Über 110.000 Patient:innen mit Post-COVID-Diagnose im 1. Quartal 2021
Im ersten Quartal 2021 ist das sogenannte Post-COVID-Syndrom bei über 110.000 Patient:innen in Deutschland vertragsärztlich dokumentiert worden (ICD-Code U09.9!). Bezogen auf die bis Ende des Jahres 2020 an COVID-19 Erkrankten entspricht das einem Anteil von etwa 6 Prozent. Die Altersgruppe der 40- bis 65-Jährigen ist am stärksten betroffen. Auffällig ist: Mehr als 98 Prozent der Patient:innen mit Post-COVID-Syndrom waren 2020 in vertragsärztlicher Behandlung. Die Daten weisen darauf hin, dass die dokumentierten Vorerkrankungen bei Patient:innen mit Post-COVID-Syndrom häufiger vertreten sind als im Durchschnitt der Bevölkerung.
Die häufigsten Vorerkrankungen 2020 betreffen zum einen die großen Volkskrankheiten wie Rückenschmerzen (42 Prozent) und Bluthochdruck (39 Prozent). Zum anderen aber auch Atemwegserkrankungen wie Asthma bronchiale (16 Prozent) sowie Fettstoffwechselstörungen (26 Prozent), Adipositas (19 Prozent) und Diabetes (14 Prozent). Auch psychische Vorerkrankungen wie Depression (19 Prozent), somatoforme Störungen (19 Prozent) sowie Belastungs- und Anpassungsstörungen (13 Prozent) spielen eine gewichtige Rolle bei den Behandlungsdiagnosen 2020. Die genannten Vorerkrankungen sind bei Patient:innen mit Post-COVID-Diagnose im Vergleich zum altersgewichteten Auftreten bei ambulant behandelten Patient:innen in Deutschland sämtlich häufiger anzutreffen. Der Einfluss der Vorerkrankungen auf das Risiko von Post-COVID-19 und deren Bedeutung für die weitere Behandlung muss weiter wissenschaftlich untersucht werden.
„Der Eindruck, das Post-COVID-Syndrom betreffe vor allem Personen, die bis zur SARS-CoV-2-Infektion gesund waren, trügt. Vielmehr handelt es sich ganz überwiegend um Patientinnen und Patienten, die bereits wegen verschiedener meist chronischer Krankheiten in ärztlicher Behandlung sind. Insofern ist es folgerichtig, dass die medizinische Versorgung von Post-COVID-Erkrankten in erster Linie bei Hausärztinnen und Hausärzte liegt. Die spezifische Behandlung dieser Personengruppe ist mit einem hohen Konsultationsbedarf und Koordinationsaufwand verbunden. Hier besteht ein zusätzlicher und voraussichtlich steigender Versorgungsdruck in Haus- und Facharztpraxen“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi), Dr. Dominik von Stillfried.