Zum Weltkrebstag am 4. Februar 2021: Frauen seltener bei Krebsfrüherkennung
"Wie stark die Nachholeffekte im zweiten Halbjahr 2020 sind, lässt sich noch nicht sagen. Möglicherweise haben Frauen ihren Kontrolltermin bei der Frauenärztin auf die Zeit nach der ersten Pandemiewelle verschoben", erläutert Ulrich Kosel, Experte der TK für Krebsfrüherkennung. Zahlen dazu liegen erst im Frühsommer vor.
Organisiertes Screening-Programm seit Anfang 2020
Aber nicht nur Corona könnte die Inanspruchnahme der Krebsfrüherkennung beeinflusst haben. Ulrich Kosel von der TK: "Zum 1. Januar 2020 hat der Gesetzgeber die regelmäßigen Früherkennungsuntersuchungen auf Gebärmutterhalskrebs neu geregelt und ein organisiertes Screening-Programm ins Leben gerufen." Danach bleibt es für Frauen zwischen 20 und 34 Jahren wie bisher beim jährlichen Screening mittels eines sogenannten Pap-Tests. Frauen ab 35 wird der Pap-Test nicht mehr jährlich, sondern alle drei Jahre angeboten - dann zusätzlich kombiniert mit einer Untersuchung auf bestimmte Viren (HPV-Test). Bei beiden Tests wird ein Abstrich vom Gebärmutterhals entnommen und im Labor untersucht. Mit dem Pap-Test werden Zellveränderungen untersucht, die als Vorstufe für Krebs gelten. HPV-Viren wiederum erhöhen das Risiko für solche Zellveränderungen.
Dreijahresintervall entspricht Lebensrealität vieler Frauen
Die Kombination von Pap- und HPV-Test für Frauen ab 35 Jahren sorgt für zuverlässigere Untersuchungsergebnisse und reduziert durch das neue Dreijahresintervall den Aufwand für Arztbesuche. Ulrich Kosel von der TK: "Tatsächlich nahm bislang nur jede vierte Frau regelmäßig die jährliche Früherkennungsuntersuchung wahr. Die Mehrheit kommt seltener zum Termin." So habe eine TK-Auswertung gezeigt, dass im Schnitt über vier Jahre hinweg immerhin drei von vier anspruchsberechtigten Frauen mindestens einmal bei einem Früherkennungstermin gewesen sind." Das neue Dreijahresintervall entspricht somit offenbar stärker der Lebensrealität vieler Frauen.
Erstmals persönliche Einladungen per Post
Frauen zwischen 20 und 65 Jahren erhalten jetzt außerdem regelmäßig Post von ihrer Krankenkasse - und zwar im Fünfjahresrhythmus. Enthalten ist eine persönliche Einladung mit Informationen zur Krebsfrüherkennungsuntersuchung. Alle fünf Jahre wird zur Erinnerung erneut informiert. TK-Experte Ulrich Kosel: "Je früher Krebs und Vorstufen erkannt werden, desto besser sind die Heilungschancen." Die TK hat seit Beginn des schriftlichen Einladungsverfahrens zum Gebärmutterhalskrebs-Screening Anfang 2020 rund 861.000 Briefe an ihre Versicherten im Alter von 20 bis 65 Jahren verschickt.
Gebärmutterhalskrebs: bundesweit im Schnitt 4500 Fälle pro Jahr
Bundesweit erkranken jährlich etwa 4500 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Hauptursache sind sexuell übertragene humane Papillomviren (HPV). Infektionen mit diesen Viren können zu Zellveränderungen und letztlich bösartigen Tumoren führen. Die Zellveränderungen finden meist über Jahre statt und entwickeln sich häufig über Krebsvorstufen. Die Vorstufen treten im Durchschnitt im Alter von 34 Jahren auf, Gebärmutterhalskrebs im Durchschnitt mit 55 Jahren. Die TK bezieht sich dabei auf Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft.
HPV-Impfung kann schützen, ersetzt aber nicht die Früherkennung
Die Ständige Impfkommission empfiehlt, 9- bis 14-jährige Mädchen und Jungen gegen HPV zu impfen oder diese Impfung spätestens vor dem 18. Geburtstag nachzuholen. Die TK übernimmt dafür die Kosten. Die Impfung schützt nicht vor allen Hochrisiko-HP-Viren. Sie ersetzt die Früherkennung daher nicht.