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Zusatzbeiträge: Solidarprinzip auf der Kippe?

29.02.2016 11:15
Richtet der Zusatzbeitrag in der Gesetzlichen Krankenversicherung mehr Schaden an als er nützt? Es gibt Anzeichen für dramatische Veränderungen der deutschen Krankenkassenlandschaft sowie der Mitglieder- und Versichertenstruktur. Ist hier und jetzt ein Umsteuern nötig – eventuell eine Rückkehr zur paritätischen Finanzierung, wie vielerorts gefordert wird? Auf dem Gesundheitskongress des Westens am 8. März in Köln diskutieren dieses Thema verschiedene Stakeholder.

Vier von fünf Mitgliedern gesetzlicher Krankenkassen müssten seit dem Jahreswechsel einen höheren Zusatzbeitrag zahlen – je nach Kasse bis zu 0,6 Prozent mehr. Das mache bei einem Bruttoeinkommen von 3.000 Euro rund 18 Euro aus. Bereits jetzt sei aber klar: Auch im nächsten Jahr steigen die Zusatzbeiträge weiter an, im Schnitt erneut um 0,2 bis 0,3 Prozent, wie der GKV-Spitzenverband prognostiziert.

Eine aktuelle Untersuchung über die Wechselwilligkeit GKV-Versicherter komme zu einem besorgniserregenden Ergebnis: Bei weniger als zehn Euro Einsparungen pro Monat würden sich zwar nur 1,9 Prozent eine neue Kasse suchen und bei bis zu 20 Euro gerade einmal 5,9 Prozent. Läge die Ersparnis aber bei mehr als 20 Euro zögen 44,6 Prozent der Krankenkassenmitglieder einen Wechsel in Betracht. Teure Kassen müssten also mit dramatischen Mitgliederverlusten rechnen.

Aber junge und gesunde Kassenpatienten seien am ehesten bereit, den Anbieter zu wechseln, während Kranke und Ältere bei ihrer Kasse blieben. Das führe bei Krankenkassen, die eine ältere Mitgliederstruktur besitzen, zu einem Teufelskreis, wie viele Experten befürchteten. Denn es verschärfe die Situation weiter und führt zu erneuten Beitragsanhebungen. Krankenkassen bemühten sich deshalb immer stärker um junge und gesunde Neumitglieder und gäben Millionen für entsprechende Werbekampagnen aus. Man wolle "durch Wertsteigerung der Versichertensubstanz ein qualitatives Wachstum sichern", heißt es in internen Unterlagen einer Kasse etwa.

Die GKV erlebe durch die Zusatzbeiträge "einen verschärften Preiswettbewerb, der leider zu Lasten eines Wettbewerbs um die bestmögliche Versorgung geht", räumte eine Kassenvertreterin kürzlich ein.

Der Gesundheitskongress des Westens 2016 findet am 8. und 9. März im Kongresszentrum Gürzenich in Köln statt. Er werden wieder rund 900 Besucher erwartet - Klinikmanager, Ärzte, Verantwortliche aus Gesundheitspolitik und Gesundheitsunternehmen, aus Forschung und Wissenschaft. Als Redner sind vorgesehen: Rudolf Henke, MdB, Präsidenten der Ärztekammer Nordrhein und Vorstand Marburger Bund, Hilde Mattheis, MdB, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Prof. Dr. h. c. Herbert Rebscher, Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit, Birgit Fischer, Hauptgeschäftsführerin Verband Forschender Arzneimittelhersteller, und Dr. Gerhard Nordmann, 2. Vorsitzender der KV Westfalen-Lippe.

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