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Umfrage zur Telematik-Infrastruktur: Klagewelle aus den Arztpraxen?

26.06.2019 12:19
Bislang mussten sie nur die Krankenkassenkarte einmal tauschen - ansonsten haben die Patienten von der Einführung der Telematik-Infrastruktur nicht viel mitbekommen. Dabei handelt es sich um eines der größten und anspruchsvollsten IT-Projekte der Welt: Über die Datenautobahn für das Gesundheitswesen sollen sich bald alle Beteiligten im Gesundheitswesen wie Ärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser, Apotheken und Krankenkassen miteinander vernetzen. Doch viele Arztpraxen wehren sich gegen den Anschluss: Sie halten das System für zu unsicher oder überflüssig, zeigt eine aktuelle Umfrage des Ärztenachrichtendienstes (änd) in Hamburg.

Das neue System soll eine schnelle Online-Kommunikation der Akteure im Gesundheitswesen ermöglichen - beispielsweise mittels elektronischer Arztbriefe oder einer elektronischen Patientenakte. Doch noch ist das Zukunftsmusik: Der erste Schritt besteht darin, die Arztpraxen mit Hilfe einer Konnektor-Box an das System anzuschließen. Doch schon das scheint eine große Hürde: Anders als Erfolgsmeldungen aus Politik und Industrie vermuten lassen, sind offenbar erst rund die Hälfte der Praxen an das System angeschlossen: 48 Prozent von rund 2.400 befragten Ärzten gaben im Rahmen der änd-Befragung an, dass sie den TI-Anschluss bereits hinter sich hätten.

Dass folglich 52 Prozent der Ärzte keinen Anschluss haben, liegt offenbar nicht in erster Linie an Lieferschwierigkeiten oder technischen Problemen: Nur zehn Prozent der betreffenden Praxen betonten, dass sie noch nicht angeschlossen seien, da technische Komponenten fehlten oder Dienstleister nicht verfügbar wären. Satte 76 Prozent erklärten hingegen, dass sie die Telematik-Infrastruktur komplett ablehnen, da das System schlichtweg überflüssig sei oder sie bei dieser Form der Vernetzung um die Sicherheit ihrer Patientendaten fürchteten.

Ein Umstand, der noch für einiges böses Blut sorgen dürfte: Das Gesetz sieht Honorarabschläge für die Praxen vor, die sich nicht vernetzen wollen. 19 Prozent der TI-Verweigerer unter den Ärzten wollen diesen Verlust einfach akzeptieren. 70 Prozent wollen sich jedoch gegen die Abzüge wehren - zur Not auch mit juristischen Schritten. Möglichkeiten in der Richtung gibt es bereits: Der Ärzteverbund MEDI aus Baden-Württemberg bereitet gerade eine Musterklage in der Sache vor. Treffen dürfte das zunächst die Kassenärztlichen Vereinigungen, welche die Honorarabzüge durchführen müssen.

An der Online-Umfrage beteiligten sich vom 18. bis zum 24. Juni insgesamt 2.410 änd-Mitglieder - überprüfte niedergelassene Haus- und Fachärzte aus dem gesamten Bundesgebiet.

Editorial

RoskiHerausgeber
Prof. Dr.
Reinhold
Roski

 

 

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