Rationierung oder Priorisierung im Gesundheitswesen
Priorisierung hat sich in der jüngsten Zeit zu einem der wohl umstrittensten Begriffe in der Diskussion um die zukünftige Gestaltung des deutschen Gesundheitssystems entwickelt. Für manche Diskussionsteilnehmer stellt Priorisierung eine unausweichliche Notwendigkeit dar, andere lehnen Priorisierung strikt ab. Doch die öffentliche Diskussion zu diesem Tabu-Thema hat gerade erst begonnen - lange Zeit war das Thema in Deutschland mit einer Art Denkverbot belegt.
Das gerade erschienene Buch "Priorisierung statt Rationierung - Zukunftssicherung für das Gesundheitssystem" (Herausgeber: Prof. Heinz Lohmann, Dr. Uwe K. Preusker) spiegelt die aktuelle Bandbreite öffentlicher Positionen zur Frage, ob die Priorisierung von Leistungen des - solidarisch finanzierten - Gesundheitssystems unumgänglich ist oder nicht, wider.
Zusätzlich bietet es einen Blick auf den Umgang der nordeuropäischen Gesundheitssysteme mit dem Thema, die bereits seit Mitte der 90er Jahre den öffentlichen Diskurs über Priorisierung im Gesundheitswesen praktizieren.
Priorisierung - Hilfestellung bei der Entscheidung über Ressourcen-Zuteilung
Dabei geht es hier um eine der zentralen Zukunftsfragen für die Gestaltung unseres Gesundheitssystems. Denn die Zukunft der Gesundheitswirtschaft entscheidet sich auch daran, wie die Entscheidung über die Zuteilung knapper Ressourcen im Gesundheitssystem erfolgt - und ob der Prozess der Entscheidungsfindung von Bürgern und Beteiligten als demokratisch und gerecht empfunden wird. Über die gerechte Zuordnung der verfügbaren Ressourcen zu den verschiedenen Ebenen unseres Gesundheitssystems, aber auch zur Behandlung bestimmter Erkrankungen oder sogar zur Versorgung bestimmter Bevölkerungsgruppen muss letztlich die Gesellschaft in einem demokratischen Diskurs entscheiden.
In dem Buch kommen sowohl Befürworter als auch Gegner der Priorisierung im Gesundheitssystem zu Wort. So enthält es unter anderem Beiträge von Prof. Dr. Christoph Fuchs, dem Hauptgeschäftsführer der Bundesärztekammer, von Dr. Klaus Theo Schröder, Staatssekretär a.D. und dem Achener Medizin-Ethiker Prof. Dr. Dr. Dr. Dominik Groß. Es bietet damit die Grundlage für den öfffentlichen Diskurs zur zentralen Frage: Wie werden in Zukunft die knappen Ressourcen des deutschen Gesundheitswesens zugeteilt?
Bibiografische Angaben: Lohmann/Preusker (Hrsg.), Priorisierung statt Rationierung: Zukunftssicherung für das Gesundheitssystem,2010,VIII, 124 Seiten, Softcover, 34,80 Euro ISBN 978-3-87081-589-9, Economica