Alle Beiträge in MVF im Überblick
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Fehlende Werte in der Versorgungsforschung
Ausgabe 03 / 2012
Die Versorgungsforschung ist eine multidisziplinäre wissenschaftliche Disziplin mit einer noch vergleichsweise jungen Geschichte [1]. Die angestrebten Ziele dieser Wissenschaftsdisziplin sind von großer Bedeutung für die Bewertung der Lage im Gesundheitswesen – unter Umständen mit entsprechenden Auswirkungen auf die Praxis, Politik und Wissenschaft. Nach Pfaff [2] kann die Versorgungsforschung definiert werden als ein „fachübergreifendes Forschungsgebiet, das die Kranken- und Gesundheitsversorgung und ihre Rahmenbedingungen beschreibt und kausal erklärt, sowie die Wirksamkeit von Versorgungsstrukturen und –prozessen unter Alltagsbedingungen evaluiert“. Insbesondere ist dabei die Analyse medizinischer oder allgemein das Gesundheitswesen betreffende Fragestellungen unter Alltagsbedingungen hervorzuheben, die sich damit ganz deutlich von der klassischen klinischen Studie unterscheidet. Im Speziellen teilt sich das Gebiet der Versorgungsforschung in verschiedene Bereiche auf, die sich durch den inhaltlichen Gegenstand der Untersuchung ergeben (z.B. Bedarfsforschung, Qualitätsforschung, Versorgungsepidemiologie).
IT-Strategien und effizientes Risikomanagement für Accountable Care Organizations (ACO) - Teil 2
Ausgabe 03 / 2012
Eine deutliche Zunahme chronischer Erkrankungen, massiv steigende Kosten bei unsicherer Finanzierung, fehlende Koordination mit Unter- bzw. Fehlversorgung sowie mangelnde Qualität bei falschem Anreizsystem sind große Herausforderungen für die beteiligten Akteure und die Politik des amerikanischen Gesundheitswesens. Um diesem Trend entgegenzuwirken, hat Präsident Obama im Rahmen seiner Healthcare Reform den Patient Protection and Affordable Care Act (PPACA) verabschiedet. Er stellt die gesetzliche Grundlage für eine performance- und ergebnisorientierte Neuausrichtung dar, zu deren Elementen auch die Gründung von Accountable Care Organizations (ACOs) gehört. (Siehe MVF 06/11 „Accountable Care Organizations (ACOs) als Neuerung im amerikanischen Gesundheitssystem“).
„Manche Stadtteile haben gute Voraussetzungen“
Ausgabe 03 / 2012
Das 2005 gestartete „Integrierte Versorgung Gesundes Kinzigtal“ ist durchaus ein Leuchtturmprojekt eines anderen, eines moderneren Versorgungskonzeptes. Eine ganze Reihe von Evaluationen einzelner Interventionsprogramme wie auch von Ergebnissen für alle Versicherten der beteiligten Krankenkassen zeigen, dass einerseits Krankenhauseinweisungen und die Zahl der Verordnungen unnötiger Medikamente zurückgehen, andererseits der Deckungsbeitrag z.B. für die Bewohner der Pflegeheime im Kinzigtal, für die ein extra Betreuungsprogramm gestartet wurde, bereits im Jahr 2010 deutlich im Plus liegt, wohingegen er im Jahr 2007 noch fast minus 3.000 Euro betrug. „Die aktuellen Resultate zeigen, wie schnell die Integrierte Versorgung zu substanziellen Erfolgen führen kann, zum Nutzen sowohl der Versicherten als auch der Kassen“, betont Helmut Hildebrandt, Vorstand der OptiMedis AG und Geschäftsführer der Gesundes Kinzigtal GmbH. Die Erfolgsfaktoren des von ihm initiierten Modells beleuchtet Hildebrandt im Interview mit „Monitor Versorgungsforschung“.
„Versorgung gemeinsam gestalten“
Ausgabe 03 / 2012
Von 2002 bis 2005 war Birgit Fischer Ministerin für Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie des Landes Nordrhein-Westfalen, seit 2007 Stellvertretende und ab 2010 dann Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK. Bis sie im Mai 2011 einen großen Schritt auf die Industrieseite machte und als Nachfolgerin von Cornelia Yzer Hauptgeschäftsführerin des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) wurde. Dieser Schritt polarisierte, sogar von Anrüchigkeit war die Rede, wohl auch, weil sie auf Kassenseite durchaus als Kritikerin der Pharmaindustrie galt. Heute, exakt ein Jahr später, sind solche Kritiken Vergangenheit, auch, weil sich die gelernte Pädagogin als „Brückenbauerin“ versteht, als jemand, der die verschiedenen Seiten des Gesundheits-systems kennt, versteht und an einer neuen gemeinsamen und vor allem zukunftsfähigen Versorgungslösung mitarbeiten möchte.
Die Rolle der Neuroleptika im Kontext von Demenzerkrankungen
Ausgabe 02 / 2012
In der politischen Diskussion um die Zukunft unserer sozialen Sicherungssysteme und besonders unseres Gesundheitssystems ist der Zusammenhang zwischen Demenz und demographischem Wandel unübersehbar. Demographische Veränderungen bewirken einen steilen Anstieg der Anzahl der über 65-Jährigen bei gleichzeitigem Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter. Mit dieser Entwicklung steigt auch das Vorkommen altersbedingter Erkrankungen. Dazu gehört z.B. die Demenz, für die das Alter als Hauptrisikofaktor genannt wird. Demenz-erkrankungen stellen daher eine große Herausforderung für die zukünftige gesellschaftliche Entwicklung dar: Betrachtet man aktuelle Erkrankungszahlen, so werden die Brisanz und die Wichtigkeit des Themas deutlich. Für Deutschland wird sich die Anzahl Demenzerkrankter von derzeit über 1,2 Millionen auf 2,5 Millionen im Jahre 2060 mehr als verdoppeln. Dabei ist zu bedenken, dass die Demenz einen erheblichen Aufwand an medizinischer und pflegerischer Betreuung verursacht. Sie wird daher als vermutlich teuerste Erkrankung des höheren Lebensalters bezeichnet. Der World-Alzheimer-Report (2011) spricht aufgrund dieser Entwicklungen von Demenzerkrankungen als der wesentlichen sozialen, gesundheitlichen und ökonomischen Herausforderung des 21. Jahrhunderts, der nur mit einem weiteren Ausbau von Forschung und Versorgungsstrukturen begegnet werden kann.
Einsparungen für die europäischen Gesundheitssysteme durch Biosimilars
Ausgabe 02 / 2012
In den letzten Jahren hat der Einsatz von biotechnologisch erzeugten Arzneimitteln deutlich zugenommen. Diese Wirkstoffe, welche in der Regel durch den Einsatz von Bakterien oder Zellkulturen erzeugt werden, finden in einer Vielzahl von Indikationsgebieten Anwendung. Insbesondere bei der Behandlung von schwerwiegenden Erkrankungen wie beispielsweise der Anämie bei Nierenerkrankungen, rheumatoider Arthritis und anderer Systemkrankheiten sowie verschiedener Krebserkrankungen werden biotechnologisch erzeugte Wirkstoffe eingesetzt (Roger 2006). Eine Möglichkeit der Kosteneinsparung im Bereich der Biologicals besteht im vermehrten Einsatz von sogenannten „Biosimilars“, welche nach Ablauf des Patentschutzes des Biologicals von anderen Herstellern entwickelt und auf dem Markt gebracht werden können. Im Rahmen einer Modellrechnung wurde untersucht, wie hoch diese erwarteten Einsparungen durch die Substitution der Referenzbiologicals durch Biosimilars am Beispiel ausgesuchter europäischer Länder zwischen 2007 und 2020 ausfallen könnten.
Datenbankbasierte Untersuchung zur Inzidenz der koronaren Herzkrankheit (KHK) bei Typ-2-Diabetes-Patienten
Ausgabe 02 / 2012
Die Stoffwechselerkrankung Diabetes mellitus Typ 2 wirkt sich in ihrer Komplexität auf viele Organe im Körper aus. Entsprechend häufig findet man eine positive Korrelation zwischen der Schwere des Diabetes und dem Auftreten anderer Erkrankungen wie Neuropathie, periphere arterielle Verschlusskrankheit (PaVK) und koronare Herzkrankheit (KHK) (Bauer T, 2011). Die KHK bedeutet, dass die Herzkranzgefäße, die den Herzmuskel mit Sauerstoff versorgen, eng gestellt sind. Diese Engstellung ist bedingt durch eine Arteriosklerose, die wiederum durch Hypertonie, Hyperlipidämie und erhöhte Blutzuckerwerte beim Diabetes mellitus entstehen kann. Insbesondere der erhöhte Blutzucker schädigt die Gefäße und es kommt zu Mikro- und Makroangiopathien. Folglich erkranken Diabetiker wesentlich häufiger als Nicht-Diabetiker an KHK (Kannel W, 1979). Das Risiko für koronare Herzerkrankungen ist bereits vor der Diabetes-Diagnose erhöht, da längere Zeit vor der gesicherten Diabetes-Diagnose die Prä-Diabetes-Phase mit erhöhten Blutzuckerwerten besteht (Hu FB, 2002)
DMP Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2: Überarbeitungsbedarf
Ausgabe 02 / 2012
Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) empfiehlt dem Bundesministerium für Gesundheit für die Rechtsverordnung nach § 266 Abs. 7 SGB V Anforderungen an die Ausgestaltung von Disease-Management-Programmen (DMP). Dabei soll der aktuelle Stand der medizinischen Wissenschaft unter Berücksichtigung von evidenzbasierten Leitlinien oder nach der jeweils besten, verfügbaren Evidenz für den jeweiligen Versorgungssektor beachtet werden. Der G-BA ist darüber hinaus verpflichtet, die DMP regelmäßig auf ihre Aktualität hin zu prüfen. Eine letzte Aktualisierung der DMP Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2 erfolgte per Verordnung im Juni 2009 (Bundesministerium für Gesundheit 2009). Im Dezember 2009 hat der Gemeinsame Bundesausschuss das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) beauftragt, eine Recherche nach evidenzbasierten Leitlinien zum Thema Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2 durchzuführen. Die hierbei aus den identifizierten Leitlinien extrahierten Empfehlungen bilden die Grundlage der gesetzlich festgelegten Aktualisierung der DMP Diabetes mellitus.