Gesundheitskompetenz fördern: „Drei Fragen für Ihre Gesundheit"
Wie viele Menschen Probleme haben, gesundheitsbezogene Informationen zu verstehen und für sich zu nutzen, zeigen aktuelle Studien. Betroffen sind insbesondere Menschen in höherem Alter, mit Sprachbarrieren oder geringem Bildungsstatus. Auch Faktoren wie Nervosität oder Unsicherheit im Gespräch mit dem Arzt können die Verständigung negativ beeinflussen. „Hier setzen wir an und erklären den Menschen in einfacher Weise, wie sie sich auf das Gespräch mit ihrem Arzt vorbereiten können und welche drei Fragen sie auf jeden Fall stellen sollten. Wir ermutigen sie, nachzufragen, wenn sie etwas nicht verstanden haben, und die Antworten des Arztes zu notieren“, erklärt Dr. Oana Gröne, verantwortlich für Patientenaktivierung bei der Gesundheit für Billstedt/Horn UG.
Die teilnehmenden Arztpraxen bekommen individualisierte Praxisplakate, Flyer mit Notizfeld und einen Ansteck-Button für den Arztkittel. Darauf stehen die drei Fragen „Welches gesundheitliche Problem habe ich?“, „Was kann ich dagegen tun?“ und „Warum ist das wichtig für mich?“. Die niedergelassene Allgemeinmedizinerin Dr. Tanja Bockshammer aus dem Stadtteil Mümmelmannsberg hat bereits gute Erfahrungen gemacht: „Viele meiner Patienten nehmen die Anregung auf, sie sind mutiger und haken bei Klärungsbedarf nach.“ Dadurch seien die Gespräche nicht etwa länger, sondern deutlich strukturierter, betont sie. Um den Effekt auch wissenschaftlich zu messen, wird die Kampagne vom Hamburg Center for Health Economics (HCHE) an der Universität Hamburg evaluiert.
Das „Ask me three“-Konzept hat in anderen Ländern bereits gute Erfolge erzielt, wie Studien zeigen.1,2 Die Patienten sind besser informiert, selbstbewusster und kompetenter in der Interaktion mit den Ärzten und dem Praxisteam, während die Dauer der Arztbesuche nicht zugenommen hat.
Die Gesundheit für Billstedt/Horn UG setzt neben der Praxiskampagne weitere Interventionen zur Patientenaktivierung und Förderung der Gesundheitskompetenz um, so zum Beispiel Zielvereinbarungsgespräche zwischen Patient und Arzt. Gefördert wird das Gesundheitsnetzwerk vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundessausschusses.
Literatur:
1. Groene, O.R., Bolibar, I., Brotons, C. (2012). Impact, barriers and facilitators of the ‘Ask Me 3’ Patient Communication Intervention in a primary care center in Barcelona, Spain: a mixed-methods analysis. The International Journal of Person Centered Medicine 2 (4) 853-861.
2. Michalopoulou, G., Falzarano, P., Arfken, C. & Rosenberg, D. (2010). Implementing Ask Me 3 to improve African American patient satisfaction and perceptions of physician cultural competency. Journal of Cultural Diversity 17 (2) 62-67.
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