Impulse für ein nachhaltigeres Gesundheitssystem
>> „Das deutsche Gesundheitssystem bedarf einer tiefgreifenden Reform, schreiben die vier Protagonisten – Dr. Mathias Hartmann (Vorstandsvorsitzender Diakoneo), Dr. Francesco De Meo (Vorsitzender der Geschäftsführung Helios Kliniken), Dr. Matthias Keilen (Vorstand Bezirkskliniken Mittelfranken) und Martin Litsch (Vorstandsvorsitzender AOK-Bundesverband) – gleich zu Beginn der Präambel ihres 7 Haupt- und 30 Unterpunkte umfassenden Forderungs-Katalogs. Ihr zentrales Statement: „Veränderungen sind aus verschiedenen Perspektiven unausweichlich.“ Als Begründung dafür führen die Vier schlecht abgestimmte Versorgungsprozesse, Informationsbrüche zwischen Leistungserbringern und Qualitätsrisiken durch mangelnde Spezialisierung an, die die Versorgung gefährden. Auch sei für die Patienten nicht sichergestellt, dass sie mit ihren Anliegen schnell an die richtigen Ansprechpartner geleitet werden.
Gleichzeitig lägen nach Angaben der vier Unterschreibenden die Ausgaben in Deutschland strukturell höher als in anderen OECD-Ländern, wobei in Teilen diese Ausgaben „bestehenden Überkapazitäten in den Versorgungsstrukturen“ geschuldet seien. Aber auch die mangelhafte Zusammenarbeit und fehlende gemeinsame Verantwortungsübernahme für Kosten und Qualität der Versorgung durch die Akteure im System führten zu „unnötig hohen Kosten und suboptimaler Versorgungsqualität“.
Als mitschuldig an dieser Entwicklung sehen die Akteure die derzeitgen Strukturen des ambulanten und des stationären Sektors, die unter vielfältigem Anpassungsdruck aufgrund nicht mehr wirtschaftlich zu betreibender Betriebsstätten und Überkapazitäten stünden, die im internationalen Vergleich enorme Personalressourcen verschlingen.
Gleichzeitig würden sich die Unterschiede zwischen Stadt und Land vertiefen. Ein Zwischenfazit: „Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels stehen auf Dauer weder Finanzmittel noch Fachkräfte ausreichend zur Verfügung, um die Versorgungsstrukturen in dieser Form aufrecht zu erhalten.“
Da in den letzten Legislaturperioden die Chance für eine strukturelle Erneuerung nicht genutzt worden seien, zudem Reformen mit dem Ziel der Überwindung der sektoralen Trennung der Leistungsangebote ausgeblieben und regionale Gestaltungsmöglichkeiten beschnitten worden seien, müsse die sektorenunabhängige Weiterentwicklung der Versorgung auf die politische Agenda.
Darum stellen die Vier einen Forderungskatalog auf, um als „progressive Krankenhausträger und als AOK-Bundesverband“ gemeinsam Impulse für eine Veränderung des Gesundheitssystems zu setzen und Lösungswege aufzuzeigen für eine „nachhaltige, flächendeckende und patientenorientierte, aber auch finanzierbare Gesundheitsversorgung“. <<
von:
MVF-Chefredakteur Peter Stegmaier
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