Weltbrustkrebstag: Individuelle Therapieanpassung mittels Bluttest
Molekulare Grundlagen als Schlüssel zum Behandlungserfolg
Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung von Frauen in Österreich, wobei etwa jede achte Frau im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs erkrankt. Das Erkrankungsrisiko steigt mit zunehmenden Alter und erhöht sich ab dem 40. und besonders ab dem 50. Lebensjahr. Jüngere Frauen sind seltener betroffen, ab dem 70. Lebensjahr sinkt das Erkrankungsrisiko wieder. Männer erkranken seltener an Brustkrebs, das Verhältnis von Erkrankungen bei Männern zu Frauen liegt bei 1:100. „Rund 5 bis 10 % der Brustkrebserkrankungen sind erblich bedingt, wesentlich häufiger erhöhen weitere genetische aber auch andere Faktoren das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken“, erklärt Marija Balic. Aber auch Faktoren, wie mangelnde körperliche Bewegung, Übergewicht, ungesunde Ernährung und Rauchen, können die Entstehung von Brustkrebs begünstigen. Die Kenntnis über genetische Veränderungen sowie die zugrundeliegenden molekularen Grundlagen sind nicht nur der Schlüssel zur Auswahl einer individualisierten Krebstherapie, sondern in weiterer Folge auch für die Weiterentwicklung diagnostischer Möglichkeiten zur Prognose bzw. Früherkennung.
Studie: Hemmung von mutiertem Gen als Therapie
Ein laufendes Forschungsprojekt an der Med Uni Graz beschäftigt sich unter der Leitung von Marija Balic mit der Auswahl der geeigneten Therapie für Patientinnen mit metastasierender Brustkrebserkrankung. Eingeschlossen werden Patientinnen mit Hormonrezeptor-positiver (ER+) Tumorerkrankung. Bei dieser Form der Erkrankung ist das Tumorwachstum von der aktivierenden Wirkung körpereigener Hormone an den Hormonrezeptoren der Tumorzellen abhängig. „Wir untersuchen bei diesen Patientinnen, ob sie sich für eine Kombinationstherapie mit einem bestimmten Wirkstoff (Alpelisib) eignen, der eine bessere Wirkung bei aktivierender Mutation im PIK3CA-Gen aufweist. Wir screenen das Blut der Patientinnen auf diese Mutationen“, beschreibt Marija Balic.
Bei den betroffenen Patientinnen wird jeweils zur Bestimmung der weiteren Behandlungsschritte Blut abgenommen und anschließend auf ausgewählte PIK3CA-Mutationen untersucht. „Mit dieser Blutuntersuchung ist es uns möglich, die jeweiligen Therapieschritte individuell an die Erkrankung anzupassen, ohne auf teilweise ältere Untersuchungen des Gewebes des Primärtumors angewiesen zu sein“, beschreibt die Expertin. Gleichzeitig wird auch der Anteil der Tumorerbsubstanz in der gesamten freien zirkulierenden Erbsubstanz im Blut bemessen und im Laufe der Therapie als individueller Therapieerfolg bestimmt. Eine Studienteilnahme ist aktuell an der Klinischen Abteilung für Onkologie möglich, demnächst werden weitere Zentren in Graz und Österreich in die Studie eingeschlossen.
Tumorerbgut im Fokus: Neue Studie startet demnächst
In Kürze wird an der Med Uni Graz eine weitere klinische Studie unter der Leitung von Marija Balic starten, in die Patientinnen mit metastasierter biologisch etwas unterschiedlicher Brustkrebserkrankung eingeschlossen werden, die als Her2 positiv definiert wurden. Sie werden mit einem der neueren Medikamente kombiniert behandelt. „Parallel zum Behandlungserfolg werden wir uns mittels Blutuntersuchung in der neuen Studie auch anschauen, wie sich das Tumorerbgut verhält, um besonders gutes oder gar fehlendes Ansprechen auf die Behandlung besser verstehen zu können“, schaut Marija Balic in die nahe Zukunft. Dies wird weitere Erkenntnisse für eine zukünftig noch zielgerichtetere Brustkrebstherapie mit sich bringen. In dieser Studie sollen bekannte Medikamente in einer noch nicht ausreichend untersuchten Kombination eingesetzt werden. Patientinnen die bereits vorbehandelt wurden und neue Therapieoptionen brauchen, werden eingeschlossen. Es werden wirksame Therapieansätze kombiniert und die Wirkung mit dem Profil des Tumorerbguts in Zusammenhang gebracht.
Steckbrief: Marija Balic
Marija Balic hat an der Karl-Franzens-Universität Graz Humanmedizin studiert und die Ausbildung zur Internistin und Internistischen Onkologin an der Medizinischen Universität Graz abgeschlossen. Während ihrer Ausbildung hat sie mehrere Forschungsaufenthalte in den USA verbracht und dabei ihre klinischen Kenntnisse mit der Forschung vernetzt. Seit 2016 ist sie auch Vizepräsidentin der größten akademischen Forschungsgruppe in Österreich – Austrian Breast & Colorectal Cancer Study Group ABCSG - und seit 2019 Leiterin des Brustzentrums am Universitären Comprehensive Cancer Center Graz.