„Wir spielen nicht mit Versorgung“
http://doi.org/10.24945/MVF.06.15.1866-0533.1930
>> Sehr geehrter Herr Möhlmann, bringt Versorgungsmanagement in der qualitativen wie ökonomischen Betrachtung das, was man sich davon verspricht?
Dies ist eine der schwierigeren Fragen in der gesetzlichen Krankenkassenlandschaft. Als offene Gesellschaft müssen wir irgendwie immer messen, was an Outcome produziert wird. Und das tun die Krankenkassen auch, mehr oder weniger.
Warum weniger?
Das deutsche Gesundheitssystem ist leider nicht gerade so aufgebaut, dass man ganz einfach an die für eine Analyse nötigen Daten zu Struktur-, Prozess- und vor allem Ergebnisqualitäten herankäme. Struktur ist dabei noch das zugänglichste Thema, denn das ist nichts weiter als der Input an Ressourcen. Etwas schwieriger wird es beim Thema Prozessqualität, das beschreibt, wie der Durchlauf durch unser System organisiert ist – und der ist wiederum geprägt durch eine Menge an Partialinteressen und Bereichsgrenzen. Doch die Ergebnisqualität zu bewerten, das ist die ganz große Schwierigkeit.
Woran liegt das?
Ein Teil der Antwort ist im deutschen System an sich angelegt. Politisch gewollt war und ist ein System mit verschiedenen Krankenkassen, obwohl alle – gesetzlich bedingt – ein im Prinzip homogenes Produkt anbieten. Jede Krankenkasse kann den Zugang, die Darbietung, die Vernetzung und den Service anders anbieten, zum Teil auch mit unterschiedlichen Inhalten und Leistungen. Das Ganze soll zu einem politisch gewollten Wettbewerb führen. Nach der ökonomischen Theorie sollten Versicherte, die durch den Wettbewerb der Kassen untereinander freie Wahl haben, zu jenen Kassen wandern, die die Versorgung besser gestalten, die also eine bessere Ergebnisqualität herstellen und damit am Patientennutzen orientiert sind. Damit wäre es dann auch vergleichsweise „einfach“ möglich, Ihre Frage zur Bewertung des Versorgungsmanagements zu beantworten.
Leider wissen wir inzwischen auch, dass das erst einmal nur bloße Theorie ist.
Das liegt vor allem an den Messparametern und den Messgrößen, die beim Vergleich genutzt werden. Anzunehmen wäre ja, dass Versicherte und Patienten aus den realen Versorgungsangeboten ihrer jeweiligen Kasse tatsächlich für sich Entscheidungskriterien ableiten und dann, wie man so schön sagt, mit den Füßen abstimmen. Nun scheint es aber nicht so zu sein, dass Unterschiede von fünf Euro pro Monat im Zusatzbeitrag oder Wanderungstendenzen aufgrund unterschiedlicher Leistungsspektren als handlungsleitend wahrgenommen werden. Uns bleibt darum im Prinzip nur die Befragung unserer Versicherten, um aus diesen Ergebnissen versorgungsdienliche Muster abzuleiten – und auf diese Weise auch zu einer Antwort auf Ihre Frage nach den Erwartungen an das Versorgungsmanagement zu kommen.
Im Dialog mit den Patienten?
Sicher, und das ist ja auch gut so. Wir befragen dauernd unsere Versicherten, beispielsweise auch zu Versorgungsangeboten wie die der Sozialpädiatrischen Zentren in Berlin. Da uns aber der eine, allseits akzeptierte, unmittelbare Ergebnisparameter fehlt, konzentrieren wir uns auf eine Zufriedenheitsabfrage der Eltern der dort betreuten Kinder. Diese so gewonnenen Ergebnisse werten wir aus und können dann auf bestimmte Muster in den Verträgen reagieren.
Gerade die Ergebnisqualität des Gesundheitssystems ist ein von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe doch recht oft gebrauchtes Schlagwort.
Für mich ist Ergebnisqualität zentral an den Begriff Patientennutzen gekoppelt. Ganz einfach ausgedrückt: ... <<
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Zitationshinweis: doi: 10.24945/MVF.06.15.1866-0533.1930