ECOS: Sorge vor neuen Mutationen, Impfbereitschaft sinkt leicht
„Die Sorge vor einer weiteren Welle in der Bevölkerung ist real und zeigt, dass für viele Menschen die Pandemie noch nicht vorbei ist“, so Prof. Dr. Jonas Schreyögg, wissenschaftlicher Direktor des HCHE. Dies zeigt sich nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Ländern. Mehr als 75 Prozent der Menschen in Spanien, Italien und Portugal befürchten neue Mutationen, weniger sorgenvoll sind insbesondere die Menschen in Dänemark
(52 Prozent).
Dennoch sank die allgemeine Impfbereitschaft in Deutschland seit Beginn des Jahres von 86 auf nunmehr 83 Prozent. Wesentlich niedriger liegt mit 75 Prozent die Bereitschaft für eine Auffrischungsimpfung. 16 Prozent sind aktuell gegen eine Auffrischung, neun Prozent gaben an, noch unsicher zu sein. Damit liegt Deutschland unter den befragten Ländern zwar im unteren Mittelfeld, aber mit deutlichem Vorsprung vor Frankreich, das mit Abstand auf dem letzten Platz steht. Nur noch 74 Prozent der französischen Bevölkerung sind allgemein impfbereit, für eine Auffrischungsimpfung sprechen sich weniger als 60 Prozent aus.
„Die sinkende Bereitschaft für eine Auffrischungsimpfung könnte im Herbst und Winter mit einer weiteren Corona-Welle wieder für mehr schwere Infektionsfälle sorgen“, sagt Jonas Schreyögg und empfiehlt, rechtzeitig mit geeigneten Kommunikationsmaßnahmen die Unsicheren auf eine Auffrischungsimpfung hin anzusprechen. Eine weitere Zielgruppe wären die 20 Prozent der Impfbereiten, die bisher noch keine Boosterimpfung erhalten haben.
Von den noch Unsicheren äußerten 34 Prozent, dass sie der Sicherheit der Corona-Impfstoffe misstrauen. Für jeden Zweiten sind Impfungen aber prinzipiell wichtig. Darüber hinaus steigt die Bereitschaft, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen, mit dem Bildungs- und Informationsgrad. Je mehr sich Menschen über die Pandemie informieren und den Informationen von der Regierung und den Medien vertrauen, umso eher sind sie bereit, sich impfen zu lassen.
Zwei Jahre Pandemie und ihre Auswirkungen
Trotz der Bedenken über den weiteren Verlauf der Pandemie sind die meisten Menschen gesundheitlich gut durch die vergangenen zwei Jahre gekommen. Zwei Drittel der Befragten haben keine Änderungen festgestellt, bei 11 Prozent verbesserte sich sogar die Gesundheit. Allerdings äußern auch 23 Prozent eine Verschlechterung.
Etwas stärker hat die Pandemie die mentale Gesundheit der Befragten belastet. Jeder Dritte berichtet über negative Auswirkungen, Frauen häufiger als Männer. Die größten Folgen hatte die Pandemie auf die soziale Teilhabe. Für fast jeden Zweiten (44 Prozent) war es in den vergangenen zwei Jahren schwieriger, beispielsweise Freundschaften zu pflegen oder am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Ganz besonders stark ausgeprägt ist dies in der Altersgruppe ab 55 Jahren. Finanziell hatte die Pandemie bei der Mehrheit keine oder sogar positive Auswirkungen (68 Prozent). Die Daten zeigen jedoch auch, dass Corona insbesondere bei Geringverdienern und Frauen zu einer stärkeren finanziellen Belastung geführt hat.
Eine Darstellung der Ergebnisse aus allen Befragungswellen ist unter folgendem Link zu finden: https://www.hche.uni-hamburg.de/corona.html
Hinweis: Die Impfbereitschaft bezieht sich auf die repräsentative Stichprobe der Gesamtbevölkerung und beinhaltet geimpfte und nicht geimpfte Befragte.
Über die European COvid Survey (ECOS):
Für die European COvid Survey (ECOS) werden seit April 2020 Menschen in Europa zu ihren die Einstellungen und Sorgen über den Verlauf der Pandemie befragt. Mittlerweile findet die Befragung in Deutschland, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Portugal und Spanien statt. Ein Schwerpunkt bildet dabei das Thema Impfen. Circa die Hälfte der Befragten nahm bereits mehrfach teil. Ein Teil der Fragen bleibt immer gleich und bildet somit über den Zeitverlauf die Veränderung ab. Darüber hinaus kommen auch neue Fragen hinzu, die das aktuelle Geschehen aufgreifen.
Kooperationspartner:
ECOS ist ein gemeinsames Projekt der Nova School of Business and Economics (Portugal), Bocconi University (Italien), Erasmus University Rotterdam (Niederlande) und der Universität Hamburg (mit Mitteln der Exzellenzstrategie) und erhält eine Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft.