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Ohne Case Management keine Patientenorientierung

22.01.2015 14:16
Pluralistische Perspektiven auf das Thema Patientenorientierung am ersten Kongresstag des BMC-Kongresses am 20. Januar 2015 in Berlin

Renommierte Vertreterinnen und Vertreter aus dem deutschen und dem internationalen gesundheitspolitischen Umfeld nahmen am ersten Kongresstag des BMC-Kongresses 2015 zum Thema Patientenorientierung Stellung. Neben Gesundheitsminister Hermann Gröhe sprachen u. a. Prof. Dr. Erika Gromnica-Ihle, Prof. Dr. Dr. Martin Härter sowie Prof. Dr. Dr. Andreas Kruse. Der ehemalige KBV-Vorsitzende Dr. Andreas Köhler berichtete darüber hinaus über seine Erfahrungen als Patient im deutschen Gesundheitssystem.

Gröhe: „Der Maßstab für alle Kompromisse ist der Patient.“

In seiner Eröffnungsrede verdeutlichte Bundesgesundheitsminister Hermann  Gröhe, dass der Erhalt und Ausbau unseres leistungsstarken, solidarischen  Gesundheitssystems nur zwischen den beiden Polen der Kostenkontrolle  einerseits und der Beitragssatzautonomie der Krankenkassen andererseits  gelingen kann. Jenseits aller Interessenkonflikte der Akteure müsse das  Leitmotiv des Handelns immer die Frage sein: Was nützt dem Patienten? Vor  diesem Hintergrund sprach er sich für mehr Patientenbefragungen und eine  Stärkung der Versorgungsforschung aus. Erhebliche Verbesserungen für  Angebote der Regelversorgung verspreche er sich aus dem Innovationsfonds, so Gröhe.

Köhler konstatiert, dass der Fokus der gemeinsamen Selbstverwaltung auf  den Patienten etwas unscharf geworden sei

Der durch eine schwere Erkrankung zum „Perspektivwechsel“ gezwungene  ehemalige KBV-Vorstand Dr. Andreas Köhler ließ in seinem persönlichen  Erfahrungsbericht auch selbstkritische Töne anklingen. Zwar stimmte er  Bundesminister Hermann Gröhe zu, dass das deutsche Gesundheitswesen enorm  leistungsstark sei. Gleichwohl räumte er ein, dass der Fokus der  gemeinsamen Selbstverwaltung auf den Patienten etwas unscharf geworden  sei. Innovativ sei das System aus seiner Sicht vor allem im Bereich des  medizinischen Fortschritts. Doch wir müssten uns dringend mit dem  Fortschritt der Prozesse beschäftigen, so die Einschätzung Köhlers. Im  Sinne der stärkeren Patientenorientierung gehöre dazu vor allem ein  sektorenübergreifendes Case Management. Zudem sieht Köhler deutliche  Defizite im Bereich der Versorgungsforschung.

Das derzeitige Vergütungssystem behindert Shared Decision Making, gaben  75 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Rahmen einer TED-Umfrage an

Als Ansätze für mehr Patientenorientierung wurden Shared Decision Making,  Patient Empowerment und Health Literacy diskutiert. Shared Decision Making  wurde dabei als wichtiges Instrument betrachtet, um Patientenpräferenzen  stärker zu berücksichtigen und Patienten eine aktivere Rolle im  Behandlungsprozess zu geben. Jedoch ergab eine TED-Umfrage unter rund 300  Expertinnen und Experten aus dem Gesundheitswesen, dass die derzeitige  Vergütung der sprechenden Medizin diese Erkenntnis nicht widerspiegelt.  So hatten 75 Prozent der Anwesenden die Einschätzung, dass Shared Decision  Making durch das Vergütungssystem behindert wird. (Aussage: „Das jetzige  Vergütungssystem behindert Shared Decision Making und Patient  Empowerment.“ Antworten: „Stimme voll zu“ (46 %), „Stimme eher zu“ (29 %),  „Stimme eher nicht zu“ (8 %), „Stimme überhaupt nicht zu.“ (14 %),  „Kann ich nicht beurteilen“ (1 %))

Zurückhaltende Einschätzungen zum Erfolg des Innovationsfonds

Eines der Kernthemen des Bundesverbandes Managed Care stellt der  Innovationsfonds dar. Ob dieser sich als nachhaltige Erfolgsgeschichte oder  lediglich als Neuauflage der Anschubfinanzierung entwickelt, hängt aus  Sicht des BMC letztlich von der konkreten Ausgestaltung der Kriterien für  die Antragszulassung und die Mittelvergabe ab. Dies bestätigt auch das  Meinungsbild, das im Rahmen der TED-Umfrage auf dem BMC-Kongress eingeholt  wurde. Auf die Frage, wie sich der Innovationsfonds auf die Versorgung  auswirken wird, antworteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eher  zurückhaltend. Nur vier Prozent glauben, dass der Innovationsfonds die  Versorgung nachhaltig verbessern wird, während 57 Prozent der Meinung sind,  der Innovationsfonds werde lediglich punktuell positive Auswirkungen haben.  Mehr als ein Viertel der Befragten ist sogar der Auffassung, der  Innovationsfonds werde überhaupt keine relevanten Auswirkungen haben bzw.  Innovationen sogar verhindern. (Aussage: „Der Innovationsfonds in seiner  jetzt diskutierten Ausprägung …“ Antworten: „Wird die Versorgung nachhaltig  verbessern“ (4 %), „Wird nur punktuell positive Auswirkungen haben“ (57 %),  „Wird keine relevanten Auswirkungen haben“ (20 %), „Behindert Innovationen  sogar eher“ (6 %), „Kann ich nicht beurteilen“ (13 %))

Editorial

RoskiHerausgeber
Prof. Dr.
Reinhold
Roski

 

 

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