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Online-Angebote: Sinnvoll in ärztlicher und psychotherapeutischer Hand

04.03.2015 16:23
Angesichts einer Zunahme an teilweise mehr als fragwürdigen Online-Informationsangeboten im Gesundheitsbereich warnen die Standesvertretungen der Ärzte und Psychotherapeuten vor einer Gefährdung des vertrauensvollen Verhältnisses zwischen Ärzten beziehungsweise Psychotherapeuten und deren Patienten. Werbeversprechen, wonach Drittanbieter unter Zuhilfenahme der Möglichkeiten des Internets eine leicht zugängliche, fundierte ärztliche oder psychotherapeutische Beratung und Therapie durchführen könnten, seien generell kritisch zu hinterfragen. Bei vielen dieser Angebote seien häufig weder eine gründliche Diagnostik noch ein kontinuierliches Monitoring des Krankheitsverlaufs durch einen Arzt oder Psychotherapeuten möglich und auch vorgesehen.

Aus Sicht der Präsidien der BLÄK und der PTK Bayern sowie des Vorstands der KVB ist diese Entwicklung ausgesprochen problematisch für eine gute medizinische Versorgung der Menschen in Bayern: "Die Basis einer ärztlichen oder therapeutischen Behandlung ist und bleibt das intensive, unmittelbare Vertrauens- und Kontaktverhältnis zum Patienten. Nicht ohne Grund schreibt das Berufsrecht grundsätzlich einen persönlichen Patientenkontakt vor. Reine Online-Therapieangebote, die lediglich als Medizinprodukte gewertet werden und für die daher die berufsrechtlichen Vorgaben keine Rolle spielen, erfüllen diese Vorgabe keinesfalls. Zu groß ist dabei die Gefahr von Fehldiagnosen oder des Missbrauchs sensibler Patientendaten."

Auch aus Sicht von BLÄK, PTK Bayern und KVB eröffnet die Internet-Technologie neue Chancen und Möglichkeiten der Kommunikation, die durchaus gewinnbringend für die Patienten angewendet werden können. Dafür müssen allerdings zunächst die notwendigen Rahmenbedingungen von der Politik verbindlich festgelegt werden. Dazu gehört die Gewissheit für die Patienten, dass die Indikationsstellung in jedem Fall durch einen Arzt oder Psychotherapeuten erfolgt und dass ihre persönlichen Daten gemäß strenger datenschutzrechtlicher Vorgaben sicher vor dem unbefugten Zugriff Dritter sind. Aus diesem Grund sollte besonderes Augenmerk darauf liegen, dass die Steuerungshoheit der Online-Angebote in ärztlicher und psychotherapeutischer Hand bleibt und nicht an Unternehmen, die mit den Daten zumeist kommerzielle Ziele verfolgen, abgegeben wird.

Den Standesvertretungen der Ärzte und Psychotherapeuten ist es wichtig, dass beim weiteren Ausbau der Online-Angebote im Gesundheitsbereichs zunächst vor allem der innerkollegiale Austausch - beispielsweise in Form des Telekonsils - und die Vernetzung des ambulanten und des stationären Sektors vorangetrieben werden. Privatwirtschaftlich organisierte und rein kommerziell agierende Anbieter von Online-Medizin-Anwendungen sind hingegen aus Sicht von BLÄK, PTK Bayern und KVB sehr kritisch zu hinterfragen.

Die BLÄK, die PTK Bayern und die KVB befassen sich schon seit Längerem intensiv mit den Chancen und Risiken der Online-Angebote und der Telemedizin. Das Schwerpunktthema des 6. Bayerischen Landespsychotherapeutentages, den die PTK Bayern am 9. Mai 2015 in München veranstaltet, lautet "Psychotherapie und Internet´´ zwei kompatible Systeme?".

Editorial

RoskiHerausgeber
Prof. Dr.
Reinhold
Roski

 

 

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