Zi verleiht Innovationspreise für „Ausgezeichnete Gesundheit 2022“
Anschließend diskutierten führende Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Selbstverwaltung über den Innovationscharakter der ausgezeichneten Initiativen und die aktuellen Herausforderungen der vertragsärztlichen Medizin – auch, aber nicht nur über die medizinische Versorgung der über 73 Millionen gesetzlich versicherten Patient:innen während der COVID-19-Pandemie.
„Dieser Abend hat gezeigt, wie facettenreich und innovationsstark die ambulante Versorgung in Deutschland ist. Wir haben erlebt, mit welch außergewöhnlichem Einsatz sich alle Mitarbeitenden in den Praxen, ärztliches wie nicht-ärztliches Personal, gegen die Corona-Pandemiewelle gestemmt haben. Sie waren es, die die Kliniken vor der Überlastung bewahrt haben. Die über 85 Millionen in den Praxen vorgenommenen Impfungen gegen das COVID-19-Virus sind dafür ein starkes Zeugnis. Kurzum: Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte sind die Herzkammer der medizinischen Regel- und Krisenversorgung in Deutschland“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.
Einige der hier vorgestellten Projekte verdienten es, Vorbilder künftiger Reformschritte zu werden, so von Stillfried weiter: „Das System der Kassenärztlichen Vereinigungen garantiert eine flächendeckende haus- und fachärztliche Versorgung in hoher Qualität. Die Praxen sind nah dran an den Menschen, arbeiten effizient, schnell und sicher. Wir haben drei Preisträger, aber alle zehn Projekte des heutigen Abends haben verdient die Aufmerksamkeit eines großen Publikums gewonnen. Wir wünschen uns, dass sie weiterhin erfolgreich zur innovativen medizinischen Versorgung der Patientinnen und Patienten in den Regionen beitragen werden.“
Der erste Preis in der Rubrik Versorgung digital ging an das Projekt Videosprechstunde ergänzt den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst unter 116117 der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Niedersachsen. Zwischen 9 und 16 Uhr wird Hilfesuchenden, die über die 116117 entsprechend medizinisch ersteingeschätzt worden sind, eine Videosprechstunde angeboten. Die Person nimmt im virtuellen Wartezimmer Platz und wird dann dort von einer diensthabenden Bereitschaftsärztin bzw. einem Bereitschaftsarzt abgeholt. Für Patient:innen und Ärzt:innen in Zeiten von Corona-Kontaktbeschränkungen ein großer (Zeit-)Gewinn.
Platz 1 in der Session Versorgung in der Pandemie hat sich die Initiative COVID-Schwerpunktpraxen der KV Berlin gesichert. Die COVID-Schwerpunktpraxen in Berlin haben Patient:innen hausärztlich versorgt, die aufgrund eines Verdachts auf bzw. einer Infektion mit dem Corona-Virus getrennt von infektionsfreien Patient:innen behandelt werden sollten. Bei der Konzipierung wurden insbesondere Aspekte wie Bestellwesen, Praxisräume und Verteilung über das Stadtgebiet einbezogen, um die Versorgung dieser besonderen Patient:innen-Gruppe in der ersten kritischen Phase der Corona-Pandemie sicherzustellen. Die Praxen bilden aber auch einen wichtigen Anlaufpunkt in der Versorgung von Post-COVID-Patient:innen.
In der Sparte Versorgung kreativ ging das Baiersbronner Modell der Hausärzte am Spritzenhaus (regiopraxis) der KV Baden-Württemberg als Sieger hervor. In Baiersbronn wurde vor zehn Jahren am historischen Feuerwehrhaus („Spritzenhaus“) ein Gesundheitszentrum errichtet, um einer drohenden Unterversorgung entgegenzuwirken. In der Hausarztpraxis stellen elf Ärzt:innen durch eine Arbeitsaufteilung untereinander und das Delegieren von Aufgaben an gut ausgebildetes medizinisches Fachpersonal eine zentrale Primärversorgung sicher. Derzeit arbeiten über 20 medizinische Fachangestellte im Team. Über Kooperationen werden jährlich über 30 Studierende ausgebildet. So wird ein Signal gegen Fachkräftemangel und Abwanderung gesetzt.