Politische Kampagne „Diabetes STOPPEN – jetzt!“ gestartet
Die chronische Stoffwechselerkrankung Diabetes mellitus kann weitreichende Folgen haben: Jedes Jahr gibt es 40 000 diabetesbedingte Amputationen und 2000 Neuerblindungen. Jede Stunde sterben drei Erkrankte an Diabetes. „Diabetes STOPPEN – jetzt!“ lautet daher die gemeinsame Kampagne von Betroffenen und Behandlern: „Immerhin ist mindestens jeder 10. Wähler von Diabetes betroffen – das sollte den Politikern ein Gespräch innerhalb des anstehenden Wahlkampfes wert sein“, sagte Professor Dr. med. Thomas Danne, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe und Chefarzt am Kinderkrankenhaus „Auf der Bult“ in Hannover im Rahmen der Pressekonferenz. Die Kampagne umfasst drei übergeordnete Themenblöcke: Die bestmögliche Versorgung der Menschen mit Diabetes soll gesichert, Maßnahmen zur Förderung des gesunden Lebensstils gefordert und die Selbsthilfe gestärkt werden.
„Gesundheitspolitisch müssen wir in Deutschland von kurzfristigen Projekten und Einzelentscheidungen wegkommen“, erläuterte Professor Danne. Das Hauptanliegen sei die Realisierung einer Nationalen Diabetes-Strategie für Deutschland. Vereinte Nationen, WHO und die Europäische Kommission empfehlen die Etablierung nationaler Aktionspläne gegen chronische Krankheiten und Diabetes im Speziellen.
Professor Danne und Claudia Leippert, stellvertretende Vorsitzende des Verbands der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD), forderten konkrete Maßnahmen zur Prävention: „Die Einführung einer Fett- und Zuckersteuer, eine volle Stunde Sport täglich in der Schule, eine verständliche Nährwertkennzeichnung auf Verpackungen und in Restaurants sowie das Verbot von Werbung für übergewichtsfördernde Lebensmittel und Getränke würden zur Vorbeugung von Diabetes beitragen!“ Diesen Forderungen pflichtete Renate Künast, in einigen Punkten bei: „Von der Stadtentwicklung über die Schule bis zur Lebensmittelwirtschaft – es muss gesellschaftlich ein anderes Bewusstsein für Ernährung und Bewegung geschaffen werden.“ Dabei sollten Fragen im Mittelpunkt stehen wie: „Was essen wir? Was ist Grundnahrungsmittel, was ist Süßigkeit?“, so die Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen. Dietrich Monstadt, MdB für CDU/CSU und Mitglied des Ausschusses für Gesundheit im Bundestag, ergänzte: „Der Diabetes-Tsunami lässt sich nur mit einem anderen gesellschaftlichen Verhalten aufhalten. Früher fuhren Kinder draußen mehr Fahrrad, heute sitzen sie an Spielekonsolen vor dem Fernseher.“
Wie wichtig ein gesundheitspolitisches Engagement ist, zeigen auch richtungsweisende Entscheidungen des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA): Privatdozent Dr. med. Erhard Siegel, Vizepräsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft, erklärte: „Der von deutschen Forschern entwickelte Blutzuckersenker Linagliptin ist seit 2011 zugelassen, aber in Deutschland nicht für alle erhältlich. Einem Entschluss des G-BA zufolge hat Linagliptin keinen Zusatznutzen im Vergleich zu anderen Diabetesmedikamenten.“ Dr. med. Christian Berg, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Diabetes-Hilfe – Menschen mit Diabetes (DDH-M) warnte: „Ohne eine starke Stimme der Patienten sind weitere Einschränkungen in der Versorgung zu befürchten“. Die Selbsthilfe seitens der Patienten sei außerdem eine wichtige Ergänzung zur medizinischen Betreuung, so Berg: „Das aktive Mitwirken der Betroffenen beeinflusst den Verlauf einer Diabetes-Erkrankung entscheidend.“
Umso wichtiger sei es, sich gemeinsam für das Thema Diabetes bei den Volksvertretern einzusetzen, die im neuen Bundestag vertreten sein werden. Am 1. März ging die Kampagnen-Website www.diabetes-stoppen.de ans Netz. Sie bietet aktuelle Informationen und Handlungsanleitungen, anhand denen sich Interessierte, Behandler und Betroffene in die Kampagne einbringen und Termine bei ihren Abgeordneten in ihrem Wahlkreis vereinbaren können, um so mit der Politik in den Dialog zu treten. Teil der Kampagne ist außerdem die Aktion: „Post an die Bundeskanzlerin“. Drei Postkartenmotive stehen zur Auswahl „Zucker ist nicht süß“, „Blut lügt nicht“ und „Bis dass der Tod uns scheidet“, um auf Folgeerkrankungen, mangelnde Früherkennung und die lebenslange chronische Krankheit zu verweisen.