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Pharmamarkt: Deutschland forscht – das Ausland profitiert

18.07.2013 16:49
Die Pharmaindustrie hat in den letzten zehn Jahren über 1.130 Milliarden US-Dollar für Forschung und Entwicklung ausgegeben. Dennoch sind neue umsatzstarke Blockbuster in den vergangenen Jahren immer seltener geworden. Die Innovationskrise ist ein signifikantes Risiko für die Zukunft der Industrie. Nur eine konsequente Neuordnung der gesamten Pharmawertschöpfungskette kann eine tragfähige Lösung bringen. Eine neue Studie von A.T. Kearney zeigt konkrete Wege aus der Krise. Die deutschen Pharmaunternehmen haben dabei die Chance wieder zur Weltspitze aufzuschließen.

Pharmaforschung bleibt schwierig: A.T. Kearney hat ermittelt, dass nur etwa 260 Milliarden US-Dollar – oder 23 Prozent – der in den letzten zehn Jahren investierten Forschungsgelder tatsächlich in erfolgreich eingeführte Produkte flossen. Die restliche Summe wurde zumeist in teure Fehlschläge investiert. Doch einige Probleme sind hausgemacht: Etwa 43 Prozent beziehungsweise 480 Milliarden US-Dollar gingen in Projekte, die nicht durch Studienergebnisse, sondern durch Managemententscheidungen gestoppt wurden. Die Kreativität blieb dabei auf der Strecke. Pharmaforschung ist auf die besten Köpfe angewiesen. Gerade diese verwirklichen ihre Ideen nicht mehr in den unter Kostendruck stehenden Industrielabors.

Das traditionelle Geschäftsmodell der Pharmabranche beruht auf einer geraden Linie aus dem Labor zur profitablen Vermarktung eines patentgeschützten Wirkstoffs. Für die meisten Unternehmen der Branche ist dies nicht mehr haltbar. Viele Pharmafirmen müssen radikale Schritte ergreifen, um ihre Innovationskrise zu lösen und neue Wege von der Idee zum medizinischen Fortschritt zu ermöglichen. Die Studie „Unleashing Pharma from the R&D Value Chain” von A.T. Kearney analysiert daher erstmalig nicht nur die Probleme, sondern zeigt konkrete Wege zu einer Neuordnung der Pharmaindustrie und ihrer Wertschöpfungskette auf.

Zeit für strategische Neuorientierung

„Das Potenzial für global kommerziell erfolgreiche Innovationen ist in Deutschland vorhanden“, sagt Dr. Oliver Scheel, Partner bei A.T. Kearney und Leiter des Beratungsbereichs Pharma and Healthcare. Das mit 9,6 Milliarden US-Dollar umsatzstärkste Medikament der Welt, der biotechnologische Wirkstoff Humira, stammt ursprünglich aus deutschen Labors. Humira wird jedoch von einem amerikanischen Unternehmen vertrieben, ebenso wie drei weitere erfolgreiche Medikamente, mit jeweils mehreren Milliarden US-Dollar Umsatz, die auf die deutsche Forschung zurückgehen. Von den deutschen Pharmaherstellern allerdings ist keiner mehr in den Top 10 vertreten.

Wie die Studie von A.T. Kearney zeigt, haben Deutschlands Pharmafirmen eine Chance, die Innovationskrise zu überwinden, wenn drei Bedingungen erfüllt sind:

  1. Eine Konzentration der Unternehmen auf die Schritte in der Forschungswertschöpfungskette, die sie am besten beherrschen. Bei großen Pharmaunternehmen ist dies oft nicht die frühe Forschung bis zum klinischen Wirksamkeitsnachweis, sondern die Entwicklung von Produkten, die einen Mehrwert für die Gesundheitssysteme bringen.
  2. Mut und Konsequenz, die nicht wettbewerbsfähigen Schritte neuen Partnern ganz zu überlassen – oder die entsprechenden Einheiten abzuspalten – und so ein neues Geschäftsmodell hervorzubringen. Das kostengetriebene Outsourcing einzelner Forschungsleistungen wird keine Wende bringen.
  3. Neue Finanzierungsmöglichkeiten, die es Biotechunternehmen erlauben, über die „Start-up“-Größe hinauszuwachsen.

 

„Die Zeit ist reif für die Pharmaindustrie, die strategische Neuorientierung aktiv zu betreiben, bevor die Innovationskrise die Möglichkeiten vollkommen einschränkt und sich zunehmend Druck aus den Kapitalmärkten aufbaut“, rät Scheel.

Editorial

RoskiHerausgeber
Prof. Dr.
Reinhold
Roski

 

 

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