Publikation der ersten Positiv-/Negativliste zur Bewertung von Arzneimitteln für ältere Patienten
Die FORTA-Liste wurde mehrstufig, zuletzt von insgesamt 25 Experten, entwickelt, um die Arzneimitteltherapie älterer Patienten sicherer und effizienter zu gestalten. Die Patienten leiden häufig unter zahlreichen Diagnosen, die alle unabhängig voneinander „leitliniengerecht“ therapiert werden. Dies führt zu einer massiven Belastung mit Arzneimitteln (sogenannte Polypharmazie) und ist häufig für schwere, zum Teil auch tödliche Nebenwirkungen verantwortlich. Trotz dieser Vielzahl von Arzneimitteln, die gegeben werden, werden die optimalen Möglichkeiten der modernen Arzneimitteltherapie aber häufig nicht voll ausgeschöpft. Daher gibt es sowohl ein „zu viel“ als auch ein „zu wenig“ in der Arzneimitteltherapie älterer Patienten. Genau dies adressiert diese erste Positiv/Negativliste, indem sie nicht nur auf Arzneimittel hinweist, die älteren Patienten nicht gegeben werden sollen, sondern auch klarstellt, welche Arzneimittel im Alter nachweislich nützlich und verträglich sind. Insofern geht die Positiv-/Negativbewertung deutlich über die reine Negativbewertung wie z.B. in der Beers- oder PRISCUS-Liste hinaus; die Einführung der PRISCUS-Liste 2010 war ja von großem Medieninteresse begleitet. Leider hat sich aber in der Vergangenheit gezeigt, dass die reine Negativbewertung zu einer relevanten Verbesserung der Patientenschicksale nicht ausreicht.
Mit diesem neuen Instrument erhält vor allem der Hausarzt eine Hilfe zur schnellen Orientierung, um in der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit eine Verbesserung der Arzneitherapie, die ja häufig 15 Arzneimittel und mehr umfasst, zu erzielen. Die FORTA-Liste hat bereits aufgrund ihrer Erstpublikation in Buchform vor allem bei niedergelassenen Ärzten für großes Interesse gesorgt; das zuerst 2010 erschienene Buch ist bereits in 3. Auflage erhältlich.
Erste klinische Untersuchungen zeigen einen positiven Effekt der Anwendung dieser Liste, z.B. auf die Sturzhäufigkeit älterer Patienten. Stürze sind ein besonderes Problem älterer Patienten und führen zu langen Krankheitsverläufen und oft sogar zum Tod; viele Arzneimittel, vor allen Dingen Psychopharmaka, können Stürze auslösen. Weitere klinische Untersuchungen laufen derzeit.
Mitverantwortlich ist Prof. Dr. med. Martin Wehling, Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Institut für Exp. und Klin. Pharmakologie und Toxikologie, und Direktor Klinische Pharmakologie Mannheim .