. Bernward Krankenhaus in Hildesheim durchführt. Der Eingriff erfolgt über ein hochflexibles, kleinfingerdickes Endoskop in leichtem Sedierungsschlaf.

Zunächst markiert der Arzt die Ausdehnung des Tumors. Dann spritzt er mit einer feinen Nadel Flüssigkeit unter die Schleimhaut. Der Tumor wird dadurch vom Untergrund abgehoben. Jetzt kann der Arzt ihn von den Seiten her in einem Stück entfernen. Was sich einfach anhört, ist in der Praxis ein schwieriges Unterfangen, da der Arzt keinesfalls die Wand von Magen, Speiseröhre oder Enddarm durchtrennen darf.
Entwickelt wurde die ESD in Japan.

"Dort ist der Magenkrebs sehr viel häufiger als in Deutschland und eine Früherkennung durch Magenspiegelung seit vielen Jahren üblich", berichtet Professor Hochberger: "Die Ärzte suchten nach einer Methode, den Patienten eine Operation zu ersparen." Die Lösung lautet ESD. Zunächst wurden nur kleinere Tumore entfernt. Heute werden regelmäßig Tumore mit einer Ausdehnung von zwei Zentimetern oder mehr entfernt.

In Japan und Korea wurden bereits mehrere tausend Patienten behandelt. In Deutschland sind es deutlich weniger. Ein deutschlandweites ESD-Register sammelt seit August 2008 die Erfahrungen der deutschen Ärzte. Im ersten Jahr meldeten 13 Kliniken 68 Operationen. 56 wurden an Magen und Speiseröhre, die restlichen im Dickdarm durchgeführt. Nicht immer ging alles glatt: Bei vier Patienten kam es zu einer Perforation der Darmwand. Drei Mal mussten die Patienten im Rahmen der ESD operiert werden.

Das Register in Deutschland ist deshalb wichtig, um zu ermitteln für welche Patienten die Behandlung infrage kommt und wie sich Komplikationen vermeiden lassen. Besonders anspruchsvoll ist die Operation in der Speiseröhre. Der Herzschlag überträgt sich auf die Wand der Speiseröhre und auch die Eigenbewegungen der Muskulatur erschweren die Behandlung. Professor Hochberger hat bisher fünf Patienten in der Speiseröhre, über 30 im Enddarm und etwa 20 im Magen mit ESD behandelt.

Dabei gelang es ihm, teilweise ausgedehnte Veränderungen eines Barrett-Ösophagus zu entfernen. Es handelt sich um Schleimhautschäden infolge langjährigen Säure- und Gallerückflusses in die Speiseröhre, die jedoch lediglich bei etwa 50 Prozent der Patienten mit Sodbrennen und Schmerzen einhergehen.

Hochberger entfernt dabei in einem Stück sowohl den Schleimhautkrebs, als auch die Risikoschleimhaut, in dem sich das Frühkarzinom entwickelt hat. Die größte Resektion hatte eine Größe von 16 mal 10,3 cm, davon 7 cm in der Speiseröhre und der Rest im Magen als sogenannte R0 Resektion. Nach der ESD sind jedoch für den Patienten nicht immer alle Probleme beseitigt.

Wenn der Schleimhautkrebs Lymphgefäße bereits erreicht hat, muss gegebenenfalls eine große Operation nachfolgen, um die umgebenden Lymphknoten mit zu erreiche. Dies ist jedoch erfreulicherweise lediglich bei weniger als 10 Prozent der Veränderungen der Fall, die durch ESD entfernt wurden. Im Gegensatz zu bisherigen endoskopischen Abtragungstechniken, die flächige Schleimhautveränderungen nur in zahlreichen kleine Stücken entfernen können, senkt die ESD die lokale Rezidivrate von 20 bis 35 Prozent deutlich auf unter 3 Prozent. Welche Patienten von ESD profitieren können und erste Ergebnisse des Deutschen ESD-Registers sind die Themen mehrerer Veranstaltungen im Rahmen des 40. DGE-BV-Kongresses.

abgelegt unter:
Editorial

RoskiHerausgeber
Prof. Dr.
Reinhold
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