Reimann zum Krankenhaus-Report: Reform ineffizienter Krankenhaus-Strukturen zügig angehen
In einigen Regionen hätten Stufenpläne dazu beigetragen, dass schwer erkrankte Patientinnen und Patienten mit Covid-19 in erster Linie in Unikliniken und Krankenhäusern der Maximalversorgung mit der nötigen Ausstattung und erfahrenen Teams behandelt worden sind. Laut einer Auswertung für den Krankenhaus-Report hat ein Viertel der Kliniken in Deutschland etwa 62 Prozent der schwer erkrankten Patientinnen und Patienten mit Covid-19 behandelt, aber es gibt auch viele Kliniken, die nur wenige Fälle behandelt haben. "Die Pandemie zeigt erneut, wie dringlich eine Krankenhausreform ist, die Zentrenbildung, mehr Kooperation und mehr Spezialisierung der Kliniken forciert", so Reimann.
"Ärzte und Pflegekräfte in den Kliniken machen einen hervorragenden Job, gerade auf den Intensivstationen und bei der Behandlung der schwer erkrankten Patientinnen und Patienten mit Covid-19", betont Reimann. Nach Einschätzung der AOK ist die extreme Belastung des Personals in den Kliniken aber auch eine Folge der historisch gewachsenen Krankenhauslandschaft in Deutschland: "Wir verteilen unsere gut ausgebildeten Mediziner und Pflegekräfte auf viel zu viele Klinikstandorte", so die AOK-Vorständin. Dies sei ineffizient und erhöhe die Arbeitsbelastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Reimann fordert, die anstehende Struktur- und Finanzreform im Krankenhausbereich für einen "klug geplanten, gesteuerten und qualitätsorientierten Umbau der Versorgungsstrukturen" zu nutzen. Aus Sicht der AOK brauche es einen neuen ordnungspolitischen Rahmen für eine sektorenübergreifende Versorgung mit einer sinnvollen Leistungs- und Mengensteuerung. Die im Krankenhaus-Report 2022 berichteten starken Fallzahleinbrüche bei den sogenannten "ambulant-sensitiven" Diagnosen im bisherigen Verlauf der Pandemie seien ein deutlicher Hinweis darauf, dass in Deutschland wesentlich mehr Krankenhausfälle ambulant versorgt könnten als bisher. Die Planung ambulanter und stationärer Leistungen müsse künftig zusammengefasst werden und durch sogenannte "3+1"-Gremien mit Beteiligung von Vertragsärzten, Kliniken, Krankenkassen sowie Vertreterinnen und Vertretern des jeweiligen Bundeslandes gemeinsam verantwortet werden. Klinikstandorte, die in dieser Form nicht mehr benötigt werden, sollten zu interprofessionellen Gesundheitszentren umgebaut werden, die ambulante Leistungen erbringen.