Wissenschaftliches Monitoring soll Versorgungsqualität auf dem Land erfassen
Er bietet einen Überblick über die damit verbundenen Herausforderungen sowie die Instrumente zur Erfassung und Bewertung der Versorgungssituation vor Ort.
„Es geht uns bei der Analyse nicht darum, die Versorger vor Ort im Sinne eines ‚shaming und blaming‘ miteinander zu vergleichen“, kommentiert Dr. Ellen Lundershausen, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer, die Veröffentlichung der Stellungnahme. Im Mittelpunkt stehe die evidenzbasierte Untersuchung der regionalen Versorgungsstrukturen.
Das Papier ist nach ausführlicher Diskussion unter der gemeinsamen Federführung von Prof. Dr. med. Wolfgang Hoffmann und Prof. Dr. med. Wilhelm-Bernhard Niebling entstanden. Die Experten empfehlen darin ein kleinräumiges Monitoring versorgungsbezogener Indikatoren zum Zwecke der regionalen Planung und der Verbesserung der Versorgung. Dieses Monitoring setze insbesondere die Verfügbarkeit und systematische Analyse kleinräumiger Daten auf Bevölkerungsebene sowie deren Verknüpfung mit Daten aller Versorgungssektoren voraus. Geeignete Indikatoren sollen patientenorientiert, trennscharf, und handlungsrelevant sein und möglichst realistisch aus Routinedaten abgeleitet werden können.
„Wer rationale Gesundheitspolitik betreiben will, braucht eine solide Datenbasis. Leider gibt es in Deutschland auf diesem Gebiet erhebliche Defizite. Der Ständige Arbeitskreis zeigt mit seinem Konzept, dass es auch anders geht“, sagt Lundershausen. Er schaffe damit eine wichtige Grundlage für eine moderne und sektorenverbindende Gesundheitspolitik und damit für eine bestmögliche medizinische Versorgung unabhängig vom Wohnort.
Der Ständige Arbeitskreis „Versorgungsforschung“ plädiert für die Entwicklung von Gesundheitsregionen, in denen sektorenverbindend und interprofessionell eine integrierte Versorgung für die Menschen in der Region organisiert wird. Wichtig sei, dass bestehende gesetzliche, berufsrechtliche und abrechnungsbezogene Hindernisse beseitigt werden. Gleichzeitig müssten die erforderlichen Qualifikationen für die Berufsgruppen, die gemeinsam an der regionalen Versorgung beteiligt sind, entwickelt und angeboten werden.
Im nächsten Schritt sollen nun in Zusammenarbeit mit den Landesärztekammern die Pilot-Regionen für eine frühe Phase der Implementierung des Qualitätsmonitorings ausgewiesen werden. „Die ersten Gespräche hierzu sind sehr positiv verlaufen“, so BÄK-Vizepräsidentin Lundershausen. Anschließend soll in einem zweiten Schritt überlegt werden, welche Versorgungsformen Lösungen für wahrgenommene Versorgungsdefizite im dünn besiedelten ländlichen Raum bieten könnten.