Regelmäßiges Blutspenden senkt den Blutdruck
Etwa ein Drittel der Erwachsenen weltweit leidet an Bluthochdruck. Würde es gelingen, den systolischen Blutdruck dauerhaft um 10 mmHg zu senken und den diastolischen um 5 mmHg, könnte das Todesrisiko durch Schlaganfälle um 40% verringert werden und das Todesrisiko durch ischämische Herzerkrankungen um 30%. Ein fast kostenloses und praktisch nebenwirkungsfreies Mittel hierzu könnte nun gefunden sein und es handelt sich dabei nicht um ein Medikament im herkömmlichen Sinne: es geht um die Blutspende.
Kontrollierte Beobachtungsstudie mit 292 Probanden
Eine Forschergruppe um Professor Abdulgabar Salama, Leiter des Instituts für Transfusionsmedizin der Berliner Charité, und Andreas Michalsen, Professor für klinische Naturheilkunde der Charité sowie Vorstandsvorsitzender der Carstens-Stiftung in Essen, beobachtete insgesamt 292 Erst-Blutspender über einen Zeitraum von jeweils einem Jahr. 146 von ihnen litten bei Studienbeginn an erhöhtem Blutdruck von mehr als 140/90 mmHg, die anderen 146 Probanden wiesen Werte im Normalbereich auf. Bis zu viermal im Jahr spendeten die Studienteilnehmer im Blutspendedienst der Charité je 480 ml Blut, wobei ihre Blutdruck- und Blutwerte vor und nach jeder Spende gemessen wurden.
Therapeutischer Effekt korrespondiert mit Zahl der Blutspenden
Schon nach der ersten Blutspende berichteten die Hypertonie-Patienten von einer wohltuenden Wirkung. Der weitere Effekt baute sich direkt mit der Zahl der Spenden weiter auf, d.h. je mehr Blutspenden die Probanden geleistet hatten, desto größer fiel die Blutdrucksenkung aus. Bei Probanden, die volle viermal pro Jahr zum Blutspenden gingen, konnten die Werte sehr ausgeprägt gesenkt werden: Der systolische Wert von durchschnittlich 160 ±13 auf 144 ±15 und der diastolische von durchschnittlich 91 ±9 auf 84 ±9. Am meisten profitierten Patienten mit sehr stark erhöhtem Blutdruck von mehr als 160/100 mmHg zu Studienbeginn. Ihre Werte konnten im Schnitt sogar um 17 mmHg bzw. 12 mmHg gesenkt werden. Bei den Teilnehmern mit normalem Blutdruck zeigten sich keine relevanten Veränderungen, insbesondere auch keine zu niedrigen Blutdruckwerte.
Hohe Studienqualität
Um sicherzugehen, dass der positive Effekt tatsächlich auf die Blutspenden zurückzuführen ist, wurden die Probanden gebeten, ihre üblichen Verhaltensweisen beizubehalten und nicht etwa zusätzlich vermehrt Sport zu treiben oder die Ernährung umzustellen. Um diese potenziellen Lifestyleeffekte dennoch auszuschließen, wurden die Parameter Körpergewicht und Body-Mass-Index in der Ergebnisauswertung berücksichtigt. "Die gemessene Blutdrucksenkung scheint tatsächlich auf die Blutspenden allein zurückzuführen", so Professor Michalsen. Diesen Schluss legt auch eine zuvor durchgeführte randomisiert-kontrollierte Studie zum Aderlass nahe. Hier war die Beobachtungsdauer auf 6 Wochen begrenzt, es zeigte sich aber ebenso eine ausgeprägte Blutdrucksenkung auch in dieser Studie letztlich stärker als durch blutdrucksenkende Medikamente in Arzneistudien.
Unklar ist lediglich, wie das Blutspenden diesen Effekt hervorruft, denn die Vermutung der Forscher, der durch die Blutentnahme verringerte Ferritin-Spiegel könnte der entscheidende Faktor sein, hat sich in der jetzigen Studie nicht bestätigt. Michalsen: "Möglicherweise ist das Verhältnis von alten zu jungen roten Blutkörperchen entscheidend."
Die berühmten "zwei Fliegen mit einer Klappe"
Bei einer Blutspende handelt es sich praktisch um nichts anderes, als einen Aderlass, ein klassisches Verfahren der Naturheilkunde. Der wichtige Unterschied: Beim Aderlass wird das entnommene Blut entsorgt, bei der Blutspende kann das Blut jedoch anschließend noch medizinisch genutzt werden. "Unsere Studie adressiert gleich zwei eigentlich unabhängige Probleme von weltweiter Bedeutung: die Erfordernis nebenwirkungsarmer und kostengünstiger Therapiemöglichkeiten der Hypertonie und die zunehmende Knappheit von Blutkonserven. Patienten mit Bluthochdruck können durch regelmäßiges Blutspenden gleichzeitig sowohl sich als auch anderen Gutes tun", erläutert Professor Michalsen und kommt zu dem Fazit: "Damit ist eine neue Tür für das moderne Gesundheitswesen aufgestoßen."