Studie: Ein Viertel der Bundesbürger kennt Recht auf ärztliche Zweitmeinung nicht
Die Jüngeren sind am Schlechtesten informiert: Die Studieninitiatoren haben festgestellt, dass bei den 18- bis 24-Jährigen, die zum "unwissenden Viertel" aller Bürger zählen, der Anteil der Unaufgeklärten sogar bei 40 Prozent liegt. Den 50- bis 64-Jährigen ist dagegen das Recht auf eine Zweitmeinung zu 96 Prozent bekannt.
15 Prozent der Bundesbürger glauben laut Studie, dass sie die Kosten für eine Zweitmeinung als Patient selbst tragen müssen. Sechs Prozent gehen davon aus, dass das Einholen einer Zweitmeinung nur vor einer anstehenden Operation kostenfrei ist. Vier Prozent wissen gar nicht, dass sie eine Zweitmeinung selbst anfordern können - sie nehmen an, dass nur ihr behandelnder Arzt bei Bedarf einen Kollegen zu Rate ziehen kann. Von einem behandelnden Facharzt aktiv auf die Option einer Zweitmeinung angesprochen wurden die meisten Patienten weder in Praxen noch in Kliniken.
Patienten haben großes Interesse an ärztlicher Zweitmeinung
Dabei ist das Interesse an einer kompetenten Zweitmeinung groß: Im Schnitt hat jeder zweite Bundesbürger schon einmal eine zweite ärztliche Meinung zu einer geplanten Behandlung erhalten. In 54 Prozent der Fälle haben die Patienten diese Zweitbeurteilung selbst eingefordert. Bei einem Drittel wurde das Verfahren von behandelnden Praxisärzten angestoßen, in 11 Prozent von Krankenhausärzten, in 2 Prozent von Krankenkassen.
Die häufigsten Motive, einen zweiten Arzt zu Rate zu ziehen, sind:
- die Unsicherheit darüber, ob die vom behandelnden Arzt vorgeschlagene Behandlung wirklich optimal ist (52 Prozent)
- sowie der Wunsch, unnötige Operationen oder Behandlungen zu vermeiden (47 Prozent).
- Der drittwichtigste Grund ist, das Vertrauen in den behandelnden Arzt zu stärken (42 Prozent).
- Eine Zweitmeinung wünschen sich Bundesbürger vor allem bei schwerwiegenden Erkrankungen wie Krebs (von 82 Prozent genannt), neurologischen Erkrankungen (68 Prozent) und Herzerkrankungen (65 Prozent).
Nahezu alle Bundesbürger, die schon einmal eine Zweitmeinung von einem anderen Arzt eingeholt haben, waren mit Ablauf und Ergebnis des Zweitmeinungsverfahrens zufrieden. 94 Prozent der Deutschen, die bislang noch keine zweite Meinung eingeholt haben, würden dies, nachdem sie über die Möglichkeit aufgeklärt wurden, zukünftig im Krankheitsfall machen oder zumindest erwägen.
"Bessere Entscheidungsgrundlage und gestärktes Vertrauen"
"Der Patient erhält durch die zweite Meinung eine bessere Entscheidungsgrundlage, auch in Bezug zu alternativen Behandlungsmöglichkeiten", sagt Dr. Thomas Wolfram, Geschäftsführer und Sprecher der Asklepios Kliniken Hamburg. Der behandelnde Arzt erhalte zudem mehr Sicherheit, da seine Behandlungsempfehlung mit hoher fachlicher Expertise überprüft werde. "Der Facharzt kann auf eine standardisierte Qualitätssicherung zurückgreifen, die seine Empfehlung absichert - diese Transparenz stärkt auch das Vertrauen des Patienten", so Wolfram.
Schnelle Reaktion des Klinikclusters in Hamburg
Die Asklepios Kliniken Hamburg haben auf den Informationsmangel reagieren und bieten ihren Patienten seit Oktober 2014 aktiv eine Zweitmeinung in einer Vielzahl medizinischer Fachbereiche an. Über 50 Experten aus Frauenheilkunde, Gefäßmedizin, Kardiologie, Neuromedizin und Rückenmedizin / Wirbelsäule nehmen an dem Verfahren teil.
Hintergrundfakten zur Studie
Im August 2014 führten die Asklepios Kliniken Hamburg mit dem IMWF Institut für Management- und Wirtschaftsforschung eine Studie zum Thema "Zweitmeinungsverfahren aus Patientensicht" durch. Dafür wurden 1.000 Bundesbürger ab 18 Jahren online befragt, die Ergebnisse wurden bevölkerungsrepräsentativ hochgerechnet.