Open Access 2015
„Wir spielen nicht mit Versorgung“
Ausgabe 06 / 2015
Harald Möhlmann gehört als Geschäftsführer Versorgungsmanagement der AOK Nordost (ehemals AOK Berlin-Brandenburg) zu den profiliertesten deutschen Kassenmanagern. Er versteht seine Managementtätigkeit als Verpflichtung, die ihm anvertraute Versorgung der bei seiner Kasse versicherten Menschen aktiv zu verbessern. Das ist gerade bei einer Kasse, die vornehmlich in den Ländern Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg sowie Berlin vertreten ist, aufgrund der unterschiedlichen Strukturen der Gesundheitsversorgung nicht so einfach und braucht deshalb ein gehöriges Maß einerseits an Fingerspitzengefühl, andererseits bei aller gebotenen Vorsicht an Durchsetzungs- und Gestaltungswillen, denn, so Möhlmann im Titelinterview mit „Monitor Versorgungsforschung“: „Wir spielen nicht mit Versorgung.“
„Versorgungsforschung unterstützt Innovatoren“
Ausgabe 06 / 2015
Die Universitäts- und Hansestadt Greifswald im äußersten Nordosten Deutschlands und mitten in Mecklenburg-Vorpommern ist quasi ein „Reallabor“ für Versorgungsepidemiologie, Epidemiologie chronischer Erkrankungen, Epidemiologische Methoden, vernetzte Datenerfassung und zentrales Daten- und Qualitätsmanagement. Kein Wunder, dass all das Schwerpunkte der wissenschaftlichen Tätigkeit von Prof. Dr. med. Wolfgang Hoffmann, MPH, sind, der 2011 zum W3-Professor für Bevölkerungsbezogene Versorgungsepidemiologie und Community Health der Universitätsmedizin Greifswald ernannt wurde. Im Interview mit „Monitor Versorgungsforschung“ berichtet er über seine Arbeit für Krankenkassen, insbesondere für die AOK Nordost.
Wie kommt Zukunft in den Fonds?
Ausgabe 06 / 2015
Die Versorgung im Rahmen von Selektivverträgen macht heute lediglich rund 0,8% der Gesamtausgaben der GKV aus. Und aus diesen Selektivverträgen können wir auf nur wenige Beispiele verweisen, bei denen selektivvertragliche Konzepte in die Regelversorgung übergegangen sind. Hier will der Innovationsfonds ansetzen: Die Zielsetzung des Fonds ist es, Versorgungsinnovationen schneller in die Regelversorgung zu bringen und so die Patientenversorgung weiter zu verbessern. Die Zurückhaltung bei der Entwicklung und Umsetzung von selektiven Versorgungsprozessen hatte bisher verschiedene Gründe.
6. MVF-Fachkongress „Innovationsfonds 2016: Die erste Runde“
Ausgabe 06 / 2015
Der Innovationsfonds bietet große Chancen für Strukturveränderungen und Prozessinnovationen im Gesundheitssystem und für prospektive und begleitende Versorgungsforschung. Damit kann er auch zur weiteren Etablierung des Fachgebietes Versorgungsforschung erheblich beitragen. Wie gut werden diese Chancen genutzt? Sehr viel kann falsch gemacht werden. Die erste Runde läuft. Wie gut sind die ersten Entscheidungen? Welche Trends und Richtungen lassen sich erkennen? Welche Anträge, welche Antragsteller haben die besten Chancen? Wie soll es weitergehen? Das verrät der 6. MVF-Fachkongress „Innovationsfonds 2016: Die erste Runde“ am 8. März 2016
„Schmerz ist das, was der Patient sagt“
Ausgabe 06 / 2015
Schmerz ist ein vielschichtiges Thema. Es ist ein multiprofessionelles Thema. Es ist ein politisch-gesellschaftliches Thema. All das wurde auf dem Zweiten Schmerzforum der Deutschen Schmerzgesellschaft (DSG) mehr als deutlich, auf dem DSG-Präsident Prof. Dr. Michael Schäfer für eine „wohnortnahe, möglichst flächendeckende, niederschwellige Schmerzversorgung“ plädierte. Mit seiner Forderung, aber auch dem Hinweis sowohl auf das von allen Schmerzgesellschaften gemeinsam verabschiedete Konsenspapier, in dem eine abgestufte Schmerzversorgung in Deutschland skizziert wird, als auch auf die jüngste Verabschiedung der Gemeinsamen Gesundheitskonferenz (GMK) zur Schmerzversorgung und der Errichtung einer Ad-hoc-Kommission zur Erstellung eines Schmerzatlas, der den Istzustand der aktuellen Schmerzversorgung mit dem tatsächlichen Schmerzversorgungsbedarf in Korrelation setzen soll, traf er auf offene Ohren der anwesenden Vertreter aus Wissenschaft, Forschung und Ärzteschaft, aber auch der Politik und der Pflege.
Faktische Übertragbarkeit und Qualität vor Proporz
Ausgabe 06 / 2015
Die Einrichtung des Innovationsfonds beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) ist das herausragende Merkmal des GKV-VSG (§92a, b), der der Evaluation von Strukturveränderungen des Gesundheitswesens und der Versorgungsforschung dienen soll. Er soll insbesondere innovative, sektorenübergreifende Projekte erproben, die dann in die Regelversorgung übergehen. Über die genaueren Details diskutierte eine Expertenrunde auf dem 14. Jahreskongress des Deutschen Netzwerks Versorgungsforschung.
Ohne Sanktionen geht es nicht
Ausgabe 06 / 2015
Ministerialdirigent Norbert Paland, Leiter des Bereichs „Haushalt/Telematik“ im Bundesministerium für Gesundheit, und als solcher zuständig für die Telematik-infrastruktur, gab anlässlich des arvato Healthcare Roundtable in Berlin die Guideline der kommenden Wochen und Monate im Bereich der in Deutschland seit Jahren vor sich hin deletierenden Telematik-Infrastruktur vor – und zwar unter dem Vortragstitel: „Der Patient im Mittelpunkt – Illusion, Realität oder Zukunft“.
Impfen: wichtiger Baustein im Gesundheitsschutz
Ausgabe 06 / 2015
Die starke Masernwelle in 2015 rückte die Versorgung mit Impfstoffen in Deutschland in den Vordergrund des öffentlichen Interesses. Da das Impfverhalten der Bevölkerung in der Bundesrepublik nicht umfassend dokumentiert wird, ist eine Einschätzung der Versorgungssituation nur eingeschränkt möglich. Eine Analyse der GKV-Verordnungen von Impfstoffen kann an dieser Stelle einen Beitrag zur Darstellung der aktuellen Marktsituation und regionalen Versorgungsunterschieden leisten.
GKE auch als Antwort auf „zunehmende marktwirtschaftliche Orientierung“
Ausgabe 06 / 2015
Dass in einem Gesundheitssystem der Superlative sinnvolle Medizin nicht die Regel ist, zeigt das Beispiel Kreuzschmerz: Ärzte machen zu viele Röntgenbilder bei akuten Schmerzen, setzen aber zu selten kombinierte, aktivierenden Behandlungsprogramme ein, wenn die Schmerzen chronisch werden. Medizinische Über-, Unter oder Fehlversorgung erzeugt unnötiges Leid und unnötige Kosten. Davor schützen soll die Initiative „Gemeinsam Klug Entscheiden (GKE)“ der AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.) und ihrer derzeit 171 Mitgliedsgesellschaften.
Instrumente für Power- und Fallzahlberechnungen bei komplexen hierarchischen Studiendesigns in der Versorgungsforschung
Ausgabe 06 / 2015
Die Versorgungsforschung kann in ein System mit mehreren Ebenen eingeordnet werden und greift auf jeder Ebene auf eine Reihe von Studiendesigns zurück (Hey/Maschewsky-Schneider 2006: Kapitel 6; Pfaff et al. 2011). Allgemein stellen Studien wichtige Instrumente im Erkenntnisgewinn in der Versorgungsforschung dar (z.B. Meyer et al. 2012; Karbach et al. 2012). Hierbei finden immer häufiger Studiendesigns mit mehreren Hierarchieebenen (sogenannte Multilevel-Datenstrukturen) Anwendung. Ein bedeutender Aspekt in der Versorgungsforschung ist die Notwendigkeit der Adjustierung für mögliche wesentliche Confounder, „da versorgungsrelevante Parameter im Mittelpunkt der Analyse stehen“ (Hey/Maschewsky-Schneider 2006: 251). Hieraus können sich Studiendesigns mit mehr als einer Hierarchieebene und zusätzlicher Berücksichtigung von Kovariaten ergeben. Diese Designs werden im Folgenden als Studiendesigns mit komplexer hierarchischer Datenstruktur bezeichnet. Beispiele sind longitudinale Studien zur Untersuchung von Zeitverläufen (z.B. Körpergewicht) mit Berücksichtigung zusätzlicher Einflussgrößen (z.B. Geschlecht, Alter zu Baseline) oder cluster-randomisierte Studien mit zusätzlicher Berücksichtigung weiterer Clustereigenschaften (z.B. Migrantenanteil, Baseline-Wert der Zielgröße). Ein konkretes Beispiel einer solchen Studie ist URMEL-ICE, eine cluster-randomisierte Studie zur Untersuchung der Wirksamkeit eines schulbasierten Programms zur Prävention von Übergewicht bei Grundschulkindern (Brandstetter et al. 2012). Neben der Gruppenzugehörigkeit (Interventionsgruppe vs. Kontrollgruppe) wurden auch Baselinewert und Zeitabstand der Messungen in der Analyse berücksichtigt.
Vom KHRG zum KHSG – vom Refinanzieren zum Strukturieren
Ausgabe 06 / 2015
Mit dem Krankenhausstrukturgesetz (KHSG)1 nimmt die Politik den Krankenhausbereich sechs Jahre nach dem Krankenhausfinanzierungsreformgesetz (KHRG)2 wieder in den Fokus einer umfänglichen Reform. So ähnlich die beiden Akronyme sind, so unterschiedlich ist die Ausrichtung vieler Maßnahmen dieser Gesetze. Nahm das KHRG noch gezielt insbesondere die Finanzierung unter den Rahmenbedingungen eines erstmalig vollumfänglich zur Anwendung kommenden DRG‑Fallpauschalensystems mit vielen neuen Freiheitsgraden für Krankenhäuser in den Blick, so weisen die Maßnahmen des KHSG unter dem Eindruck einer in dieser Folge beachtlichen Anzahl an aufgetretenen Fehlanreizen in Richtung struktureller Vorgaben und planerischer Anleihen. Auf die Deregulierung des KHRG folgt damit wieder ein regulierender Ansatz
Ein Blick in die „Datentankstelle“ des DIMDI
Ausgabe 06 / 2015
Auf dem sogenannten Marktplatz des 14. Deutschen Kongresses für Versorgungsforschung (DKVF), auf dem sich Dienstleister als auch Datenanbieter im Bereich Versorgungsforschung und -management präsentieren konnten, standen oft alleine und verlassen zwei Kongressteilnehmer, die zwar mit Daten umgehen können, aber von denen Versorgungsforscher nur zu oft sagen: Von diesen Beamten an Daten zu kommen, ist fast unmöglich. Diesem vielleicht allzu vorschnellen und einfachen Vorurteil stellten sich Dr. Jochen Dreß und Dirk Hellthaler vom Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information in Köln im Gespräch mit „Monitor Versorgungsforschung“. Das DIMDI gehört zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) und betreibt in dessem Auftrag im Zuge des Datentransparenzgesetzes das „Informationssystem Versorgungsdaten“.
Status und Zukunft einer neuen Qualitätskultur
Ausgabe 06 / 2015
Unter Vorsitz von Univ.-Prof. em. Dr. Prof. h.c. Edmund A.M. Neugebauer (DNVF) und Dr. Christoph Veit (IQTiG) sprachen Prof. Dr. Joachim Szecsenyi (AQUA), der die Entwicklungen der gesetzlichen Qualitässicherung in den letzten fünf Jahren und den aktuellen Stand 2015 darstellte, und Prof. Dr. Max Geraedts (Universität Witten/Herdecke), der die Perspektive der Versorgungsforschung einbrachte (und dabei Widerspruch von ersterem erntete). Auf gleicher Linie waren dagegen Dr. Regina Klakow-Franck (G-BA), die zum Thema „Gesetzliche Qualitätssicherung im Rahmen der Neufassung von SGB V 137a“ referierte und Prof. Dr. Matthias Schrappe (Köln), der über die „Gesetzliche Qualitätssicherung: Chancen für die Weiterentwicklung des Gesundheitswesens?“ sprach.
Warum wir unterschiedliche Studienarten brauchen
Ausgabe 06 / 2015
Randomisierte kontrollierte Studien (RCT) bilden bei Arzneimitteln das zentrale Fundament für den Nachweis von Wirksamkeit und Sicherheit. Jedoch stößt dieses Studiendesign bei bestimmten Fragestellungen und Wirkstoffklassen, insbesondere in der Versorgungsforschung und bei der Bewertung von Arzneimitteln, an seine Grenzen. Ein gemeinsamer Workshop des Bundesverbands Managed Care e.V. (BMC), des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI) und des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller e.V. (vfa) sollte klären, wie RCT sinnvoll durch Erkenntnisse ergänzt werden können, die sich mithilfe alternativer Studiendesigns generieren lassen. Der Workshop fand Mitte Oktober in den Räumen der SRH Hochschule in Berlin statt.