"Wir brauchen mehr Gruppen für Menschen mit Demenz im Anfangsstadium"
Gruppen für Menschen mit einer Demenz im Anfangsstadium bieten den Betroffenen die Möglichkeit zur Information und einen geschützten, vertrauensvollen Raum, um sich auszutauschen. Hier können Themen wie der Umgang mit der Krankheit, Veränderungen in der Beziehung, Hilfen im Alltag und finanzielle und rechtliche Fragestellungen besprochen werden.
Auf Einladung der Deutschen Alzheimer Gesellschaft trafen sich am 8. Dezember 2009 Gruppenleiterinnen sowie zwei Teilnehmer aus solchen Gruppen in Kassel, um Erfahrungen über dieses relativ neue Angebot der Alzheimer-Gesellschaften auszutauschen. „Seit Februar habe ich die Diagnose. Ich hatte das Glück, von meinem Facharzt an die Alzheimer-Gesellschaft verwiesen worden zu sein“, sagte Frau Merlin* (*Name geändert) aus Bayern. Sie betonte, wie wichtig dieses Angebot für sie sei: „Man freut sich auf die Treffen, wenn alles ruhig ist und harmonisch. Ich habe dort meinen Platz.“ Gerade bei jüngeren Erkrankten stehen Probleme des frühzeitigen Ausscheidens aus dem Beruf und die Sicherstellung der finanziellen Existenz oftmals im Mittelpunkt.
Trotzdem wird viel gelacht – das bestätigten alle Anwesenden. „Wir dürfen nicht allein gelassen werden“ fasst Frau Merlin ihre Forderung nach Unterstützung zusammen. Leider gibt es große Unsicherheiten, wie das Angebot dauerhaft finanziert werden kann. Im Moment werden Gruppen für Menschen im frühen Krankheitsstadium, die noch nicht pflegebedürftig sind, über Spenden, Stiftungen und kommunale Modellprojekte finanziert. Selbsthilfegruppen für Betroffene können krankheitsbedingt meist nicht von den Erkrankten selbst organisiert werden – sie brauchen eine fachliche und kontinuierliche Begleitung.
Ein wichtiges Thema bei dem Workshop war die Einbeziehung der Betroffenen: enschen mit Demenz wollen sich gern im Rahmen ihrer Möglichkeiten einbringen. Sie wollen ihre Meinung sagen und Einfluss nehmen auf die Dinge, die sie betreffen. „Ich bin zwar vergesslich aber nicht blöd“ sagte eine selbst betroffene Referentin auf dem internationalen Alzheimer-Kongress 2006 in Berlin und plädierte dafür, die Fähigkeiten und nicht die Defizite Demenzkranker in den Mittelpunkt zu stellen.
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft lädt seit 2006 Menschen mit Demenz ein, auf Kongressen und Tagungen zu sprechen. „Das reicht aber nicht“, sagte Sabine Jansen, Geschäftsführerin der Deutschen Alzheimer Gesellschaft. „Wir brauchen bundesweit mehr Angebote an Gruppen für Menschen mit Demenz im Anfangsstadium. Dazu gehört auch eine dauerhafte Finanzierungsmöglichkeit.“