Strukturiertes Behandlungsprogramm (DMP) für Rheumapatienten beschlossen
Dass der G-BA der RA diese Bedeutung beimisst, sei ein großer Erfolg. Denn die Rheumatoide Arthritis – im Volksmund oft nur Rheuma genannt – ist die häufigste Erkrankung des rheumatischen Formenkreises. Fast ein Prozent der Erwachsenen in Deutschland ist von dieser chronischen Entzündung der Gelenke betroffen. Das sind mehr als eine halbe Million Bundesbürger. Die RA bricht meist im Alter zwischen 50 und 70 Jahren aus; Frauen erkranken dreimal häufiger als Männer. Es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der körpereigene Abwehrzellen entzündliche Prozesse an der Innenhaut der Gelenke erzeugen. Typische Symptome sind Schmerzen in den Gelenken, vor allem der Finger oder Zehen. Es treten aber auch unspezifische Symptome wie Müdigkeit oder Fieber auf und die Erkrankung kann auch innere Organe, wie z. B. die Lungen in Mitleidenschaft ziehen. „Für den Verlauf und die Lebensqualität des Patienten ist entscheidend, dass die Krankheit so früh wie möglich diagnostiziert und behandelt wird, damit sie die Gelenke nicht unwiederbringlich zerstört und weiter fortschreitet“, erläutert Professor Dr. med. Christof Specker, 1. Vizepräsident der DGRh. Wirksame Therapien sind verfügbar und können eine RA zum Stillstand bringen – vorausgesetzt, sie kommen rechtzeitig und gezielt zum Einsatz.
Für die Entwicklung des DMP-RA konnte auf wesentliche Leitlinien der DGRh zurückgegriffen werden und ausgewiesene DGRh-Experten waren als Sachverständige an der Erstellung des Programms beim G-BA beteiligt. „Das DMP ist ein strukturiertes Behandlungsprogramm, das Patienten durch eine frühe und moderne Behandlung eine Remission oder zumindest eine geringe Krankheitsaktivität sichern soll“, erläutert Professor Specker, Direktor der Klinik für Rheumatologie & Klinische Immunologie der Kliniken Essen-Mitte.
In der Regel bieten die gesetzlichen Krankenkassen in Zusammenarbeit mit Ärztinnen und Ärzten die DMP an. Patienten nehmen freiwillig daran teil. Ein DMP definiert Schnittstellen zwischen Haus- und Fachärzten und will so Patienten zu einer zügigen Diagnose und Behandlung verhelfen. Außerdem wird die Therapie der Patienten beim niedergelassenen Arzt, im Krankenhaus oder einer Reha-Einrichtung koordiniert und stets an den individuellen Gesundheitszustand angepasst. Verschlechtert sich dieser, soll eine Überweisung an den Facharzt erfolgen. Die Patienten selbst sind aktiv involviert: „Indem Patientenschulungen in das DMP eingebunden sind, werden Menschen mit RA darin gestärkt, ihre chronische Erkrankung zu bewältigen und ihre Lebensqualität zu verbessern“, lobt Professor Specker das Programm.
Praxen, die an DMP teilnehmen, müssen bestimmte Qualitätsansprüche erfüllen. „Die DMPs sind grundsätzlich Hausarzt-zentriert und Rheumatologen sind als die Spezialisten gefordert. Sie können aber – erstmalig bei einem DMP – hier auch die koordinierende Funktion übernehmen, die sonst nur den Hausärzten vorbehalten ist“, so Professor Dr. med. Martin Fleck, Chefarzt der Klinik und Poliklinik für Rheumatologie und Klinische Immunologie, Asklepios Fachkrankenhaus Bad Abbach, welcher auch als Sachverständiger die Verhandlungen begleitet hat. Der Austausch zwischen Hausärzten und Rheumatologen spielt dabei eine wichtige Rolle. Die „Rheumatologische Fortbildungsakademie“ bietet dafür bereits Seminare an, die diesen Dialog fördern.
„Für die Patientenversorgung ist das DMP eine immense Chance“, betont Professor Fleck. „Wir hoffen, dass sich möglichst viele Rheumatologinnen und Rheumatologen beteiligen, damit dieses DMP zu einem Erfolg wird!“ Es könne noch ungefähr ein Jahr dauern, bis sich erste Patienten in das DMP einschreiben können. Auch wenn die Inhalte und Prozesse im DMP-RA nun definiert sind, müssen noch die praktischen Umsetzungen entwickelt und Verträge zwischen Krankenkassen und Praxen und Kliniken geschlossen werden.