Professor Dr. Axel Roers ist neuer Direktor des Immunologischen Instituts am UK Heidelberg
„Wir freuen uns, mit Professor Roers einen erfahrenen Institutsleiter gewonnen zu haben, der umfangreiche Expertise sowohl in der Diagnostik von Autoimmunerkrankungen und Abwehrschwächen, als auch in der translationalen Krebsforschung mitbringt – eine Kombination, die hervorragend zu den klinischen und wissenschaftlichen Schwerpunkten des Heidelberger Medizin-Campus passt", so Professor Dr. Ingo Autenrieth, Leitender Ärztlicher Direktor des UKHD. „Dank seiner langjährigen Leitungserfahrung wird Professor Roers die starke Position des Heidelberger Immunologischen Instituts, das zu einer der größten Einrichtungen dieser Art in Deutschland gehört und das in vielen Bereichen in die Krankenversorgung eingebunden ist, weiter ausbauen," sagt die Kaufmännische Direktorin Katrin Erk.
„Professor Roers leitet und koordiniert seit 2017 ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördertes Forschungsnetzwerk zu sogenannten Typ-2-Immunantworten, die eine zentrale Rolle bei Allergien, Asthma und Neurodermitis spielen. Zudem war er Dresdner Standortsprecher des Transregio-Sonderforschungsbereichs „Nukleinsäure-Immunität". Mit seinen Forschungsthemen werden die bestehenden Heidelberger Schwerpunkte in der Onkologie und Infektiologie wesentlich gestärkt und neue Themen nach Heidelberg gebracht", erklärt Professor Dr. Hans-Georg Kräusslich, Dekan der Medizinischen Fakultät.
Virusdetektionssystem für die Tumorbekämpfung nutzen
Der Begriff „Nukleinsäure-Immunität" bezeichnet Mechanismen, mit deren Hilfe das Immunsystem nicht-körpereigenes Erbgut, das aus Nukleinsäuren in Form von DNA oder RNA besteht, von Krankheitserregern erkennt. Diese Fähigkeit ist speziell für die Virenabwehr unverzichtbar, denn diese bestehen häufig hauptsächlich aus DNA oder RNA. „Immunzellen tragen zwar spezielle Sensoren für Virenerbgut, aber die Unterscheidung des viralen Erbguts von körpereigener DNA oder RNA gelingt nicht immer", erläutert Roers. Wenn die Sensoren durch körpereigene Moleküle aktiviert werden, kann es zu einem Daueralarm im Immunsystem kommen. Die Folge sind dann schwere Autoimmunerkrankungen. Mit seiner Arbeitsgruppe untersucht er die zugrundeliegenden Mechanismen dieser fehlerhaften Aktivierung, ebenso wie eine Nutzung dieser Prinzipien in der Krebstherapie.
„Bösartige Tumorzellen schläfern systematisch das Immunsystem in ihrer Umgebung ein, um sich vor dem Zugriff der Immunzellen zu schützen. Eine gezielte Aktivierung der Virusdetektionssysteme im Tumorgewebe hat großes Potential als ein Weckruf für das lokale Immunsystem", so der Immunologe. Auch die Bestrahlung des Tumorgewebes kann solche Alarmsignale auslösen, weshalb Roers Arbeitsgruppe mögliche Wechselwirkungen der Strahlentherapie mit der zellulären Virusdetektion unter die Lupe nehmen will. Auch die Kombination mit einer weiteren modernen Therapiestrategie, der sogenannten Checkpoint-Inhibition, soll untersucht werden. „Gerade für die Forschung im Bereich der Tumorbiologie ist Heidelberg ein großartiger Standort mit beeindruckender Tradition und vielen hervorragenden Gruppen in Grundlagenforschung und klinischer Onkologie an Universitätsklinikum, Nationalem Centrum für Tumorerkrankungen und Deutschem Krebsforschungszentrum", freut sich der Forscher auf zukünftige Kooperationen.
Ein weiterer Fokus ist die Erforschung allergischer Erkrankungen. Dabei interessiert Prof. Roers vor allem die Frage, warum das Immunsystem bei manchen Menschen auf harmlose Umweltsubstanzen allergisch reagiert. Eine Schlüsselrolle spielen dabei die Typ 2-Immunantworten, die mit der Ausschüttung bestimmter entzündungsfördernder Stoffe, der Interleukine 4, 5 und 13, einhergehen. Mit ihnen reagiert das Immunsystem z.B. auf Wurminfektionen, Zecken- oder Spinnenbisse, sie fördern die Wundheilung und Geweberegeneration. Geraten sie außer Kontrolle, sind sie die treibende Kraft bei Allergien, Asthma und Neurodermitis und spielen auch beim Krebswachstum eine Rolle. Die Regulation der Typ 2-Antworten ist nur unvollständig verstanden. In der nun von Heidelberg aus koordinierten DFG-Forschungsgruppe (FOR) 2599 ‚Tissue Type 2 Immunity’ haben sich führende Experten in diesem Bereich zusammengetan, um diese Fragen zu beantworten.