„Mit der Verpflichtung am ,point of care‘ zu forschen“
>> Reuschenbach erhielt bereits im Jahr 2009 den Ruf auf die Professur für Qualitätsmanagement und gerontologische Pflegewissenschaft und damit just zu dem Zeitpunkt als an der KHS München – übrigens als einer der ersten bayerischen Hochschulen – der erste Pflegestudiengang implementiert worden ist. Dazu muss man wissen, dass die Katholische Stiftungshochschule (KSH) eine mehr als 100-jährige Tradition in den Sozial-
und Gesundheitswissenschaften hat und in Bayern als führend gilt, was die Entwicklung neuer Studiengänge für Gesundheitsberufe betrifft. „Wir waren auch die ersten, die einen pflegewissenschaftlichen Masterstudiengang in Bayern angeboten haben, der dann später durch den Masterstudiengang ,Angewandte Versorgungsforschung‘ abgelöst wurde“, erklärt der Krankenpfleger, der es als ein Kennzeichen der KSH ansieht, dass hier innovative Ideen in Forschung und Lehre schnell umgesetzt werden können.
Auch wenn alle Studiengänge an der KSH generell primär für die Praxis qualifizieren sollten, bestand schon seit längerem ein großer Drang nach einem wissenschaftlich orientierten Masterangebot. Bereits 2004 ging daher der Master-Studiengang „Pflegewissenschaft – Angewandte Versorgungskonzepte“ an den Start. Doch sei bereits in den ersten Studienkohorten deutlich geworden, dass der Studiengang auch von Studierenden aus den Bereichen der Hebammen- und Therapiewissenschaften angesteuert wird. „Wir haben uns dann entschlossen, in enger Anlehnung an die bereits etablierten Versorgungsforschungs-Studiengänge, einen eigenen Versorgungsforschungsstudiengang zu entwickeln“, verdeutlicht Reuschenbach. Ziel sei es dabei gewesen, die ganze Bandbreite der „Health Professionals“ anzusprechen. In der heutigen Form wird der Master-Studiengang „Angewandte Versorgungsforschung“ seit dem Jahr 2017 jeweils zum Sommersemester angeboten, wobei pro Kohorte 25 Studierende studieren können.
Ergänzend zu diversen Bachelor-Studiengängen und inzwischen drei Masterstudiengängen („Pflegewissenschaft – Innovative Versorgungskonzepte“, „Bildung und Bildungsmanagement im Gesundheitssystem“ und „Angewandte Versorgungsforschung“) wurde seit einigen Jahren mit dem Kompetenzzentrum „Zukunft Alter“ ein gut ausgestattetes Forschungszentrum mit einem festen Mitarbeiterstab etabliert, was für eine Hochschule für Angewandte Wissenschaft (HAW) schon eher ungewöhnlich ist. Und das durchaus mit Erfolg, wie Reuschenbach zurecht berichtet: „Die KSH ist ein idealer Ort für die Versorgungsforschung, was unter anderem das für HAW überdurchschnittliche Drittmittelvolumen widerspiegelt.“
Der Studiengangstitel „Angewandte Versorgungsforschung“ deutet schon auf eine Besonderheit hin, die sich durch die Verortung an einer HAW ergibt. Fast alle Studierenden sind während des Teilzeitstudiums in ganz unterschiedlichen Feldern des Gesundheitswesens berufstätig. „Aus diesen Praxisfeldern und durch unsere vielfältigen Praxispartner werden aktuelle Versorgungsprobleme und Forschungsfragen direkt an uns als Hochschule herangetragen, die dann Grundlage für Forschungspraktika und Qualifizierungsarbeiten sind“, erläutert Reuschenbach den Vorteil dieser Anbindung. Doch drücke sich der Schwerpunkt „Anwendung“ auch darin aus, dass es im Studium zwei Forschungspraktika gibt, die insgesamt 1,5 Jahre dauern können und neben dem Studium zu absolvieren sind. Reuschenbach: „Wir sind froh, dass wir durch die mannigfaltigen Kooperations- und Praxispartner praxisrelevante Forschung mit Studierenden und für die Nutzer:innen umsetzen können. „Darüber hinaus hätten Studierende auch die Möglichkeit ihre Forschungspraktika in einem der vielen Drittmittelprojekte umzusetzen.
Ein weiteres Highlight ist, dass sich die Studienkohorten aus Studierenden der drei Fachrichtung Pflege, Therapie- und Hebammenwissenschaft zusammensetzen. Dies ermöglicht laut Reuschenbach in der Lehre einen interprofessionellen Austausch und sei sicherlich auch ein wesentliches Kennzeichen des Studiengangs.
„Wenn Studierende in unserem Studiengang aus der Praxis berichten, dann wird deutlich, welche vielfältigen Versorgungsdefizite es noch gibt“, sagt Reuschenbach. Viele der Versorgungsprobleme seien darin begründet, dass Zuständigkeiten oder Verantwortlichkeiten nicht geklärt sind und Kompetenzen der verschiedenen „Health Professionals“ nicht ausreichend eingebunden oder erkannt würden. Wenn es – so Reuschenbach – allerdings gelänge, mit Versorgungsforschung solche Hemmfaktoren und Barrieren anzugehen und innovative Versorgungskonzepte zu entwickeln, dann sei das wesentliche Ziel auch einer HAW erreicht. Reuschenbach: „Als Hochschule für Angewandte Wissenschaft und gerade als katholische Hochschule sind wir verpflichtet am ,point of care‘ zu forschen, und damit den Menschen und seine Bedarfe und Bedürfnisse in den Mittelpunkt zu stellen. Ich denke, das gelingt uns in Forschung und Lehre auch gut.“ <<