MVF 03/21
Evidenzbasierte Entscheidungen statt Tunnelblick
Ausgabe 03 / 2021
Berichte über seltene schwere Komplikationen im Zusammenhang mit der Verwendung des „Vaxzevria“-Impfstoffes von AstraZeneca haben zu einer erheblichen Verunsicherung der Impflinge geführt. Dazu schreibt das renommierte „Winton Centre for Risk and Evidence Communication“ der Universität Cambridge (Prof. David Spiegelhalter): „Alle medizinischen Behandlungen haben sowohl potenzielle Schäden als auch potenziellen Nutzen, und es ist wichtig, diese gegeneinander abwägen zu können“. In dem Artikel „Communicating the potential benefits and harms of the Astra-Zeneca Covid-19-vaccine“ (1) berichtet das Winton Centre über den potenziellen Nutzen und Schaden des Covid-19-Impfstoffs von AstraZeneca in Abhängigkeit von Alter und Expositionsrisiko. Demnach überwiegt der potenzielle Nutzen (vermiedene Aufnahme in die Intensivstation) die potenziellen Schäden (Blutgerinnsel) bei weitem. Nur bei Menschen unter 30, die ein geringes Expositionsrisiko haben, bringt das Impfen keinen Vorteil. Dazu meint Prof. Woods, ehemaliger Chef der Britischen Zulassungsbehörde, nach einem Bericht der „Financial Times“ (2), dass es „auf dem Kontinent keine solche evidenzbasierte Analyse“ gäbe und er den Eindruck habe, dass man dort „die Zahlen aus der Luft gegriffen“ habe.
Germany should reflect on its rich theoretical tradition
Ausgabe 03 / 2021
Der 20. Deutsche Kongress für Versorgungsforschung (06.-08. Oktober 2021) findet unter dem Motto „Versorgungskontext verstehen – Praxistransfer befördern“ statt. Auf dem Kongress, dessen Kernthese es ist, dass Versorgungsgestaltung und -transfer ohne ein vertieftes Verständnis des komplexen Versorgungskontexts nicht erfolgreich gelingen kann, wird in einer prominent besetzten internationalen Session in das Thema einführen. Mit dabei werden Prof. Dr. Jeffrey Braithwaite (Director des Centers for Healthcare Resilience and Implementation Science, Macquarie University, Australia) und Prof. Dr. Russell Mannion (Chair and Research Director, Health Services Management Center, University Birmingham, UK) sein, die im Interview mit „Monitor Versorgungsforschung“ ihre jeweiligen Standpunkte vertreten.
Besser verständliche Risikokommunikation
Ausgabe 03 / 2021
Kommentar von Prof. Dr. Reinhold Roski (Herausgeber von „Monitor Versorgungsforschung“) und Peter Stegmaier (Chefredakteur von „Monitor Versorgungsforschung)
Die Unschärfe falsch-positiver Testergebnisse
Ausgabe 03 / 2021
Kommentar von Prof. Dr. Franz Porzsolt (Vorstandsvorsitzender des Institute of Clinical Economics (ICE) e.V.) unter Mitarbeit von Philipp Legrum (Mitglied und Informatiker des Institute of Clinical Economics (ICE) e.V.)
Wie OptiMedis externes Investment nutzt
Ausgabe 03 / 2021
Wer innovative Projekte im Bereich der gesundheitlichen Versorgung initiieren möchte, kann sich diverser Fördertöpfe bedienen. Da wäre zum einen das deutsche Forschungszulagengesetz (FzulG), das eine steuerliche Förderung von Forschung und Entwicklung für Unternehmen, aber auch für Institute und Forschungseinrichtungen, vorsieht. Zum anderen sind das klassische Förderungen seitens des BMBF, des BMG oder von Institutionen und Stiftungen auf nationaler oder EU-Ebene sowie jener des Innovationsfonds für Neue Versorgungsformen und Versorgungsforschung. Einen ganz anderen, im Bereich der Gesundheitsbranche bisher unbeachteten Weg geht OptiMedis, ein Unternehmen für Management, Analytik und Forschung im Gesundheitswesen, indem es zusätzliches Kapital über Investoren einwirbt – 2017 mit einem Impact-Investor und 2019 bei einer Gruppe von Privatleuten aus Wissenschaft und „friends and family“, die Wandelanleihen gezeichnet haben, die bei einem nächsten Invest in Aktien der Gesellschaft umgewandelt werden können.
„Auf die Digitalisierung muss jeder eine eigene Antwort finden“
Ausgabe 03 / 2021
Welche Chancen bringt die Digitalisierung für die Verbesserung der medizinischen Versorgung? Welche nutzenstiftenden Lösungen gibt es bereits und wie werden sie von Ärzten und Patienten gesehen? Am Beispiel des Diabetes bildet der Digitalisierungs- und Technologiereport (D.U.T) als durchaus einzigartiges Projekt aus Primärdatenerhebung und Aufarbeitung von Schwerpunkthemen nicht nur den Status quo ab, sondern will Hoffnung machen, Ängste abbauen, aber auch Problemfelder aufzeigen. Hinter dem D.U.T-Report stehen als Herausgeber die beiden Professoren Dr. Bernhard Kulzer und Dr. Lutz Heinemann sowie als Sponsor und Mit-Ideengeber das Pharmaunternehmen Berlin-Chemie, das im Interview mit „Monitor Versorgungsforschung“ von Michael Bollessen und Dr. Anja Selig vertreten wird.
Blaupause für Früherkennung in ländlichen Regionen
Ausgabe 03 / 2021
Die Herzinsuffizienz, an der in Deutschland nicht nur rund 1,8 Millionen Menschen leiden, sondern auch mit am häufigsten versterben, hat ein großes Problem, aber damit auch eine fast ebenso große Chance: Diese Krankheit verläuft anfangs oft symptomlos, kann jedoch frühzeitig mit Hilfe der Magnetresonanztomografie (MRT) diagnostiziert werden. Wenn ein MRT denn für alle verfügbar wäre. In Metropolregionen und vor allem in Großstädten ist das der Fall, in ländlichen Regionen hingegen gibt es oft weder die nötigen diagnostischen Geräte noch spezialisierte Ärzte. Das soll sich ändern: Mit dem vom Innovationsfonds mit sieben Millionen Euro geförderten Projekt, das in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern ein Versorgungsmodell zur Früherkennung asymptomatischer Herzinsuffizienz in der Bevölkerung erproben soll – als „Blaupause für ähnliche Regionen“, wie Prof. Dr. med. Sebastian Ulrich Kelle, Oberarzt an der Klinik für Innere Medizin – Kardiologie am Deutschen Herzzentrum Berlin (DHZB), erklärt. Ziel des Projekts HerzCheck ist es, betroffene Patienten nicht nur so früh wie möglich zu diagnostizieren, sondern so schnell wie möglich geeignete Maßnahmen zur Therapie und zur Minimierung von Risikofaktoren einleiten zu können. Dies unter anderem mit dem konzertierten Einsatz modernster Technik und Telemedizin.
Gesundheitssystem neu denken: Strategiewechsel jetzt! Teil 2
Ausgabe 03 / 2021
Kommentar von Dr. Dr. Klaus Piwernetz (medimaxx health management GmbH, München ) und Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Edmund A. M. Neugebauer (Präsident der Medizinischen Hochschule Brandenburg)
Implikation von Datenschnitten und Zensierung in klinischen Studien auf die Bewertbarkeit von Arzneimitteln
Ausgabe 03 / 2021
Kommentar von Dr. PH Dipl.-Stat. Carsten Schwenke (SCO:SSiS Statistical Consulting, Berlin)
Corona-Effekte oder die Krise als Chance
Ausgabe 03 / 2021
Die Corona-Krise hat nicht nur die Ursachen für Lieferabrisse bei systemkritischen Medizinprodukten und Arzneimitteln offengelegt sowie die Folgen der Digitalisierungslücke im Gesundheitssystem transparent gemacht, sondern insbesondere die Konsequenzen grundlegender Führungsdefizite im Personal-Management der Krankenhäuser, der Berufsbild- und Standespolitik und dem Beschaffungsmanagement offenbart. Corona hat aber auch ein Umdenken im Hinblick auf Werte, Sinn und Zweck von Arbeitsinhalten und Verhaltensnormen sowie Rolle und Bedeutung von „am Bett tätigen Berufsgruppen“ in der Gesellschaft angestoßen. Es besteht dringender Handlungsbedarf seitens Politik, Gewerkschaften, Verbänden und Krankenhaus-Managern die Arbeitsbedingungen für „am Bett tätige Berufsgruppen“ familienfreundlicher zu gestalten und deren Entgeltsituation nachhaltig zu verbessern. Ebenso sind staatlicherseits Anreize für den Aufbau von heimischen Reserve-Produktionskapazitäten bei systemkritischen Medizinprodukten sowie Arzneimitteln zu schaffen, ein wertorientiertes Ausschreibungsverfahren zu etablieren, ein „Nationales Buying Center für den Krisenfall“ vorzubereiten und eine Verkürzung globaler Lieferketten ist zu realisieren, um deren Steuerbarkeit zu erleichtern sowie deren Versorgungssicherheit zu erhöhen.
Können Rolling Review-Verfahren Standard werden?
Ausgabe 03 / 2021
Nichts weniger als die „medizinische Forschung der Zukunft“ sollte in einem neuen Online-Diskussionsformat von Pfizer diskutiert werden. Unter dem Titel „Evolution oder Revolution?“ sprachen Thomas Schulz, Autor des Buches „Zukunftsmedizin – Wie das Silicon Valley Krankheiten besiegen und unser Leben verlängern will“, Eva Schumacher-Wulf, die Chefredakteurin der Mamma MIA!-Krebsmagazine sowie Prof. Dr. Markus Kosch, der globale Leiter im Bereich Immuntherapien und Lungenkrebs bei Pfizer, und Peter Albiez, seit März 2015 Vorsitzender der Geschäftsführung von Pfizer Deutschland.
Versorgungsforschung mit hoher translationaler Bedeutung
Ausgabe 03 / 2021
Seit der Installation der Charité-Versorgungsforschungskongresse ist die Versorgungsforschung an der bis dato stark der Grundlagenforschung – vor allem auch rund um Themen der Neurowissenschaft – verschriebenen Charité nicht nur ein sichtbarer Teil, sondern eine „sehr sichtbare Komponente der Forschungsstrategie an der Charité“ geworden, so Prof. Dr. Axel R. Pries (Dekan der Charité) in seinem Grußwort zum 2021er Kongress (s. MVF 02/21). Veranstalter dieser Kongresse ist die Plattform – Charité Versorgungsforschung, die wiederum auf eine Initiative des Instituts für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft (IMSR), des Instituts für Allgemeinmedizin, des Institut für Public Health und der Notfall- und Akutmedizin (CCM/CVK) zurückgeht (s. MVF 01/20). Dass das Wissenschaftsgebiet der Versorgungsforschung für die Charité eine zunehmende Bedeutung hat, zeigen nicht weniger als fünf Neuberufungen in diesem Fach.
Stellungnahme 2.0 zur Pandemie durch SARS-CoV-2/Covid-19
Ausgabe 03 / 2021
Die Autorengruppe ergänzt anlässlich des aktuellen Gesetzgebungsverfahrens zum 4. Bevölkerungsschutzgesetz ihre bisherigen sieben Thesenpapiere um eine zweite dringliche Ad-hoc-Stellungnahme. „Das „Notbremsengesetz“ ist verfassungsrechtlich und rechtspolitisch hochproblematisch. Es knüpft den Eintritt von z. T. gravierenden Grundrechtseingriffen unverhältnismäßig an einen politisch willkürlich gesetzten und zudem unsicheren „Schwellenwert“, der als Steuerungswert untauglich und zudem durch die neuen Testungen beeinflussbar ist. Das Gesetz verkürzt den Rechtsschutz, reduziert ihn auf Normenkontrollklagen oder (begrenzt) Verfassungsbeschwerden und schließt den Verwaltungsrechtsweg vollständig aus, der eigentlich für diese Grundrechtseingriffe ein unverzichtbarer Rechtsschutz für den Bürger darstellt. Das föderalistische Prinzip wird desavouiert und jeglicher Ansatz differenzierter Maßnahmen der Pandemiebekämpfung wird ausgeschlossen.
Wie lassen sich potenziell vermeidbare Fälle in Notaufnahmen systematisieren und analysieren?
Ausgabe 03 / 2021
Ergebnisse einer Delphi-Befragung und retrospektiven Datenanalyse
Zur Rolle der intensivmedizinischen Versorgung in der SARS-2/Covid-19-Epidemie
Ausgabe 03 / 2021
Die Autorengruppe ergänzt die Ausführungen aus Thesenpapier 4 und 6.1 um eine dritte Ad-hoc-Stellungnahme zur intensivmedizinischen Versorgung. In Korrektur der Version vom 16.5.2021 wurden in Kap. 4 die Zahlen der intensivmedizinisch behandelten Patienten auf den Tagewert bezogen, der Quotient Hospitalisierung/Intensivpflichtigkeit auf die Verweildauer von 10 Tagen korrigiert (Tab. 3) und eine Fußnote (Nr. 30) angefügt, die sich mit der Erklärungsmöglichkeit der Abnahme der Intensivbetten-Gesamtkapazität durch die Ausgliederung der pädiatrischen Intensivbetten auseinandersetzt. Stand: 16. Mai 2021, 12:00h, Update vom 17.5.2021
Geschlechtsspezifische Präventionsmedizin & Frauengesundheit in unserer „Gesellschaft des längeren Lebens“
Ausgabe 03 / 2021
Gesundheit, ihre Erhaltung und Förderung sind zentrale Aufgaben in der Gesundheitsversorgung. Die kurative Medizin allein erreicht jedoch immer häufiger Grenzen, um den Folgen chronischer Krankheiten entgegenzuwirken angesichts der demografischen Entwicklung in unserer „Gesellschaft des längeren Lebens“ (Sondergutachten 2009 S. 18 ff, Sachverständigenrat „Koordination und Integration – Gesundheitsversorgung in einer Gesellschaft des längeren Lebens“)1. Diese Erkenntnisse trugen bei der evidenzbasierten Entwicklung der haus- und fachärztlichen Vollversorgungsverträge aufseiten der AOK Baden-Württemberg dazu bei, die biopsychosoziale Perspektive, einschließlich auch nicht-medikamentöser Betreuung, u.a. zu fördern und als gemeinsame Grundlagen mit den ärztlichen ambulanten Vertragspartnern zu vereinbaren, z.B. zu Rückenschmerzen und vielen weiteren, wachsenden Zivilisationsbeschwerden.