MVF 01/15
„Pflege muss einen neuen Stellenwert bekommen“
Ausgabe 01 / 2015
Seit 2014 ist Karl-Josef Laumann Beauftragter der Bundesregierung für die Belange der Patientinnen und Patienten und Bevollmächtigter für Pflege. In dieser Funktion nimmt er kein Blatt vor den Mund, wenn er wortgewaltig und nachdrücklich die Missstände im System anprangert und für Lösungen kämpft. Das hat er natürlich auch als Minister für Arbeit, Soziales und Gesundheit des Landes NRW getan, doch jetzt als Patientenbeauftragter umso mehr. Seine Aufmerksamkeit gilt dabei vor allem der Ausgestaltung und Implementierung des Patientenrechtegesetzes und vor allem des neuen, mehrstufigen Pflegegesetzes. Besonders das Thema Qualität im Gesundheitswesen und auch der Pflege liegt ihm dabei am Herzen.
Kongress wird Qualitätsgedanken klarer definieren
Ausgabe 01 / 2015
2 bis 4 Prozent der Krankenhaus-Patienten erleiden ein vermeidbares, auf Fehler zurückzuführendes unerwünschtes Ereignis, das durch die Behandlung bedingt ist. Für Deutschland heißt das, dass jedes Jahr zwischen 380.000 und 760.000 Krankenhauspatienten von Schäden betroffen sind, die auf Fehler zurückgehen, was in rund 19.000 vermeidbaren Todesfällen pro Jahr kulminiert. Wohlgemerkt vermeidbaren! Dazu kommen zwischen 100.000 und 200.000 pro Jahr wiederum vermeidbare nosokomiale Infektionen, die erneut in 2.500 bis 5.000 Todesfällen ihren traurigen Höhepunkt finden. Und jährlich werden noch einmal zwischen 380.000 und 950.000 Krankenhaus-Aufnahmen wegen Arzneimittel-„Nebenwirkungen“ verzeichnet. All das spielt sich im Krankenhausbereich ab, der seit Beginn der Qualitätsdiskussion in Deutschland jener Sektor ist, in dem die meisten Qualitätsindikatoren definiert sind, als auch seit Jahren erhoben werden. Vor dem Hintergrund dieser und vieler weiterer Qualitätsdefizite, die im Gutachten „Qualität 2030“ als umfassende Strategie für das Gesundheitswesen vorgestellt wurden, sieht der Kölner Prof. Dr. med. Matthias Schrappe zahlreiche Handlungsoptionen, die einen einzigen Nenner haben: „Es gibt kein weiter so“, sagt Schrappe, der seine Position am 10. Februar auf dem MVF-Kongress „Qualität 2015 - vom Messen zum Steuern“ der breiten Diskussion – aus Sichtweise der Politik, der Kassen und der Leistungserbringer – stellen wird.
Move the data, not the doctor
Ausgabe 01 / 2015
In 10 bis 15 Jahren wird die Ärzteschaft über den heutigen Widerstand gegen den flächendeckenden Einsatz von eHealth nur noch den Kopf schütteln, orakelt Manfred Zipperer, Vorsitzender des Aufsichtsrates des Zentrums für Telematik im Gesundheitswesen GmbH (ZTG) in Bochum, in einem Wissensbeitrag in „Monitor Versorgungsforschung“ (06/14). Dr. Axel Wehmeier, Sprecher der Geschäftsführung Deutsche Telekom Healthcare & Security Solutions GmbH und Leiter des Konzerngeschäftsfeldes Gesundheit, ist ähnlicher Meinung, wohlwissend, dass sein Konzern schon kräftig daran mitarbeitet, dass Zukunft Gegenwart wird.
Versorgungsforschung: Wer leistet welchen Beitrag?
Ausgabe 01 / 2015
INSIGHT Health beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit dem Thema Versorgungsforschung. Der Datendienstleister mit Hauptsitz in Waldems-Esch und Niederlassungen in Berlin und Wien ist Mitinitiator, kontinuierlicher Wegbegleiter und Förderer der Fachzeitschrift „Monitor Versorgungsforschung“. Ihm ist es ein großes Anliegen, die Versorgungsforschung in Deutschland aktiv zu unterstützen und kontinuierlich auszubauen, um damit einen Beitrag zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung zu leisten. In zahlreichen vorangegangenen Publikationen wurden einzelne Aspekte der Versorgungsforschung datenbasiert beleuchtet. In diesem Aufsatz nehmen die Autoren von INSIGHT Health eine etwas andere Perspektive ein und geben ihre Einschätzung zum Stellenwert der Versorgungsforschung in Deutschland wieder. Darüber hinaus wird anhand ausgewählter Ansatzpunkte skizziert, welchen Beitrag die einzelnen Akteure zu einer Weiterentwicklung der Versorgungsforschung leisten können.
Sind P4P-Modelle auf lange Sicht wirkungslos?
Ausgabe 01 / 2015
Ein Wissenschaftler-Team aus England stellt mit seinem neu erschienenen Paper die langfristigen Effekte von P4P-Modellen in Frage. Bei der Untersuchung kam heraus, dass die Senkung der Sterblichkeitsrate nach dem Start eines P4P-Programms in Krankenhäusern nach mehr als zwei Jahren nicht mehr so groß ausfiel wie in den ersten 24 Monaten. Eine der Autorinnen des Papers ist Ruth McDonald, Professor of Health Science Research and Policy an der Manchester Business School. McDonald wertet die Ergebnisse der Studie als „mehrdeutig“. Zwar habe man keinen langfristigen Effekt nach 42 Monaten ausmachen können, dafür aber Verbesserungen in der Versorgungsqualität weiterer Fachgebiete, die nicht vom P4P-Programm erfasst waren. Offenbar hat sich die „good practice“ der Behandler auch auf die nicht-angereizten Indikationen ausgedehnt.
Die Entwicklung ambulant verordneter onkologischer Arzneimittel in der GKV bis 2016
Ausgabe 01 / 2015
Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung für Arzneimittel zur Behandlung von Krebserkrankungen stehen immer wieder im Fokus der Diskussion (Neller 2013). Ein im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit erstelltes Gutachten zur Frage der Sicherstellung einer effizienten Arzneimittelversorgung in der Onkologie zeigt, dass ein Anstieg der Kosten für die GKV in diesem Bereich zu erwarten ist (Glaeske et al. 2010). Auch international wird der Prognose von zukünftigen Krankheitskosten im onkologischen Bereich Bedeutung eingeräumt. Mariotto et al. (2010) betrachtet insbesondere die demographisch bedingten Mehrkosten der Krebsbehandlung in den USA. Yabroff et al. (2011) weisen auf die zusätzliche Berücksichtigung der indirekten Kosten als Folge der Krebstherapie hin. Diese werden von Featherstone et al. (2010) für eine Betrachtung der Kosten im Vereinigten Königreich (UK) berücksichtigt. Die demographisch bedingten jährlichen Kostensteigerungen zwischen 2008/2010 bis 2020 werden in diesen Publikationen auf 1,0 % bis 2,5 % geschätzt. Globale Betrachtungen mit Fokus auf den Arzneimittelmarkt und unter Berücksichtigung von Neueinführungen gehen von höheren jährlichen Steigerungen (6,9 % zwischen 2010 und 2016) aus (Business Insight (2011)), welche auch in Deutschland erwartet werden (Höer et al. 2010). Ziel der aktuell vorgelegten Analyse ist es, eine aktuelle Prognose für die zu erwartende Entwicklung der Umsätze und Verbräuche der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für ambulant abgegebene onkologische Arzneimittel bis 2016 zu erstellen.
Versorgungssituation von Patienten mit chronischer Koronarer Herzkrankheit (KHK)
Ausgabe 01 / 2015
Die chronische koronare Herzkrankheit (KHK) trägt in Deutschland wesentlich zur Mortalität, Morbidität und zum Verlust von Lebensqualität bei. Verbesserte Therapien und die medikamentöse Sekundär- und Tertiärprävention haben dazu beigetragen, dass die KHK-bezogene Mortalität in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen ist. Das verbesserte Überleben mit einer KHK sowie der wachsende Anteil der älteren Bevölkerung lassen eine Zunahme der Prävalenz der Erkrankung und ihrer Folgeerkrankungen erwarten. Die vorliegende Publikation soll Morbidität, Mortalität und Prävalenz der chronischen KHK in Deutschland darstellen und dabei die Bevölkerungsgruppen identifizieren, die besonders häufig von der Erkrankung betroffen sind. Zusätzlich werden Aspekte der Krankheitslast (Lebensqualität, vorzeitige Sterblichkeit und Krankheitskosten) berücksichtigt. Des Weiteren sollen Versorgungslücken sowie Potenziale für die Optimierung der Sekundär- und Tertiärprävention von Patienten mit chronischer KHK identifiziert werden.
Therapieziel antihypertensiver Behandlung und Teilnahme an integrierten Versorgungsprogrammen
Ausgabe 01 / 2015
Integrierte Versorgungsmodelle sind in Deutschland gesetzlich und politisch gefördert. Ziel derartiger Modelle ist es, zu einer Optimierung der qualitativen und wirtschaftlichen Patientenversorgung beizutragen, indem die Zusammenarbeit zwischen den Leistungserbringern innerhalb und zwischen den Sektoren ambulant, akutstationär, Rehabilitation und Pflege gefördert wird. Aufgrund des anhaltenden Kostendrucks im deutschen Gesundheitssystem sollen Redundanzen und Reibungsverluste zwischen den Akteuren abgebaut und die Sozialkassen entlastet werden. Wesentliches Merkmal von Integrierten Versorgungsmodellen ist es, dass Anbieter, Nachfrager und Kostenträger auf Grundlage von selektiven Verträgen und auf freiwilliger Basis einen individuellen Vertrag abschließen (vgl. §§140a und b SGB V). Damit hat der Gesetzgeber eine Abkehr vom Kollektivvertragssystem geschaffen, um mehr Wettbewerb und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen zu fördern. Insbesondere den Kassen eröffnet sich hierdurch die Möglichkeit, die Leistungserbringer nach eigenen Kriterien auszuwählen, Vergütungssysteme zu verhandeln und somit Leistungsfinanzierung und Leistungserfüllung unter einem Dach zu vereinheitlichen (vgl. Amelung 2009, S.6f.). Die Folge ist eine Veränderung der Rollen in der traditionellen Dreiecksstruktur von Kasse – Leistungserbringer – Patient. Für die Leistungserbringer ergibt sich der Vorteil, sich im Wettbewerb durch das Angebot besonderer Behandlungsprogramme zu profilieren und zu professionalisieren. Ein Nachweis guter Qualität und Reputation rückt somit für die Leistungserbringer in den Blickpunkt des Interesses. Für die Patienten ergeben sich Vorteile durch eine abgestimmte Behandlung und Qualität durch zum Beispiel integrierte Behandlungspfade (Waehlert/Wagner/Czap 2010) sowie mögliche Boni/Rabatte oder andere verbesserte Konditionen durch die Kostenträger durch Teilnahme an Integrierten Versorgungsmodellen. Dafür geben die Patienten zumeist die freie Arztwahl auf und verpflichten sich zur Anerkennung der Leistungssteuerung im vorgegebenen Vertrag.