Kongress wird Qualitätsgedanken klarer definieren
>> Gegen Qualität an sich hat natürlich niemand etwas. Das Problem indes ist, dass gerade von ärztlicher Seite immer wieder Qualitätsmessung mit einem diagnostischen Verfahren verwechselt wird, wie Schrappe meint. Er zitiert hier Prof. Dr. Dr. Serban-Dan Costa, Direktor der Universitäts-Frauenklinik Otto-von-Guericke an der Universität Magdeburg, der unlängst im „Ärzteblatt“ postulierte, dass Qualitätsmanagement „für die Wissenschaftler ähnlich nützlich wie die Ornithologie für die Vögel“ sei; eine Ansicht, die nach Schrappe ein seit den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts überwunden geglaubtes Verständnis der Gesundheitsvesorgung zum Ausdruck bringe, das „auf einem impliziten und paternalistischen Qualitätsverständnis“ beruhe und den Patienten, der Gesellschaft und den finanzierenden Einrichtungen das Recht und die Befähigung abspreche, etwas über die Abläufe der Behandlung und die Behandlungsergebnisse in Erfahrung zu bringen und darüber kritisch zu befinden.
Tun sie das? Wenn ja wie? Antworten darauf gibt der MVF-Kongress „Qualität 2015 - vom Messen zum Steuern“. Gerade in einer Zeit, in der seitens der Politik vom nie ganz klar definierten Qualitätsgedanken wahre Wunderdinge wie qualitätsorientierte Honorierung und Bedarfsplanung erwartet werden, muss endlich grundlegend diskutiert und konsentiert werden, ob – so Schrappe im Titelinterview mit MVF 06/14 – „wir unsere derzeitigen Anstrengungen auf der Basis der richtigen Grundannahmen und unter einer Perspektive unternehmen, die zielorientiert die richtigen Probleme thematisiert und auch mit hinreichender Wahrscheinlichkeit zu Lösungen führt.“ Schrappe: „Es ist nicht sinnvoll, einen sowieso schon hoch drehenden Motor noch weiter in den roten Bereich zu treiben, ohne dass der Kurs und das Ziel
klar ist.“ Doch: Wer bestimmt Ziel und Kurs? Eine erste Annäherung an diese ebenso komplexe wie weitreichende Thematik eröffnet der kommende MVF-Kongress, auf dem wie gewohnt die verschiedenen Stakeholder des Gesundheitssystems zu Wort kommen und offen wie kontrovers diskutieren. <<
Lesen Sie dazu auch das Interview mit Prof. Schrappe in MVF 06/14