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Neues Medikament gegen Schlaganfall

02.10.2009 15:55
Größte Medikamentenstudie zum Vorhofflimmern veröffentlicht. Aussicht: bessere Schlaganfall-Prophylaxe

 

Patienten mit unregelmäßigem Herzschlag können bis Ende des kommenden Jahres auf ein neues, einfach zu handhabendes, Medikament hoffen, um ihr Risiko für einen Schlaganfall oder einen systemischen Gefäßverschluss zu senken.

Die Arznei Dabigatran (Pradaxa®) erwies sich im Vergleich zu dem seit 50 Jahren etablierten Blutgerinnungshemmer Warfarin, der aufwändige und häufige Kontrollen der Blutgerinnung erfordert, als mindestens ebenso wirksam und in einigen Bereichen sogar überlegen.

Das neue Medikament führte seltener zu Hirnblutungen als Warfarin. Dies ist das Ergebnis der bislang größten Medikamentenstudie zum Vorhofflimmern. Die Studie wurde an der Neurologischen Universitätsklinik Essen unter der Leitung von Professor Hans-Christoph Diener durchgeführt.

„In dieser Studie haben wir herausgefunden, dass eine Dosis von zwei Mal täglich 150 Milligramm Dabigatran das Risiko von Schlaganfällen und systemischen Embolien gegenüber Warfarin um 34 Prozent verringert“, sagte Diener, Direktor der Universitätsklinik. „Wenn sich die Ergebnisse dieser Untersuchung bestätigen, könnte dies die klinische Praxis auch für viele der rund 300.000 deutschen Patienten mit Vorhofflimmern revolutionieren“.

Blutgerinnung verhindern – mit möglichst geringen Nebenwirkungen

Das vorwiegend in den USA gebräuchliche Warfarin und die in Deutschland bevorzugte, verwandte Substanz Phenprocoumon (Marcumar®) können Blutgerinnseln – und damit auch Schlaganfällen und Embolien – vorbeugen.

Der Wirkmechanismus beider Arzneien beruht darauf, dass sie die Verfügbarkeit von Vitamin K reduzieren, und damit gleich ein halbes Dutzend Enzyme an der Arbeit hindern, die an der Blutgerinnung beteiligt sind. Allerdings erfordern es die biochemischen Eigenschaften von Warfarin und Phenprocoumon, dass der Blutgerinnungswert (INR) der Patienten alle paar Tage ambulant oder in der Arztpraxis bestimmt werden muss, um die jeweils optimale Dosis für die Arzneien zu bestimmen.

Diese zeitaufwändige und kostenintensive Überwachung sollen neue Substanzen mit verbesserten biochemischen Eigenschaften überflüssig machen, die wie Dabigatran nur auf jeweils einen Bestandteil des komplizierten Blutgerinnungssystems abzielen.

In der aktuell publizierten, so genannten RE-LY Studie (für: „Randomized Evaluation of Long-Term Anticoagulant Therapy, Warfarin, Compared With Dabigatran) scheint sich diese Hoffnung erstmals bestätigt zu haben, ohne dass gravierende Nebenwirkungen aufgetreten sind. In der Dosierung von zwei mal 110 Milligramm täglich verhinderte Dabigatran Schlaganfälle mindestens so gut wie Warfarin; mit zwei mal täglich 150 Milligramm war Dabigatran um 34 Prozent besser als Warfarin.

Die am meisten gefürchtete Nebenwirkung einer Therapie mit Gerinnungshemmern, nämlich größere Blutungen, wurden mit dem neuen Präparat nicht häufiger beobachtet (in der niedrigeren Dosierung waren sie um 20 Prozent seltener), und es gab auch keine Anzeichen von Leberschäden. Zwar wurden unter Dabigatran etwas mehr Herzinfarkte beobachtet, die Gesamtsterblichkeit war mit Warfarin aber sogar höher.

Nach Angaben des Herstellers Boehringer Ingelheim könnte die neue Arznei bereits zum Ende des kommenden Jahres auf den Markt kommen. „Bevor es soweit ist, müssen jedoch auch die Zulassungsbehörden ihr Ja-Wort geben“, sagte Diener.

Zwar sei das Medikament für die Verhütung von tiefen Beinvenenthrombosen nach Hüft- oder Kniegelenkersatz bereits zugelassen. Die Anwendung zur Vorbeugung des Schlaganfalls bei Vorhofflimmern sollte allerdings erst begonnen werden, wenn die Zulassung für diese Indikation durch die Zulassungsbehörden erfolgt ist.

 

 

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Editorial

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Reinhold
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