„Ich erwarte klarere Vorgaben“
>> Herr Pastor Brandt, welche Hinderungsgründe stehen einer stärkeren Durchdringung dieses Modellvorhabens entgegen?
Leider verhindern die Mauern zwischen den Versorgungsstrukturen, so ein „Zukunftsprojekt“ breitflächig umzusetzen. Vielen fehlt wegen wirtschaftlicher Unwägbarkeit der Mut, sich auf neues einzulassen und innovative Strukturen als bessere Versorgungsangebote einzusetzen. Manche Träger wollten die Sicherheit im bestehenden System und die mangelnde Beteiligung von Kassen hindert bis heute ein Wachstum teilnehmender Einrichtungen. In Diskussionen erhalte ich immer Zustimmung, aber in der konkreten Umsetzung werden die Bedenken führend. Die riesigen Chancen, besonders für Bewohnende und Mitarbeitende, auch für die Kassen, werden zu wenig wahrgenommen und mit Überzeugung umgesetzt.
Und was ist ganz konkret dafür verwantwortlich, dass auch heute, 20 Jahre nach Beginn des Projektvorhabens, zwar immerhin 27, aber auch nur 27 Berliner Pflegeeinrichtungen Partner dieses Vorzeige-Projekts sind?
Dafür gibt es viele Gründe: zu wenig teilnehmende Kassen, zu schleppende Anpassung der Vergütungen, widerstrebende Aktivitäten von Krankenhausträgern, zu hohe Hürden zur Genehmigung einer Institutsambulanz – und nicht zuletzt eine abnehmende Zahl von Ärztinnen und Ärzten, die unter den vorhandenen Bedingungen bereit sind, als angestellte Mitarbeitende zu arbeiten. Es mag natürlich auch sein, dass so manch einer Sorge vor Transparenz hat. Denn die Qualität der Versorgung wird im Berliner Projekt regelmäßig geprüft.
Was kann die Politik tun?
Die Politik hat in letzten Gesetzesvorhaben bereits manches aus dem Berlin Projekt aufgenommen. Doch erwarte ich nun, klarere Vorgaben mit ordnungspolitischer Stringenz zur Ausgestaltung an die Selbstverwaltung zu geben. <<