Zi-Studie: Niedrige Auslastung birgt Gefahr für Patienten
In England etwa werden 11, in Dänemark 10 Patienten pro Stunde in Krankenhausnotaufnahmen behandelt. „In der Öffentlichkeit ist der Eindruck entstanden, als seien die Notaufnahmen sämtlich überlaufen. An einigen Standorten mag das durchaus der Fall sein, generell kann jedoch keine Rede davon sein. Will man ein realitätsgetreues Bild, muss man die Lage von Notaufnahme zu Notaufnahme und von Region zu Region differenziert betrachten. Dabei ist zu berücksichtigen, dass viele Krankenhäuser mehr als eine Notaufnahme betreiben“, sagt Dr. Dominik von Stillfried, Geschäftsführer des Zi.
„Gemessen an Referenzwerten aus internationalen Studien, behandeln die meisten Notaufnahmen im Schnitt so wenige Patienten, dass hierdurch erhöhte Risiken für Patienten bestehen." So führten geringere Erfahrung sowie schlechtere Personal- und Technikausstattung in kleinen Notaufnahmen oftmals zu höheren Komplikationsraten, längeren Krankenhausaufenthalten und zu höherer Sterblichkeit für Patienten. Wenn es um Leben und Tod geht, sei die Versorgung in den großen Notaufnahmen erheblich besser, so von Stillfried weiter.
„In den USA weisen Notaufnahmen mit weniger als 2,3 Patienten pro Stunde (20.000 Patienten pro Jahr) die höchsten Sterblichkeitswerte auf und können bis zu 50 Prozent erhöht sein. In Deutschland behandeln nur 30 Prozent der Notaufnahmen mehr als 2 Patienten pro Stunde“, erklärt von Stillfried. Laut Zi-Studie erreicht nur etwa ein Fünftel der Notaufnahmen in Deutschland regelhaft eine Auslastung von mehr als 5 Patienten pro Stunde, bei einem weiteren Fünftel liegt die mittlere Auslastung dagegen unter 0,4 Patienten pro Stunde. Die Wissenschaftler fordern daher einen deutlichen Konzentrationsprozess in der Notfallversorgung.
„In den städtischen Ballungsräumen sehen wir großes Potenzial, die Notfallversorgung auf wenige gut ausgestattete Standorte zu konzentrieren, ohne dass die Erreichbarkeit eingeschränkt wird“, schlussfolgert von Stillfried. Im Zuge einer solchen Konzentration ergeben sich auch wesentlich bessere Voraussetzungen, ärztliche Bereitschaftspraxen an diesen Standorten einzurichten, die leichtere Fälle übernehmen und die Notaufnahmen für echte Notfälle entlasten.
Die Zi-Studie ist im Internet abrufbar.
Grundlage der Zi-Studie sind nach Angaben des Institutes die Abrechnungsdaten der Krankenhäuser für ambulant in Notaufnahmen behandelte Patienten. Das Zi hat die Daten von 2.480 Abrechnungseinheiten in 13 KV-Bezirken ausgewertet. Die hohe Zahl der Abrechnungseinheiten erklärt sich dadurch, dass an manchen Krankenhausstandorten mehrere Notaufnahmen betrieben werden. Aus der Krankenhausabrechnungsstatistik des Statistischen Bundesamts ergibt sich, dass die ambulant behandelten Patienten rund die Hälfte aller in Notaufnahmen medizinisch versorgten Patienten darstellen.