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Zi diskutiert Lehren aus Covid-19-Pandemie

21.09.2021 18:28
„In der Corona-Pandemie mussten und müssen die politisch Verantwortlichen sehr schnell entscheiden, wie gesundheitlicher Schutz, soziale Teilhabe und wirtschaftliche Gefährdungen gegeneinander abzuwägen sind. Dies hat die Bedeutung von Echtzeit-Informationen zum Infektionsgeschehen aus der Akut- und Notfallversorgung verdeutlicht, deren wissenschaftliche Auswertung Grundlage eines schnellen Handelns sein kann. Die Pandemie hat auch die funktionalen Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Forschungsrichtungen sowie zwischen ambulanter und stationärer Versorgung betont. Eine Lehre aus der Pandemie: Es sollten fortlaufende bevölkerungsbezogene Erhebungen zur Krankheits- und Versorgungslage implementiert sowie aktuelle Transparenz über die Veränderung wichtiger Versorgungsindikatoren geschaffen werden."

"Echtzeit-Daten können helfen, Legitimationslücken zwischen gesundheitspolitischem Entscheidungsbedarf und wissenschaftlicher Evidenzbasierung nach und nach zu schließen. Dies kann durch Register oder digitale Datenplattformen erreicht werden. Beispiele hierfür sind: Der COVID-19-Infektionssurvey (CIS) des britischen Office for National Statistics (ONS), das Register zur Verfügbarkeit und Belegung von Intensivbetten sowie das vom Zi geplante Berichtswesen über Daten aus der medizinischen Ersteinschätzung für Anfragen zu akuten Gesundheitsbeschwerden an die Rufnummer 116117.“ Dies sagte der Vorstandsvorsitzende des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi), Dr. Dominik von Stillfried, gestern Nachmittag im Rahmen des Zi-Congress Midterm Workshops 2021. Unter dem Titel „Maßnehmen für Maßnahmen – Was können wir aus der Pandemie für post-pandemische Zeiten lernen?“ hatte das Zi namhafte Experten aus Medizin, Wissenschaft und Selbstverwaltung eingeladen, um über Lehren aus der COVID-19-Pandemie zu diskutieren. Im Fokus standen die Potenziale von Echtzeit-Informationen und Daten-Modellierungen für das Pandemie- und Versorgungsmanagement.

Prof. Dr. Christian Karagiannidis, wissenschaftlicher Leiter des Intensivregisters der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI): „Die Corona-Pandemie hat Defizite der Gesundheitsversorgung in Deutschland offengelegt – insbesondere die mangelnde Transparenz über die intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten, für die es in Deutschland keine zentrale Erfassung und Steuerung gab. Mit unserem im Frühjahr 2020 gemeinsam mit dem Robert Koch-Institut aufgebauten DIVI-Intensivregister haben wir erstmals dafür gesorgt, dass die Verfügbarkeit von Intensiv- und Beatmungsbetten tagesbezogen sichtbar gemacht werden konnte. Das weist uns aktuell auf die traurige Tatsache hin, dass die Zahl der nutzbaren Betten aufgrund von Personalmangel sinkt, während deren Auslastung durch COVID-19-Patienten wieder ansteigt. Wir brauchen solche nationalen Register mit gesicherter Datenqualität nicht nur, um medizinische Kapazitäten abzubilden. Künftig müssen wir auch patientenindividuelle Daten erheben, um die Nutzung dieser Kapazitäten besser zu verstehen. Von der neuen Bundesregierung wünsche ich mir, dass sie dafür rasch Grundlagen schafft.“

Die abschließende Diskussion fokussierte auf eine Nutzung der verfügbaren Evidenz zur Steigerung der Impfquote in Deutschland. Dr. Monika Schliffke, Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein, betonte die Bedeutung der Qualität und Vertrauenswürdigkeit der Impfberatung. Wer von der Impfung überzeugt werden müsse, müsse die Impfung als wichtige Maßnahme des Eigenschutzes erkennen und dafür potenzielle Krankheits- und Impfrisiken abwägen können. Dies werde am ehesten durch ärztliche Beratung erreicht, könne aber selten in einem Gespräch allein abgeschlossen werden. Sie sprach sich dafür aus, Vertragsärztinnen und -ärzten geeignete Argumentationshilfen an die Hand zu geben, mit deren Hilfe die Beratenen Fakten im Nachgang zum Gespräch in Ruhe nachvollziehen könnten.

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