SilverStar-Förderpreis 2020 Engagement für ältere Menschen mit Diabetes
Mit dem SilverStar-Förderpreis unterstützt die BERLIN-CHEMIE AG seit 2011 herausragende Projekte, Initiativen und Personen, die sich in besonderem Maße für ältere Menschen mit Diabetes einsetzen. Viele verschiedene Ideen und Projekte wurden in den letzten Jahren ausgezeichnet, über 250 Projekte haben sich bislang um den mit jährlich 25.000 Euro dotierten Förderpreis beworben. Unter dem diesjährigen Motto „Diabetes in Bewegung“ konnten Einzelpersonen, Praxen und Initiativen ihr Projekte einreichen.
Ältere Patienten vor Stürzen bewahren
Diabetes mellitus ist assoziiert mit geriatrischen Syndromen wie Frailty, Sarkopenie sowie dem Sturzsyndrom. Zusätzlich besteht ein negativer Effekt auf den Knochenstoffwechsel, woraus eine verminderte Knochendichte und damit ein erhöhtes Frakturrisiko resultiert. „Der Sturzprävention kommt daher bei älteren Menschen mit Diabetes eine besonders hohe Bedeutung zu“, so Preisträgerin Prof. Dr. Katrin Singler, Klinik für Innere Medizin 2, Schwerpunkt Geriatrie, Nürnberg. In einem ersten Schritt des prämierten Projektes sollen Risikofaktoren für Stürze von multimorbiden älteren Diabetespatienten, die in einem häuslichen Umfeld leben, herausgearbeitet und hinsichtlich ihrer prädiktiven Aussagekraft bewertet werden. Auf dieser Grundlage soll ein im klinischen Alltag taugliches Screening-Instrument entwickelt und in einer Pilotstudie mit 40 Diabetespatienten getestet werden. Übergeordnetes Ziel ist es, durch ein frühzeitiges Screening gezielt präventive Maßnahmen und Empfehlungen zur Prävention einleiten zu können, aber auch die Autonomie der Patienten im häuslichen Umfeld zu erhalten. „Wir wollen ein bei älteren Diabetespatienten einfach anzuwendendes Screening-Instrument entwickeln, mit dem sich ein erhöhtes Sturzrisiko schon sehr früh erkennen lässt. So lassen sich auch entsprechende Maßnahmen einleiten – und zwar individuell spezifische Maßnahmen“, erläutert Prof. Singler. Die Durchführung des Projekts ist an der Geriatrischen Tagesklinik des Klinikums Nürnberg Nord geplant. Dort werden teilstationär über 65-jährige multimorbide Patienten behandelt, die selbstständig bzw. mit Unterstützung eigenständig in häuslicher Umgebung leben. Im nächsten Schritt wollen die Initiatoren den Ethikantrag bei der Bayerischen Landesärztekammer einreichen und notwendige Messgeräte anschaffen.
Diabetologische Schwerpunktpraxis auf Rädern
Wenn Patienten, die die Betreuung eines diabetologisch besonders qualifizierten Arztes in der Diabetes-Schwerpunktpraxis benötigen, die Praxis aufgrund von körperlichen Gebrechen oder schweren anderen Erkrankungen nicht mehr aufsuchen können, kann eine Behandlungslücke entstehen. Komplizierte Therapien müssten weitergeführt werden, um eine Verschlechterung von Folgeerkrankungen oder die Entwicklung schwerer Diabeteskomplikationen zu verhindern. „Oftmals erfolgt jedoch die Einweisung in eine Klinik, in der die Patienten nur eine Grundversorgung erhalten, aber mangels flächendeckender diabetologischer Spezialabteilungen keine diabetologische Fachbehandlung“, erklärt Preisträger Dr. Michael Müller vom Diabetes- und Hormonzentrum Fünf Höfe, München. Das DIABETOMOBIL schließt diese Lücke zwischen der ambulanten und der stationären fachärztlich-diabetologischen Behandlung und unterstützt den Hausarzt bei der Betreuung nicht mobiler Patienten in häuslicher Pflege oder in Alten- und Pflegeheimen. Hierfür stehen in einem speziell ausgestatteten Auto neben dem fachärztlich-diabetologischem Know-how alle Diagnostik- und Therapiestrukturen einer diabetologischen Schwerpunktpraxis zur Verfügung – so ist das telemedizinisch mit der Praxis vernetzte Fahrzeug zum Beispiel auch mit einem mobilen Laborgerät, einem Dopplergerät und einem EKG ausgestattet. „Ein Ziel unseres Projektes ‚DIABETOMOBIL‘ ist somit auch die Vermeidung kostenintensiver stationärer Aufenthalte, insbesondere mit der Gefahr der Entwicklung nosokomialer Infektionen und die Idee, den Patienten in der gewohnten häuslichen Umgebung zu belassen“, so Dr. Müller. Die Anmeldung der Patienten erfolgt per Überweisung auf Empfehlung des Hausarztes gemäß den DMP-Richtlinien, Einsatzgebiet ist das Stadtgebiet München.
Ehrenpreis für Dr. Wolf-Rüdiger
Klare Bewegungssteigerung ist ein wichtiger Bestandteil einer erfolgreichen Diabetestherapie. In der Schulung von Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 ist die Motivation und Anleitung zu mehr Bewegung jedoch bislang noch nicht flächendeckend etabliert. Hier setzt das DiSko-Schulungsmodul (Wie Diabetiker zum Sport kommen) an. Seit 2007 motiviert dieses Projekt Menschen mit Typ-2-Diabetes, mehr Bewegung und Sport in den eigenen Alltag aufzunehmen. Kern der Schulungsstunde, die in alle zugelassenen Schulungsprogramme als zusätzliche Doppelstunde eingefügt werden kann, ist ein halbstündiger, geführter Spaziergang, an dem alle Schulungsteilnehmer teilnehmen können – unabhängig von ihrer (mitunter geringen) Fitness.
Positives Erlebnis als Initialzündung
Vor und nach dieser Bewegungseinheit werden Blutzucker und Puls gemessen und auf einem Flipchart für die Teilnehmer sichtbar festgehalten. „Die meist eindrucksvollen Änderungen dieser Parameter werden im Anschluss im Gruppengespräch bewertet“, erläutert Dr. Klare vom Hegau-Bodensee-Klinikum, Radolfzell am Bodensee, „insbesondere wird thematisiert, wie die Patienten die Pläne zur Bewegungssteigerung im Alltag umsetzen und hierbei bekannte Hemmnisse überwinden können.“ Das Schulungsmodul ist vom Bundesversicherungsamt für das DMP Diabetes mellitus Typ 2 akkreditiert und in vielen Bundesländern in diesem Rahmen abrechenbar. Regelmäßig werden Schulungskräfte für die Durchführung und Abrechnung des DiSko-Moduls ausgebildet.