Notfallbehandlung in Kliniken verbessern
Unfallopfer und Patienten mit akuten Erkrankungen haben bessere Überlebens- und Heilungschancen, wenn sie sofort durch den entsprechenden Facharzt behandelt werden. Immer mehr Kliniken richten derzeit zentrale Notaufnahmen (ZNA) für alle akuten Fälle ein. Damit Patienten weiterhin bestmöglich versorgt werden, fordert die Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH), dass Notaufnahmen interdisziplinär besetzt sind, um spezifische Fachkompetenz auch im Notfall sicherzustellen. Mit den medizinischen Fachgesellschaften, die den Großteil der medizinischen Notfallversorgung zu tragen haben, hat die DGCH hierzu jetzt eine gemeinsame Stellungnahme verfasst.
Leidet ein Patient mit akuten Bauchschmerzen beispielsweise auch unter einer Herz- oder Stoffwechselerkrankung, ist es für den einweisenden Hausarzt oder den Rettungsdienst schwer zu beurteilen, welcher Facharzt im Notfall zuständig ist. "Eine interdisziplinäre zentrale Notaufnahme muss also mindestens von je einem Chirurgen und Internisten bei rascher Verfügbarkeit weiterer Fachärzte wie Anästhesisten und Neurologen besetzt sein", betont Professor Dr. med. Hartwig Bauer, Generalsekretär der DGCH aus Berlin. Es geht darum, die überwiegend ambulant zu behandelnden Notfallpatienten zeitnah fachlich kompetent zu versorgen. Bedarf es einer stationären Weiterbehandlung, haben sich zentrale interdisziplinäre Aufnahmestationen zur Steuerung notwendiger weiterer Behandlungsmaßnahmen bewährt.
Bei komplexen zunächst unklaren Fällen wie einem Schlaganfall oder bei Schwerverletzten gelte es, möglichst schnell fachspezifisch zu handeln: "Denn unmittelbar nach dem akuten Ereignis stellt die sogenannte „golden hour“ eine überlebenswichtige Phase dar", begründet Professor Dr. med. Andreas Seekamp, Kiel, die Notwendigkeit fachbezogener Notfallbehandlung. In einer zentralen Notaufnahme müssen daher die entsprechenden Fachkompetenzen verfügbar sein. Der Leiter der Klinik für Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, hat für die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie und ihre Mitgliedsgesellschaften den interdisziplinären Arbeitskreis geleitet, der den Konsens der verschiedenen Fächer formulierte.
Eine gesonderte medizinische Weiterbildung im Sinne eines "Facharztes für Notfallmedizin", der alle Notfälle quer über die Fachgrenzen behandelt, lehnen die Experten ab. E ine fachspezifische Notfallbehandlung ist schon jetzt Teil der jeweiligen Facharztweiterbildung. Die Fachgesellschaften befürworten, einen Facharzt als hauptamtlichen Leiter der ZNA zu benennen. Sie diskutieren derzeit, welche Qualifikationen er darüber hinaus im Rahmen der derzeit gültigen Zusatzweiterbildung Notfallmedizin erwerben sollte. Denn die schnelle Versorgung von Notfällen verlangt vor allem auch reibungslose Abläufe mit klaren Zuständigkeiten. Die zusätzliche Ausbildung, insbesondere im klinischen Prozessmanagement soll ihn dazu befähigen.
Neben medizinischen sprechen auch wirtschaftliche Erwägungen für die ZNA. Die Sicherstellung einer fachbezogenen medizinischen Notfallversorgung rund um die Uhr muss aber das primäre Ziel bei Einrichtung einer ZNA und deren Organisation bleiben. Auch und gerade im Notfall hat der Patient auch außerhalb der regulären Dienstzeiten Anspruch auf eine Behandlung nach jeweiligem Facharztstandard, so die DGCH. Diese zentrale Forderung findet sich auch in der Stellungnahme, die von der interdisziplinären Arbeitsgruppe konsentiert mit ihren Fachgesellschaften verabschiedet und publiziert wurde.