Zi-Trendreport: Steigende Arbeitsverdichtung in Arzt- und Psychotherapiepraxen
Insgesamt bewegten sich die Fallzahlen mit persönlichem Arzt-Patienten-Kontakt bei den Hausärzt:innen um 3,7 Prozent im ersten Quartal bzw. 1,9 Prozent im zweiten Quartal 2022 über den Ausgangswerten von 2019. Bei den Kinder- und Jugendärzt:innen ist die Inanspruchnahme im ersten Quartal 2022 fast identisch zur Fallzahl im Vergleichszeitraum 2019. Im zweiten Jahresviertel, von Anfang April bis Ende Juni 2022, gab es ein Plus von vier Prozent. Auch bei den Fachärzt:innen liegt die Fallzahl im ersten Quartal 2022 mit einem Zuwachs von 5,8 Prozent klar über dem Vergleichszeitraum 2019. Im zweiten Quartal 2022 übersteigt diese das Niveau des zweiten Quartals 2019 mit 0,4 Prozent noch leicht. Bei den Psychotherapeut:innen waren die Fallzuwächse mit 9,4 im ersten bzw. 9,5 Prozent im zweiten Quartal weit überdurchschnittlich. Besonders stark nachgefragt waren die Gruppentherapien (+38,5 Prozent für Q1 2022 und +48,5 Prozent für Q2 2022) sowie die Einzeltherapien (+6,2 Prozent für Q1 2022 und +5,8 Prozent für Q2 2022).
Sichtbar wird der Einsatz der niedergelassenen Haus- und Fachärzt:innen auch bei den für die Gesundheitsprävention so wichtigen Früherkennungsuntersuchungen: Über das erste Halbjahr 2022 hinweg betrachtet, zeigen die Daten für die Früherkennungskoloskopie (16,5 Prozent für Q1 2022 und 8,8 Prozent für Q2 2022) und die Früherkennungsuntersuchungen bei Kindern (0,7 Prozent für Q1 2022 und 2,8 Prozent für Q2 2022) deutliche Fallzuwächse gegenüber 2019. Lediglich das Mammographie-Screening (-1,2 Prozent für Q1 2022 und -2,7 Prozent für Q2 2022) und das Hautkrebsscreening (-18,5 Prozent für Q1 2022 und -9,5 Prozent für Q2 2022) liegen unter den Ausgangswerten von 2019.
Das sind die zentrale Ergebnisse des heute vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) veröffentlichten Trendreports zur Entwicklung der vertragsärztlichen Leistungen bis zum Ende des ersten Halbjahres 2022.
„Unsere aktuelle Datenauswertung der vertragsärztlichen und psychotherapeutischen Leistungen für das erste Halbjahr 2022 zeigt eines mehr als deutlich: Dank der über 183.000 niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten sowie deren hoch engagierten Praxisteams läuft die ambulante Versorgung auch nach Abflauen der Pandemie weiter unter Volllast. Dass die Inanspruchnahme der rund 100.000 Praxen in der auslaufenden Corona-Pandemie zweitweise bis zu fünf Prozent im Mittel gestiegen ist, setzt ein starkes Zeichen für die vertragsärztliche Regelversorgung. Im Vergleich dazu verzeichneten die Fallzahlen für die stationäre Behandlung in Krankenhäusern 2021 einen deutlichen Rückgang von 14 Prozent. Das schärft noch einmal den Blick dafür, dass die Ambulantisierung der Medizin durch die Pandemiejahre 2020 und 2021 einen Schub erhalten hat. Die deutliche Entwicklung der ambulanten Regelversorgung bestätigt letztlich das hohe Vertrauen der Bevölkerung in die medizinische Versorgung durch die Arztpraxen“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.
Mit den im ersten Halbjahr 2022 insgesamt rund 1,6 Millionen abgerechneten Videosprechstunden ist erneut ein deutlicher Zuwachs gegenüber 2019 zu erkennen (erstes Halbjahr 2019: 804 Videosprechstunden). Auch bei den telefonischen Beratungen sehen wir im ersten Halbjahr 2022 gegenüber 2019 ein starkes Plus: Von Januar bis Juni 2022 sind insgesamt 4,3 Millionen Beratungen per Telefon abgerechnet worden und damit 1,9 Millionen mehr als im gleichen Zeitfenster 2019.
Für den aktuellen Trendreport wurden dem Zi von 16 der 17 Kassenärztlichen Vereinigungen aggregierte Informationen aus den Abrechnungsdaten des Zeitraumes erstes Quartal 2019 bis zweites Quartal 2022 übermittelt. Die Daten wurden auf die Frage hin ausgewertet, wie sich die Fallzahlen und die Anzahl abrechnender Ärzt:innen sowie die Häufigkeiten bestimmter Leistungskategorien im Jahr 2020, 2021 und 2022 im Vergleich zum Jahr 2019 verändert haben. Der Bericht knüpft an die Ergebnisse des Zi-Trendreports zum Gesamtjahr 2021 an.