TK-Monitor Patientensicherheit: Sechs von zehn Menschen fürchten Infektion im Krankenhaus
Die Untersuchung zeigt: Die Sorge um Patientensicherheit ist weit verbreitet. Viele Befragte halten es demnach für wahrscheinlich, selbst einmal einen Medikationsfehler (33 Prozent), OP-Fehler (25 Prozent) oder Gerätefehler (17 Prozent) zu erleben. 53 Prozent von denen, die einen Fehler in den vergangenen zehn Jahren bei sich vermuten, verorten den Fehlgriff bei einer ambulanten Behandlung, 33 Prozent bei einer stationären Behandlung, 15 Prozent bei einer ambulanten Behandlung im Krankenhaus. „Damit bezieht sich mehr als die Hälfte der vermuteten Fehler auf den ambulanten Bereich. Das zeigt deutlich, dass wir Maßnahmen zur Patientensicherheit nicht nur in den Kliniken, sondern verstärkt auch in den Praxen brauchen“, sagt Ballast. „Diese Sorgen der Patientinnen und Patienten sollten für alle Akteure im Gesundheitswesen Anlass und Verpflichtung sein, stetig an der Verbesserung der Patientensicherheit zu arbeiten.“
28 Prozent schweigen
Als erste Anlaufstelle bei einem Verdacht werden von den betroffenen Befragten ein anderer Arzt (42 Prozent) oder der behandelnde Arzt (30 Prozent) genannt. Im Jahr 2002 behielten noch über die Hälfte der Betroffenen ihren Verdacht für sich. Bei der diesjährigen Befragung gaben 28 Prozent der Betroffenen an, geschwiegen und ihren Verdacht nicht weitergemeldet zu haben. Bei der Frage nach den Gründen dafür gab mehr als die Hälfte der Schweigenden an „das nützt nichts“. Fast ebenso viele gaben an, dass sie nicht wüssten, an wen sie sich wenden können. Ballast: „Hier sind alle Akteure im Gesundheitswesen gefordert, Anlaufstellen bekannter zu machen. Für unsere Versicherten haben wir bereits einen Online-Wegweiser entwickelt, mit dessen Hilfe sie unkompliziert den konkreten Verdacht schildern können.“
73 Prozent sagen: Ich kann selbst die Sicherheit verbessern
Der TK-Monitor Patientensicherheit zeigt zugleich, dass viele Patientinnen und Patienten ihren eigenen Einfluss kennen. 73 Prozent der Befragten geben an, dass sie dazu beitragen können, im Krankenhaus oder in der Praxis sicher versorgt zu werden. Der stellvertretende TK-Vorstandsvorsitzende: „Wer sich traut, Bedenken zu äußern oder Fehler zu korrigieren, kann womöglich einen Schaden abwenden, beispielsweise wenn man mit falschem Namen angesprochen wird, weil eine Patientenverwechslung vorliegt. Auch Aufmerksamkeit kann helfen, Fehler zu erkennen und zu vermeiden, zum Beispiel wenn einer Patientin bei der Medikamentenausgabe auffällt, dass die Pille heute eine andere Farbe hat als bisher.“
Politik muss Voraussetzungen für Härtefallfonds schaffen
Für eine bessere Unterstützung und eine Stärkung der Opfer von Behandlungsfehlern fordert die TK die Einrichtung eines Patientenentschädigungs- und Härtefallfonds, den auch der aktuelle Koalitionsvertrag im Bund vorsieht. In der Befragung gaben nur 8 Prozent der Menschen, die einen Behandlungsfehler bei sich vermuten, an, dass sie einen großen finanziellen Schaden dabei erlitten haben. 18 Prozent der Betroffenen gaben an, dass sie einen geringen finanziellen Schaden erlitten hätten. Ballast: "Die Ergebnisse zeigen, dass ein Härtefallfonds nur in wenigen Fällen zum Einsatz käme. Gerade in diesen Fällen sei er allerdings besonders wichtig." Die Politik habe nun die Aufgabe, dieses Vorhaben umzusetzen und notwendige Details wie Leistungsvoraussetzungen, Entscheidungswege, Überprüfbarkeit, Organisationsformen, Anbindung und Finanzierung zu klären.